Erstellt am: 6. 9. 2016 - 13:46 Uhr

HipHop im Herbst

Von der Festival-Bühne in den warmen Club. Der Herbst bringt Rap-Klassik nach Wien: Pete Rock & C.L. Smooth, The Artifacts, Ed O.G., Talib Kweli.

Allmählich verstummt der Festival-Tinnitus. Die dumpfen Ohren empfangen wieder Hochtöne. Spätestens aber, wenn das Gebimmel des ersten „Last Christmas“ losschellt, werden wir uns den integrierten Hochpassfilter wieder herbeisehnen. Ein Blick in den Veranstaltungskalender versichert uns zum Glück, bis dahin werden saftige Beats unseren Gehörgang imprägnieren und kluge Reime gegen den Weihnachtsslogan-Wahnsinn impfen. Also rein in die warmen Stuben der Clubs, wo die Beats kompakt wie aus der Boombox pressen. Eine Vorschau auf einen heißen Herbst.

Pete Rock & C.L. Smooth

Den Auftakt startet ein Legendenpaar des Golden Era-Raps: Produzenten-Großmeister Pete Rock und sein Partner in Rhyme C.L. Smooth haben in der ersten Hälfte der Neunzigerjahre den Jazz gelungen in HipHop-Beats gebannt. Die melodiösen Trademark-Beats von Pete „Soul Brother #1“ Rock prägten den New York Sound und pumpen seitdem durch die Hall of Fame der Beatmaker. Und Rapper C.L.s Nachname hält was er verspricht: butterweich fließende Raps.

Ihre „25th Anniversary Tour“ feiert den Geburtstag ihrer Debüt-EP „All Souled Out“ (1991). Die Old-Shool-Fans dürfen sich also auf Banger aus den Zeiten von „Mecca and the Soul Brother“ (1992) und „The Main Ingredient“ (1994) freuen. Danach haben die beiden nur mehr vereinzelt zusammengearbeitet, etwa auf Pete Rocks mehrteiligen Soloalben „Soul Survivor“ oder „PeteStrumentals“. Während Pete Rock sich als vertrauensvoller Beat-Lieferant für A Tribe Called Quest, GangStarr, Nas, The Roots und vor kurzem für De La Soul verdingte, nahm C.L. Smooth nach einer musikalischen Pause lediglich zwei Solo-Alben auf. 2013 gingen die beiden erstmals gemeinsam auf Reunion-Tour. Anfang des Jahres hörte man sie zusammen im Studio sagen: „We´re back“.

The Artifacts, Ed O.G., Reks

Eine Woche später erwartet HipHop-Nostalgiker ein weiterer Gala-Abend des Eastcoast-Raps: The Artifacts aus New Jersey - Rapper El Da Sensai, Tame One und DJ Kaos - kehren wiedervereint in Stammbesetzung zurück. Die Graffiti-Artists aus New Jersey mit den unsäglich dicken Bässen verantworten zwei Meilenstein-Alben des HipHops der Neunzigerjahre: „Between a Rock and a Hard Place“ (1994) und „That´s Them“ (1997). Im Anhang folgt der Bostoner Straßenchronist Ed O.G., der 20 Jahre-Debüt-Album feiert und Kollege Reks, der sein aktuelles Album „The Greatest X“ präsentiert, das von Leuten wie Buckwild, Statik Selektah oder Black Milk produziert worden ist.

Talib Kweli

Seit seinen Anfängen in den späten Neunzigern verkörpert Talib Kweli ehrenwerten Conscious-Rap. Gemeinsam mit Mos Def und Dj Hi-Tek erarbeiteten sich die beiden als Black Star 1998 einen Ehrenplatz im Plattenregal von Fans und Kritikern. Während Mos Def seinen Weg in Richtung Allah alleine bestritt, blieben Kweli und Hi-Tek vorerst als Reflection Eternal-Gemeinschaft zusammen, die sie im Jahr 2010 auf einem weiteren Album wiederholten. Seitdem arbeitet Talib Kweli mit diversen Produzenten wie Madlib oder 9th Wonder. Kwelis poetische Lyrik erfreute mehr die Kritiker als die Massen, daher blieb der große kommerzielle Erfolg aus. Diesen Jänner reagiert er darauf mit dem Gratis-Album „Fuck the Money“ (2016), das wohl auch in der Grellen Forelle zu hören sein wird.

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