Erstellt am: 7. 9. 2016 - 15:58 Uhr
The daily Blumenau. Wednesday Edition, 07-09-16.
#fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Der Kader der U21-Nationalmannschaft (Jg. 94 und jünger)
Tor: Daniel Bachmann (Stoke /ENG), Markus Kuster (Mattersburg), Alexander Schlager (FAC). Auf Abruf: Paul Gartler (Rapid), Osman Hadzikic (Austria).
Abwehr: Phillipp Mwene (Kaiserslautern/D), David Stec (St. Pölten), Philipp Lienhart (Real Madrid/ ESP), Maximilian Wöber (Rapid), Christian Schoissengeyr (Sturm), Christoph Martschinko (Austria), Ylli Sallahi (Karlsruher SC/D), Auf Abruf: Stefan Peric (VfB Stuttgart/D), Dominik Baumgartner (Innsbruck), Lukas Gugganig (Fürth/D), Patrick Wessely (Admira).
Mittelfeld: Tarkan Serbest (Austria), Dominik Wydra (Bochum/D), Lukas Jäger (Altach), Konrad Laimer, Xaver Schlager (RB Salzburg), Martin Rasner (Heidenheim/D), Nikola Dovedan (Altach), Florian Grillitsch (Werder Bremen/ D), Sascha Horvath (Sturm), Thomas Murg (Rapid). Auf Abruf: Andreas Gruber, Marc Andre Schmerböck (Sturm), Peter Michorl (LASK), Florian Sittsam (Wr Neustadt).
Angriff: Kevin Friesenbichler, Marko Kvasina (Austria), Arnel Jakupovic (Middlesbrough/ ENG). Auf Abruf: Daniel Maderner (Wr Neustadt).
Die U21-spielberechtigten Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D), Alessandro Schöpf (Schalke/D), Michael Gregoritsch (HSV/D), Louis Schaub (Rapid) und Valentino Lazaro (RB Salzburg) stehen bereits im A-Kader. Jakupovic und Wöber sind (ebenso wie etwa Sandi Lovric) noch für die U19 (Jg 98) spielberechtigt.
Verletzt: Christian Gartner (Düsseldorf/D), Roman Kerschbaum (Innsbruck). Für den Kosovo spielt jetzt Sinan Bytyqi (Manchster City/ENG).
Nicht berufen aus dem U21-Großkader: Ivan Lucic (Bristol City/ENG); Philipp Posch, Markus Blutsch (Admira), Christian Derflinger (Fürth/D), Marvin Egho (Ried), Bernd Gschweidl (St. Pölten).
Unberücksichtigte Spieler aus dem Jahrgang 94: Ismael Tajouri (Austria), Stefan Savic (Slaven Belupo/CRO), Sebastian Wimmer (Wolfsburg/D), Domenik Schierl, Sandro Djuric (Wr Neustadt), Philipp Wiesinger (LASK), Andreas Leitner, Fabio Strauss (Admira)...
Unberücksichtigte Spieler aus dem Jahrgang 95: Michael Brandner (Ried), Sven Sprangler, Francesco Lovric (Mattersburg), Florian Flecker (KSV), Valentin Grubeck (A. Lustenau), Tino Casali (Austria), Jonathan Scherzer (Augsburg/D), Patrick Puchegger (Bayern/D), Filip Feletar (Schalke/D), Tomasz Zajac (Korona Kielce/POL), Filip Dmitrovic (LASK), Petar Zivkov (Vicenza/ITA)...
Unberücksichtigte Spieler aus dem Jahrgang 96: Christoph Rabitsch (Wolfsberg), Maximilian Ullmann (LASK), Adrian Grbic, Lukas Tursch (FAC), Michael Lercher (Wacker Innsbruck), Johannes Kreidl (Kuopio/FIN), Tim Müller (Mainz/D), Felipe Dorta (Pasching), Murat Satin (Hacettepe/TUR), Daniel Ripic (VfB Stuttgart/ D), Renny Smith (Vicenza/ITA)...
