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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

5. 9. 2016 - 13:37

The daily Blumenau. Monday Edition, 05-09-16.

Willkommen zur Rückrunde! Die Koller-Ära geht in Phase 3 und stellt die Weichen für die gesamte Zukunft des österreichischen Fußballs.

#fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

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Der ÖFB-Kader für das Georgien-Spiel:

Tor: Robert Almer (Austria), Ramazan Özcan (Bayer Leverkusen/D), Andreas Lukse (Altach). Auf Abruf: Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/D).

Abwehr: Florian Klein (VfB Stuttgart/D), Aleksandar Dragovic (Leverkusen/D), Sebastian Prödl (Watford/ ENG), Kevin Wimmer (Tottenham/ENG),
Martin Hinteregger (Augsburg/D), Markus Suttner (Ingolstadt/D), Stefan Stangl (RB Salzburg). Auf Abruf: Andreas Lienhart (Altach), Michael Madl (Fulham/ ENG), Stefan Lainer, Andreas Ulmer (RB Salzburg). György Garics, aktuell verletzt, hat Darmstadt nach seiner Nominierung verlassen.

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Leverkusen/D), Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D), Alessandro Schöpf (Schalke/D), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), Valentino Lazaro (RB Salzburg), Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Martin Harnik (Hannover/D), Louis Schaub (Rapid). Auf Abruf: Stefan Schwab (Rapid), Guido Burgstaller (Nürnberg/D), Jakob Jantscher (Caykur Rizespor/TUR), Florian Kainz (Werder Bremen/D).

Angriff: Marc Janko (Basel/SUI), Lukas Hinterseer (Ingolstadt/D), Michael Gregoritsch (Hamburger SV/D). Auf Abruf: Rubin Okotie (Beijing EG/CHN), Karim Onisiwo (Mainz/D), Deni Alar (Sturm).

Auf Abruf und bei der U21: Daniel Bachmann (Stoke/ENG), Philipp Lienhart (Real Madrid/ESP) und Florian Grillitsch (Werder Bremen/D).

Außerdem bei der U21: Christoph Martschinko (Austria), Phillipp Mwene (Kaiserslautern/D), Ylli Sallahi (Karlsruher SC/D), Sascha Horvath (Sturm), Konrad Laimer (RB Salzburg), Thomas Murg (Rapid), Dominik Wydra (Bochum/D), Kevin Friesenbichler (Austria) ua.

Rücktritt: Christian Fuchs (Leicester City/ENG).
Am Altenteil: Michael Gspurning, Emanuel Pogatetz (Union Berlin/D), Andreas Ivanschitz (Seattle Sounders/USA), Christoph Leitgeb (RB Salzburg), wohl auch Veli Kavlak (Besiktas/TUR) und Alexander Manninger (Liverpool/ENG).

Unangefragt: Moritz Leitner (Lazio/ITA), Ashley Barnes (Burnley/ENG). Neu beim Kosovo: Sinan Bytyqi (Eagles Deventer/NED), bei Liechtenstein: Marcel Büchel (Empoli/ITA), bei Kroatien: Marin Leovac (PAOK/GRE), bei Bosnien Anel Hadzic (Videoton/HUN.

Verletzt ist Philipp Schobesberger (Rapid).

Out sind ua: Marco Knaller (Sandhausen/D), Jörg Siebenhandl (Würzburg/D); Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Christopher Dibon (Rapid), Lukas Spendlhofer (Sturm), Georg Margreitter (Nürnberg/D); Robert Gucher (Frosinone/ITA), Muhammed Ildiz (Gaziantepspor/TUR), Raphael Holzhauser, Alexander Grünwald (Austria), Alexander Gorgon (Rijeka/CRO), Marcel Ritzmaier (Eagles Deventer/NED), Kevin Stöger (Bochum/D), Daniel Royer (RB New York/USA), Robert Zulj (Fürth/D), Andreas Weimann (Derby County/ENG), Marco Djuricin (Ferencváros/ HUN), Philipp Hosiner (Union Berlin/D), Martin Pusic (Midtjylland/DEN) uvam

ES WAR ein schöner Versprecher von Marc Janko, als er bei der letzten PK die EM-Gruppenphase als Hinrunde bezeichnete. Genau das war sie und die gesamte EM-Qualifikation, genau das waren 2014/15 und der Sommer '16 nämlich: die Hinrunde nach einem Testlauf, einer Vorrunde die von 2012/13 Aufbau und Probieren beinhaltete.

