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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

1. 9. 2016 - 13:30

The Veils sind zurück

Die Indierockband The Veils ist wieder mit einem neuen Album da. Mit Fragen wie "Leuchten deine Knochen in der Nacht?" oder dem Vorschlag, doch mit den Krokodilen schwimmen zu gehen. Welcome back Boys & Girls!

FM4 Musik

Großartige Acts, Songs aus Österreich und Interviews mit Bands findet ihr auf

"I´m still lost in the whole thing as I´ve ever been", sagt Finn Andrews von The Veils in Interviews zum neuen Album der Band, nicht aber ohne anzufügen: "But that is as it should be, I think."

Der neue Veils-Longplayer ist der bereits fünfte der Band, und der erste seit drei Jahren. An Melodrama lassen die neuen Songs nichts missen, sogar David Lynch ist ein Fan, was soviel bedeutet, dass Finn Andrews für die neuen Twin Peaks-Folgen engagiert wurde, die Anfang nächsten Jahres einsatzbereit sein sollen. Neben Trent Reznor, Eddie Vedder und Sharon van Etten ist Finn Andrews also ein weiterer Musiker in den neuen Folgen von Twin Peaks. Reden wir aber über die neuen Songs der Veils, die aus Neuseeland kommen, aber in London leben, denn über Twin Peaks darf Finn Andrews sowieso noch nichts sagen.

Band THe Veils LOndon, Neuseeland 5 MItglieder 2016

Jessica MacCormick

Gehen wir also mit den Krokodilen schwimmen - "Swimming With The Crocodiles", oder fragen wir unsere Nächsten, ob ihre Knochen nachts auch leuchten, "Do Your Bones Glow At Night?"

Letzteres ist ein verführerischer Song, auf den der Mondschein leuchtet, während Finn Andrews singt, dass er "a man without a candle" ist, was aber nichts macht, denn "your bones glow at night, they shimmer in the moonlight"; später kommt die Stimme von Bassistin Sophia Burn hinzu, um dem Stück als zartes Nachtgespenst beizuwohnen. Das ist gut so, denn wäre sie "banshee", also eine Art Moorhexe, dann würde das zu viel "doom and gloom" bewirken, während Sophia so vielmehr ein Geist ist, eine Fee oder Elfe, die schon das Morgenlicht ankündigt, während sie sich den Tau von ihren Füßen streift und den Mann mit den leuchtenden Knochen zum Tanz bittet.

Albumcover Total Depravity von The Veils 2016 Popmusik: Gemäde, Frau, dunkel

Nettwerk

"Total Depravity" von The Veils ist bei Nettwerk erschienen.

Total Depravity?

Wunderhübsche Musik ist das, auch wenn das neue Album der Veils den Titel "Total Depravity" trägt, also "völlige Verdorbenheit". Ein Leben voller Laster? Nein, nicht doch für die besonnenen Veils. Selbst die Krokodile sind hier letztlich von guter Natur, so scheint es jedenfalls. "The water is still the safest place to stay", singt Finn Andrews, "Swimming with the crocodiles, spining round and round". Vielleicht sind die Crocs hier ja eigentlich Delfine in Verkleidung? "Swimming With The Crocodiles" erinnert hie und da an Echo And The Bunnymen, Grobritanniens große Indiepophelden aus Liverpool, rund um Sänger Ian MacCulloch, der immer die Kunst beherrschte, dass bei seinen dunkel-glitzernden Songs wie "Over The Wall", "The Cutter" oder "The Killing Moon" nie die Depression die Oberhand gewann. Auch stimmlich erinnert Finn Andrews bei "Swimming With The Crocodiles" an Ian McCulloch.


Es finden sich neben Krokodilen aber noch weitere Tiere am neuen Album der Veils, nämlich ein Tierchen wie der Axolotl. Dieser im Wasser lebende mexikanische Schwanzlurch, der wie ein liebes kleines Monster aussieht, ist gar namensgebend für die erste Single vom Album "Total Depravity", dessen Titelsong ein Gothic-Electronica-Indiepop-Song ist. Ansonsten rattert die Trommel gern durch den Computer und unübliche Synth-Geräusche flackern auf. Eine Trompete gibt es auch in diesem majestätischen modernen Rockalbum, das noch immer die Veils repräsentiert, auch wenn man sie zum Teil beinahe nicht imer gleich erkennt.

Finn Andrews´ Vater Barry war in den späten 70er Jahren Keyboarder der britischen New-Wave-Band XTC, die für Songs wie "This Is Pop!" oder "Making Plans For Nigel" bekannt ist.

Finn Andrews: "The songs are all stories of various kinds; some experienced firsthand, others fabricated for my own amusement. It´s the first time I´ve ever written songs using mutilated loops and sounds as a starting point, though some of the songs also began on piano and were messed with later."

Sich jemanden von Außen zu holen, von Draußen, ist für Bands immer wieder eine gute Idee. Wenn man nimmer so ganz weiter weiß, oder sich sozusagen neu erfinden möchte. Bei den Veils ist dieser Mensch ein Mann namens EL-P, der hier maßgeblich beteiligt ist, etwa bei der Single "Axolotl". EL-P ist eine Hälfte des US-Hip-Hop-Duos Run The Jewels.

Finn Andrews: "I met EL-P outside a bar in downtown L.A. He introduced himself firstly as a sincere fan of our band, and we got talking about music and all the good stuff. The very next day we ended up at his friend Wilder Zoby´s house in Eagle Rock and we wrote and produced the song 'Axolotl'. It was very exciting straight away so we decided to keep going."

Total Depravity Live

The Veils wollen die neuen Songs natürlich auch auf die Bühnen bringen. Einer Tour sollte also insgesamt nichts im Wege stehen.

Fin Andrews: "We´re excited to get on the road again. These songs are meant to be listened to loud in a big, sweaty room. I´m dreaming about it every night."