Unberücksichtigte Spieler aus dem Jahrgang 97: Philipp Malicsek (Rapid), Dominik Prokop (Austria), Marco Krainz (A.Lustenau), Stefan Posch (Hoffenheim/ D), Marcel Canadi (Mönchengladbach/D), Patrick Hasenhüttl (Ingolstadt/D), Orhan Vojic (Wolfsburg/D), Daniel Stückler (Bröndby/DEN) uvam...
WÄHREND das A-Team nach einer Evaluierung der EM-Reise einen Neuanfang in seiner Rückrunde sucht, ist das U21-Team seit gefühlten Jahren mittendrin in seiner eigenen Quali (für das Finalturnier im Sommer 2017 wäre das) und wird sie im Oktober bzw. hoffentlich erst im November bereits beenden.
DER deutsche Gruppensieger ist wohl (auch im direkten Duell am letzten Spieltag) nicht mehr einzuholen, aber als einer der vier besten Gruppen-Zweiten käme (Konjunktiv - noch müssen die anderen für uns spielen, noch sind sechs Gruppen in der Verlosung...) man in ein Play-Off, in dem wohl schwere Gegner (Kroatien, Spanien, Serbien, Holland...) warten, aber schon das wäre ein großer Erfolg. Zumal der ÖFB noch nie eine U21-Endrunden-Teilnahme feiern konnte.
BEMERKENSWERT an der aktuellen Quali-Campaign ist dreierlei.
Zum einen, dass soeben vier Punkte aus Vaasa und Moskau entführt wurden, und zwar von einem Team, das seine Besten (Gregoritsch, Schaub, Lazaro, Schöpf) bereits an Marcel Koller weiterreichen musste.
Zum zweiten, dass diese Erfolge, ebenso wie die teilweise gutklassigen Heimspiele im letzten Herbst, nicht glücklich, sondern planvoll erzielt wurden; und das mit einem Trainerteam mit Werner Gregoritsch an der Spitze, also einem Mann, der sich in der Vergangenheit als Anti-Stratege und homo- und xenophober Haudrauf hervorgetan hatte, dem strukturiertes und irgendwie in den Geruch der Verwendung von wissenschaftlichen Daten geratendes Arbeiten ein echtes Gräuel waren.
MIT seinem gestrigen Spiel in der Arena Khimki hat derselbe Gregoritsch, der die Inthronisierung von Marcel Koller noch mit gift&gallespuckenden, brauntönenden lokalchauvinistsischen Kommentaren bedacht hatte, den obersten Fußball-Lehrer des Landes sogar überholt. Und ja, es fällt mir schwer, ihm das zuzugestehen.
DENN während Koller - nachdem er bei der Euro mit seinen dort wenig gut nachvollziehbaren, äußerst hektischen moves (vor allem die Erste-Halbzeit-Aufstellung gegen Island, aber auch schon der Matchplan gegen Portugal) eingefahren ist - sich auf eine Position der fast vollständigen taktischen Unbeweglichkeit zurückgezogen hat, lebt ihm Gregoritsch quasi öffentlich vor, dass auch Leben zwischen diesen Extremen existiert.
INS Russland-Match etwa (und das ist jetzt endlich Punkt 3 in der Bemerkenswert-Liste) startete Gregoritsch mit einem 4-3-3, das noch dazu durch seine präzis erarbeitete Aufgabenverteilung bestach. Laimer und Rasner rückten auf Achter-Halbpositionen vor dem Solo-Sechser Wydra, Dovadan und Horvath flankierten die Solo-Spitze Jakupovic. Offensiv sorgt das für einen Mann mehr. Im Defensiv-Pressing waren es Laimer und Rasner, die Jakupovic unterstützten, während Dovedan/Horvath die Flanken sicherten.
EINE bemerkenswerte Variante, die wenige Stunden später auch vom Europameister zu sehen war. Auch Portugal begann mit einem (neuen, bei der Euro war's ja zuallermeist ein 4-4-2) 4-3-3 und mit Moutinho und Adrien Silva als mitpressenden Achtern, während sich Nani und Bernardo Silva, die Flügel, auf die Höhe ihres Sechsers zurückfallen ließen, um die Breite des Feldes zu sichern.
DAFÜR, dass Gregoritsch genauso wie Koller seine Burschen auch nur ein paar wenige Tage zusammen hat, sah diese Formation sehr eingespielt und selbstverständlich aus. Und das erledigt auch die implizite Koller-Ausrede, man könne mit der Nationalmannschaft in der Kürze der Zeit keine neue Variante einüben.
