Erstellt am: 2. 9. 2016 - 10:00 Uhr
Folge dem Regenbogen
Die Tage werden küzer, das Licht intensiver. Die Farben wirken stärker, die Nächte kühler. Der bevorstehende Herbst mit seinen fallenden Blättern lässt nicht nur die melancholische Seele hervortreten, sondern auch jede Menge neue Songs, Alben und Videos. Dem Ende der Sommerzeit und dem beginnenden Jahreszeitenwechsel entsprechend hier vier Song- und Videoperlen, die den Übergang erleichtern.
Schmieds Puls - "Easy"
Sie hat eine begnadete Stimme, sie spielt wundervoll Gitarre und kann sehnsüchtige Popsongs schreiben. Mira Lu Kovac von Schmieds Puls gehört längst zu den besten Singer/Songwriterinnen Österreichs. Wenn sie auf der Bühne steht und man ihr beim Spielen und Singen zusieht, wirkt alles so einfach und leicht. Das vermittelt auch das neue Video zur Single "Easy". Live aufgenommen spielen sich Schmieds Puls durch die zarte, bitter-süße Nummer. Ganz selbstverständlich wechseln sie gemeinsam Tempo und Anmutung des Songs, als ob es das Natürlichste der Welt wäre.
Das Stück besticht duch abwechslungsreichen Gesang, eine eindringliche Dynamik und einer gewissen Coolness. Mira Lu Kovacs klingt unglaublich selbstbewusst und streckenweise - ich traue es mich fast nicht zu sagen - wie Susanne Vega zu ihren allerbesten Zeiten. Das ist hier durchaus als Kompliment gemeint. Dass nicht alles immer so easy ist, vermittelt der schöne Text, der sich um Selbstzweifel dreht und um das Gefühl, trotz Gefühlschaos alles unter Kontrolle zu haben.
Soulitaire - "One Of Many Parts"
Still ist es geworden um Sänger und Songschreiber Martin Rotheneder. Nach seinen Projekten Ben Martin, I Am Cereals und The Black Riders hat er sich zurückgezogen, um an einem neuen musikalischen Weg zu tüfteln. Ganz alleine. "Ich habe alles heruntergebrochen auf Akustikgitarre, ein Verzerrerpedal, einen Gitarrenverstärker und Stimme als meine Instrumente", meint Martin über die Geburt von Soulitaire. Wenn man sich die erste Single "One Of Many Parts" anhört, ist von dieser Reduktion nicht viel zu hören. Denn das Gitarrenspiel, das Klopfen des Rhythmus, die Stimmfühung und das clevere Arrangement machen den vordergründig einfachen Popsong zu einem wunderschön komplexen Stück, bei dem man durch mehrmaligen Anhören immer wieder ein schönes Detail findet.
Die durch und durch positive Nummer hat auch visuell eine schöne Geschichte. Wie die zwei Portagonistinnen zueinander stehen, das wird in ihren Blicken und in ihrer Gestik nur angedeutet. Was als gemächliche Wanderung scheinbar ohne Ziel beginnt, wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Martin Rotheneder ist es hoch anzurechnen, über scheinbar klischeehafte Dinge zu singen, mutmachende Sätze, die man zu sich selbst im alltäglichen Wahnsinn sagen kann, ohne das Gefühl zu haben, ein kompletter Naivling zu sein. Schließlich sind wir alle Teile eines größeren Ganzen. Und ich such mir gleich mal den nächsten Regenborgen.
Bo Candy & His Broken Hearts - "Oh Sleep"
Herr Bo Candy weiß, wie man gute Indie-Folk-Country-Balladen schreibt. Die Band der gebrochenen Herzen, bestehend aus Thomas Pronai, Julian Schneeberger, Judith Filimónova und Ivo Thomann haben ihr drittes Album "Uzlop" fertig gestellt. Bo Candy & His Broken Hearts rauben uns gleich mit der ersten Single den Schlaf. "Oh Sleep" ist eine langsame, bedachte und melancholische Nummer über die nächtliche Regenerationsphase und dessen Abwesenheit. Dabei begegnet einem stundenlanges hin und her Wälzen im Bett, das Verfolgen der Zeiger der Armbanduhr und erotische Tagträumerei. Die Sehnsucht, endlich einschlafen zu können kann sich sogar wie ein brennendes Flugzeug anfühlen, das ins Meer stürzt.
Zusammengesetzt aus alten Schwarz/Weiß-Filmen, Cartoon-Ausschnitten und Dokumentationsaufnahmen ist das Video zu "Oh Sleep" ein liebevolles Kompendium über Schlaflosigkeit, assoziativ und stimmungsvoll. Die Single macht auf alle Fälle Lust auf mehr neue Songs von Bo Candy & His Broken Hearts.
Ghosts feat. Lea Santee - "Powerless"
Die Tiroler Produzenten Ghosts haben schon einige famose Remixe veröffentlicht. Für das Stück "Powerless" haben sie sich mit der großartigen Stimme von Lea Santee zusammen getan. Das Original stammt von Nelly Furtado, eine klassische, eher reduzierte Popnummer mit hüpfendem Beat, bisschen Streicher und akustischer Gitarre. Ghosts haben daraus mit Lea Santee eine housige, geschmackvolle Dance-Nummer gemacht, einen kleinen Hit für den ausklingenden Sommer.
Die fette Produktion bedarf natürlich einem ebenso bildgewaltigen Video. Die Tiroler Produktionsfilme Wildruf, die auch schon für Conchita Wurst oder Playing Savage Videos gedreht hat, setzt diesen Song mit einem hedonistischen Tagesstreifzug um, bei dem die eine oder andere Überraschung auf einen wartet. Zwischen Coolness und Witz fügen sich die Szenen zu einem stimmigen Ganzen zusammen, der den eingängigen Sommertune perfekt unterstützt.