JETZT FOLGT die Rückrunde, der zweite Teil in dem's um was geht, Phase 3 der Koller-Ära, der Abschluss, der 2016/17 eine brauchbare Qualifikation und im Sommer 2018 eine respektable WM-Teilnahme bringen soll. Das ist das Entwicklungsziel, das Verfehlen dieses Vorhabens wäre zwar kein Rückschritt, könnte aber einen solchen nach sich ziehen, ist also ein veritabler Gefahrenherd für den gesamten österreichischen Fußball, der mit dem bereits seit Jahren bekannten, aber jetzt eben offiziell gemachten Downsizing des Red Bull-Standorts Salzburg ohnehin gerade angeschlagen ist.

VERLIERT Österreichs Männer-Fußball-Nationalteam nach dem internationalen Kompetenz-Zentrum in Salzburg (Stichtwort: Freund statt Rangnick) nämlich auch noch seinen zweiten direkten Draht in die Welt außerhalb der alten Austro-Seilschaften (und nach einer schwachen Koller-Rückrunde wird ein schwacher ÖFB-Chef wieder auf - schwache - heimische Kost umstellen, dieser Backlash wird hinter den Kulissen schon jetzt angeleiert) ist der Rücksturz ins Mittelmaß wieder auf Jahre hin zementiert.

ZUMAL SICH diese "nationale" Lösung ab 2018 dann auch optimal mit den neuen politischen Verhältnissen im Lande matchen wird, an die anzupassen sich der tendenziell ohnehin isolationistischen Fußball-Branche nicht schwerfallen wird.

ES WIRD also viel, nach dem Bauchfleck von Salzburg vielleicht sogar alles, vom ÖFB-Team und seinem Erfolg abhängen.

Marcel Koller und Julian Baumgartlinger

APA/ROBERT JAEGER

Marcel Koller und Neo-Kapitän Julian Baumgartlinger

MARCEL KOLLER und seine Coaching Truppe gehen mit einer nur leicht veränderten Spieler-Gruppe, aber einigem an frischen Wind, so hat es zumindest in der Außenwirkung den Anschein, in diese Rückrunde. Das hat auch damit zu tun, dass sowohl öffentliche Selbstzerfleischungen (was gut war; der Boulevard versuchte alles um zu zündeln und zu spalten - und scheiterte ein weiteres Mal...) als auch substanzielle Fehleranalysen (und das ist wiederum nicht so gut) ausgeblieben sind.

DIES SEI "intern" geschehen, versichern die Beteiligten - die Indizien sprechen aber eine andere Sprache. Koller gibt, in einer erstaunlichen Defensivhaltung, (zuletzt auch im Sport am Sonntag-Interview) zwar situative Fehler zu, hat es aber auch bei der großen Evalierung verabsäumt, dort hineinzugehen, wo es wehtut, in die Muster, die automatisierten patterns, die blinden Flecken, die erst in einer analytisch-therapeutischen Nachschau überblickbar sind.

WIE ES halt so ist: wenn es der Chef nicht schafft seine Muster zu hinterfragen (etwa seine Zögerlichkeit beim In-Game-Coaching betreffend, die sich bei der Euro in übertriebenem Risiko beim gameplanning entluden - und bekanntermaßen fehlzündeten), dann werden sich psychologisch noch unreife Burschen (wie etwa die aktuelle Stamm-Innenverteidigung) leichttun, sich dahinter zu verstecken und dringend nötige mentale Hilfe weiter abzublocken.