WICHTIG ist, warum Gregoritsch auf dieses Mittel zurückgriff: nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil das Spielermaterial danach war. Mit Wydra, Serbest, Laimer, Rasner oder Jäger gibt es (dazu käme noch Gartner, außerdem wären da noch Sebastian Wimmer, Rabitsch, Brandner, Krainz...) eine große Zahl hochtalentierter Sechser/Achter. Mit den Ausfällen von Grillitsch (der mittlerweile bei Werder ja auch in die hintere Reihe zurückgegangen ist) und Murg waren ihm die offensiven Zentrumsspieler, eh eine seltene und wegsterbende Gattung, ausgegangen.
IM A-Team ist das (Stichwort: der nicht zu ersetzende Junuzovic) ja so ähnlich, das war ein Kardinal-Problem der Euro. Koller konnte dafür (was mach ich, wenn Juno ausfällt?) keine Ersatzvariante finden, hatte keinen Plan B, reagierte zunehmend kopflos. Gregoritsch schafft es innerhalb von wenigen Tagen (am Freitag gegen Finnland konnte er noch ein 4-2-3-1 aufbringen, am Dienstag gegen Russland dann nimmer), sich etwas auszudenken.
DASS die jungen Russen in Halbzeit 1 besser waren, hatte weniger mit der Strategie denn mit der Schwäche der ÖFB-Jungen bei Standards zu tun. Nach dem Gegentor in Minute 33 übernahm die Gregoritsch-Mannschaft dann durchaus das Kommando. In der Halbzeit stellte der daueraufgeregte Gregoritsch trotzdem um, und zwar wieder auf seinen eigentlichen, nur leicht justierten Plan B, ein 4-4-2 mit einem Rumwusler um einen fixen Center (Friesenbichler kam statt einer der Achter rein). Auch legitim. Der Ausgleich kam aus einem guten Weitschuss und war Resultat der weiter gut gefühlten, und aus Halbzeit 1 übernommenen Spieldominanz.
DAS sind letztlich allesamt Feinjustierungen, Kleinigkeiten, nichts, was international ansatzweise Aufsehen erregen könnte. Dass man sie trotzdem speziell herausstreichen muss, zeigt die Verfahrenheit der österreichischen Situation.
BIS auf Damir Canadi, Oliver Lederer und ganz wenige andere verfügt kein inländischer Trainer über dieses Repertoire. Und selbst Marcel Koller, der als Schweizer Barthel lange Jahre allen zeigte, wo man den Most herholt und wie man ihn verarbeitet, hat sich aus der Entwicklungsarbeit zurückgezogen. Er wird, das steht zu vermuten - den Beleg dafür werde ich morgen an dieser Stelle erbringen - sich auf die Verwaltung des Erreichten zurückziehen, und als Konsequenz auf das versagen der Risiko-Varianten jetzt gänzlich auf Variationsbreite verzichten.
Das schmerzt.
Vor allem dann, wenn man sehen kann, wie Koller - was das Mut zum kalkulierten Risiko betrifft - jetzt schon von einem Gregoritsch überholt wird. Dessen Sohn im übrigen ein glänzender Um-die-Spitze-Rumwusler und auf seine Art ein Junuzovic-Ersetzer sein könnte, von Koller aber auf die Rolle Ersatz-Janko zurechtgetrimmt wird. Auch das ein Zeichen für die neue Null-Flexibilität.
DIE U21 war es auch, die immer wieder das vom A-Team erhoffte scharfe Pressing spielen und so die (von der individuellen Klasse sicher gleichwertigen) jungen Russen durchaus in Schach halten konnte; auswärts. Die U21 ist zudem auch in der Suche nach gut mitspielenden, aufbauorientierten Außenverteidigern deutlich weiter als das Koller-Team, bei dem auf dieser Position Mitläufertum in Kauf genommen wird.
VIELLEICHT steht die U21 auch deshalb fix auf Platz 2 seiner Gruppe und darf auf ein Play-Off für sein 12er-Final-Turnier hoffen - wegen des kalkulierten Mutes zum Risiko.