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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

31. 8. 2016 - 07:24

Summer of 1988

"Who framed Roger Rabbit" - wie ein weißer Hase das Animationskino retten sollte.

Summer of...

Summer of... - Pictures, Pop and other Postcards from the Past: Ein Blick zurück auf umwälzende Sommerereignisse, die den Lauf der Popkultur(-Industrie) nachhaltig verändert haben. Im Sommer 2016 auf FM4.

Was in den 70ern die Kinolandschaft veränderte, ging auch an den Achtzigern nicht spurlos vorbei: Das große Sommerungetüm, der Blockbuster, für den sich die Leute scharenweise vor den Filmhäusern anstellten. "Der weiße Hai" und "Star Wars" zeigten es vor, "Back to the Future", "Indiana Jones" und "E.T." setzten es fort: Der Fokus der 80er Jahre lag auf dem Genre-Kino, auf Science-Fiction und Horror, auf düsteren Thrillern und fantastischen Abenteuerfilmen.

Zwischen all der aufregenden Spannung und dem neuentdeckten Nervenkitzel blieb dabei ein historisch wichtiger Bestandteil der Filmwelt auf der Strecke: Der gute, alte, familienfreundliche Animationsfilm. Was sogar Zeichentrickgiganten wie Disney ins Stolpern brachte.

Who framed Roger Rabbit

Touchstone Pictures

Nach dem Tod von Walt Disney im Jahr 1966 tat sich das Unternehmen unter neuem Management schwer, Filmen wie "Peter Pan", "Alice im Wunderland" oder "Susi und Strolch" mit Produktionen wie "Cap und Capper" und "Taran und der Zauberkessel" zu folgen. Während es dem Unternehmen durchaus gelang weiterhin erfolgreiche Filme zu veröffentlichten, wurde kaum ein Release des Studios bis in die späten 80er dem großen Namen "Disney" gerecht. Irgendetwas Neues musste passieren, irgendetwas Großes und Innovatives. Ein Film, der so noch nie gemacht wurde.

Dann kam der Sommer 1988: Mit "Poltergeist III", "Rambo III" und "Crocodile Dundee II" dominierten Sequels die Kinos, während mit "Die Hard" einer der größten Actionfilme aller Zeiten veröffentlicht wurde. Genau zu dieser Zeit, genaugenommen am 22. Juni, versuchte es Disney auf ein Neues mit dem Kinostart eines Films, der so gewagt wie teuer sein sollte. Eine Mischung aus Live-Action und Animation, die sich wegbewegte vom unschuldigen Familienentertainment und hin zum kantigen Blockbusterkino, das das Publikum forderte: "Falsches Spiel mit Roger Rabbit", im englischen Original: "Who framed Roger Rabbit".

Who framed Roger Rabbit

Touchstone Pictures

Mit einem Budget von über 50 Millionen Dollar war der Film eine Kollaboration vom frisch gebackenen Disney-Boss Michael Eisner und Amblin Entertainment von Steven Spielberg, Frank Marshall und der heutigen LucasArts-Präsidentin Kathleen Kennedy. "Who framed Roger Rabbit" sollte ein Film werden, der nicht nur die reale Welt mit der Animationswelt zusammenbringen sollte, sondern auch Disney-Charaktere wie Donald Duck und Mickey Mouse mit Warner Bros.-Figuren wie Daffy Duck und Bugs Bunny.

Ein Noir-Detektivthriller vor dem Backdrop des animierten Toon Town, der sich einerseits an düsteren Filmemachern wie Tim Burton anlehnte, andererseits aber die notwendige Portion zugängliche Familienunterhaltung bewahren sollte.

Who framed Roger Rabbit

Touchstone Pictures

Disneys Plan ging auf: "Who framed Roger Rabbit" spielte weltweit fast 330 Millionen Dollar ein und wurde mit mehreren Oscars ausgezeichnet. Vor allem aber schaffte es das Studio durch die neuentdeckte Faszination an der Animation eine Renaissance des Zeichentricks einzuläuten: Von den großen Zeichentrickfilmen der 90er Jahre, Produktionen wie "Aladdin", "Die Schöne und das Biest" und "König der Löwen" bis zum heutigen Pixar-3D-Film.

Womit "Who framed Roger Rabbit" bis heute nicht nur einer der spannendsten und einzigartigsten Streifen aus dem Hause Disney bleiben sollte, sondern auch Geschichte als der Film schrieb, der im Sommer 1988 das Animationskino rettete.