DIE GUTE Laune kommt einzig aus der fast kollektiv wieder schnell zu individuell guter Form gefunden habenden Mannschaft. Von den bei der Euro kaputten Alaba oder Harnik bis zum Neostammspieler Gregoritsch, vom neuen Kapitän Baumgartlinger (gute Wahl, er hat nicht nur in Mainz, sondern auch schon bei Manuel Ortlechner gelernt, wie das geht) bis hin zum neuen Linken, Markus Suttner: fast alle haben ihr Platzerl gefunden.

APROPOS Ortlechner: schon auffällig, dass mit Almer-Klein-Dragovic-Suttner-Baumgartlinger-Junuzovic die Austria der Daxbacher-Ära von vor 6, 7 Jahren aktuell den Team-Stamm stellt.

DAS TEAM ist nämlich mittlerweile nicht mehr so jung, wie es in der öffentlichen Außendarstellung immer scheint: im Stamm finden sich nur zweieinhalb unter25-jährige. U23 sind nur Schöpf, Sabitzer und Lazaro, dazu die Neuen Schaub und Gregoritsch.
Der Rest sind gut angehangene Profis im besten Fußballer-Alter.

DER "Jung!" und "Neu!"-Schmäh, mit dem sich das Team bislang um Reife-Übungen (nicht nur taktischer Art) gedrückt hat, darf ab allerspätestens jetzt nichts mehr gelten

DIE hier in der Preview angesprochenen Kardinalprobleme sind allesamt ungelöst bzw nicht angedacht worden. Bei seinem massiven Außenverteidiger-Problem (nach Fuchs fällt auch Garics wohl komplett weg, es muss also auf beiden Seiten etwas geschehen) rüstet Koller mit Stefan Stangl nach, der selbst bei Salzburg nur im B-Team steht (und das völlig zurecht) - das ist eher ein Retro-, denn ein Zukunftssignal für eine Position, die bei internationalen Klasse-Teams von Leuten wie David Alaba besetzt sind.

UND DIE angesichts der aktuellen Personalstruktur (und nach einer Analyse der Euro als strategisch finessenreichste Variante) recht logische Umstellung auf ein 4-3-3 (das Alaba in einer freieren Rolle sehen würde und die elende Abhängigkeit von Junuzovic beenden könnte): auch kein Thema.

EINZIG VON der Wiederaufnahme des ultrabrutalen Offensiv-Pressing (mit dem etwa gestern Abend das DFB-Team die Norweger spielentscheidend unter Druck setzte) war die Rede. Immerhin; auch da war in den lahmen Testspielen bzw in Frankreich schon weniger zu spüren als noch in der Qualifikation.

SICHER DREHT Koller nach einem langfristigen Konzept an den Schrauben, die den für ihn wichtigen kurzfristigen Erfolg ergeben: er hat die Zahlen/Werte seiner Spieler, deren Können und die kombinatorischen Fähigkeiten besser im Überblick als jeder andere, keine Frage. Es wird auch, sofern sich in Tiflis alles normal verläuft und Österreich seine höhere Klasse auch zählbar umsetzen wird, wieder einen Boost geben, verlorenes Selbstvertrauen zurückkehren, eine Dynamik entstehen, der die Wohlfühloase dazu bringen kann abzuheben.

EINEN Plan B für den Fall, dass sich durch Fehlerketten, unglückliche Entscheidungen und unaufgearbeitete, fehlgeleitete Muster der Euro-Lauf fortsetzt und das Team in eine ungute Spirale schickt und die bereits entscheidende Doppelrunde mit dem EM-Semifinalisten Wales und dem aktuellen U20-Weltmeister Serbien im Oktober dann in einem Klima der populistischen Selbstzerschnetzelung unternehmen lässt, kann ich nicht erkennen. Was wiederum direkt in die eingangs erwähnten Rücksturz-Szenarien des gesamten heimischen Kicks führen kann, mitten rein in eine Fake-Lederhosen-Kultur abseits jeglicher internationaler Ansprüche.

WENN ALSO soviel dranhängt an dieser Rückrunde, ist eine kritische und fordernde Analyse jenseits szene-interner Wadelbeißerei all jener, die sich jetzt schon hyänentechnisch in Stellung bringen, allervorderste journalistische Pflichtaufgabe.