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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

22. 8. 2016 - 10:23

Nicht Clinton, nicht Trump, sondern Roosevelt!

Die Wahl fällt leicht: Ein Album für Alle! Auch wenn Marius Lauber aka Roosevelt keinen "New Deal" im musikalischen Kosmos, wie sein Namenspatron, der 32. US-Präsident, Franklin D. Roosevelt im wirtschaftlichen Sinn anstrebt – ist er FM4 Artist of the Week.

FM4 Artist of the Week

Alle auf einen Blick

Herbst 2013, kollegiale Auflegeparty im Elektro Gönner. Versuchen wir doch mal den neuen Greco-Roman-Sampler "We Make Colorful Music Because We Dance in the Dark". Einige Kaliber sind ja drauf: Disclosure, Totally Enormous Extinct Dinosaur und der Greco-Roman-Label-Chef und Hot-Chip-Chef-Controller Joe Goddard höchstpersönlich. Aber überraschend funktioniert von der weitgehend auf House basierenden Doppel-CD, der Disco-Pop-Track "Sea", vom damals noch relativ unbekannten Roosevelt, der sich nach dem 32. Präsident der Vereinigten Staaten benannt hat, am Besten.

Roosevelt Official

"Roosevelt" von Roosevelt ist auf Greco Roman / City Slang erschienen.

Es ist pastellfarbene Easy-Listening-Tanzmusik im 4/4-Takt, eingängige Melodie, ein junger Typ, der irgendwas vom Himmel und Meer singt. Nichts Neues oder Anspruchsvolles, der Genre-Mix zwischen Dancefloor und Indie-Pop ist bereits auserzählt, aber es ist gefühlvoll, elegant und unwiderstehlich zum Mitwippen und Tanzen ausgelegt.

Ein klarer Fall von Crowd-Pleaser, die Leute scheinen schon am frühen Abend glücklich, motiviert und feiern. Was will man mehr?

"Sea" und vor allem der Titel-Track der Elliot-EP haben schnell klargemacht, dass es sich hier um kein One-Hit-Wonder aus der Hype Machine handelt. Sondern um einen jungen Produzenten und DJ namens Marius Lauber, einem ehemaligen Padawan des Kölner Techno-Imperiums Kompakt und dem Schlagzeuger der deutschen Indie-Pop-Band Beat!Beat!Beat!.

Roosevelt Official

Der frühe, verdiente Ritterschlag von Joe Goddard, der ihn gleich nach der ersten DIY-Veröffentlichung auf Youtube unter Vertrag genommen hat, war für Marius Lauber immens wichtig:

"Der Riesen-Vorteil bei mir war halt, dass ab der ersten Minute ein Label mit dabei war und ich nie diese Phase hatte, ein Label zu suchen und auch Tracks zu machen, die für ein gewisses Label passen würden. Sondern mit denen zusammen quasi das Projekt Roosevelt starten konnte. Und die haben mir von Anfang an ganz viel Selbstbewusstsein gegeben, weil ich ja eher in Bands gespielt hab von 13 bis 20 und dann auch erst für mich checken musste, dass ich das auch alleine kann. Ich war da ganz schön schüchtern am Anfang und hab nicht daran geglaubt, das auf größeren Bühnen hinzukriegen. Und so ein Label von Anfang an zu haben, das einem sagt, 'mach doch mal eine EP mit drei anderen Stücken' und 'spiel doch mal auf dem Festival', hat mir einfach ein krasses Selbstbewusstsein gegeben und auch Motivation, mich mehr zu trauen."

Drei Jahre und viele Konzerte später hat 25-jährige Marius Lauber nun endlich sein erstes Solo-Debüt-Album namens "Roosevelt" veröffentlicht. Es ist ein federleicht und locker geknüpftes Geschmeide aus Disco, Chillwave, Yacht-Rock und Synthie-Pop, eine entspannte Sommerplatte zwischen Liegestuhl und Club, bei der die Melancholie des Abschieds, der kürzer werdenden Tage, der langsam verblassenden Sonne oder einer verlorenen Liebe wehmütig mitschwingt. Vor allem ist es, wenn auch nicht vordergründig, eine Coming-Of-Age-Platte:

"Textlich gesehen geht es auf dem Album viel, und dass ist eher unterbewusst passiert, um Verlust und Abschluss mit gewissen Sachen, und dass das irgendwie Teil der Reise ist, dass man sich damit abfinden muss und auch das Gute darin sehen muss. In der Hinsicht ist es auch ein Album über Adoleszenz geworden und „Moving On“ geht glaub ich am Konkretesten um dieses Thema. Auch wenn die Texte an sich relativ abstrakt gehalten sind und ich auch nicht wollte, dass da ein gewisses Thema die Musik übertönt, geht’s glaub ich schon ziemlich eindeutig in "Moving On" alleine schon vom Titel her über dieses Thema."

Marius Lauber ist nicht nur als Produzent sondern auch als DJ unterwegs. Diese Erfahrung speist auch den mit extra Acid-überzuckerten Track "Night Moves":

"‘Night Moves‘ geht um eine relativ konkrete Situation beim Auflegen. Ich habe diesen Moment lieben gelernt am Ende einer Nacht, wo es dann so Richtung letzte Stücke geht. Und dieser Moment hat einfach eine gewisse Magie und eine gewisse Power. Es entsteht so ein bisschen diese Illusion, dass die Nacht für immer weitergehen kann und das hat irgendwie was sehr romantisches. Und dann treffen sich so die letzten verlorenen Seelen auf der Tanzfläche."

Diese verlorenen Seelen sammelt Roosevelt dann auch im Herbst in Wien ein, wenn er sein Album live beim FM4 Club am 21. Oktober in der Viennale Zentrale präsentieren wird.