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Alexandra Augustin

West Coast, wahnwitzige Künste und berauschende Erlebnisse. Steht mit der FM4 Morningshow auf.

17. 8. 2016 - 14:30

"Sommerzeit Traurigkeit" - das Mixtape

Sommer, verpiss dich, niemand vermisst dich. Ein paar Lieder für alle Nachtschattengewächse, die seichte Sommerhits nicht mehr ertragen können. Vorhänge zu, Musikabspielgerät an.

FM4 House of Pain

mit Christian Fuchs & Doc Nachtstrom
Mittwochs, ab 22 Uhr

Mit dabei diese Woche:
Die Basement Show mit Alex Augustin &
Dirty Black Summer Mix zum Thema: "Sommer, Sonne, Weltuntergang".

Sommerzeit Traurigkeit! Die angeblich schönste Zeit des Jahres ist für viele eine Qual: Geschwollene Beine und Schweißbäche, die sich ihre Wege durch die Speckfalten bahnen. Dazu diese elenden Sommerlieder an jeder Supermarktkassa, in denen billiger Alkohol und dem Tode geweihte Sommerromanzen besungen werden. Am besten ist es zu Hause, wo dicke Vorhänge der Sonne den Weg versperren. Zum Glück gibt es schlaue MusikerInnen, die dem Sommer das zurückgeben, was er verdient: Eine paar musikalische Watschen. Wie wäre es mit einer Death Metal-Version des "Piña Colada Song" - für den Moshpit am Strand? Mit dieser Playlist trauen sich alle Nachtschattengewächse zumindest ins Hallenbad. Sonnenblocker trotzdem nicht vergessen!

Ps: Was ist dein düsterer Lieblingssommer-Song? Poste ihn!

Das FM4 Dirty Black Summer Mixtape

#1 Die Nerven – "Sommerzeit Traurigkeit"

Lana Del Ray spaltet ja die Gemüter. Wer die Schnulze "Summertime Sadness" nicht ausstehen kann, sollte sich mal diese hübsche Coverversion anhören, gesungen von den Nerven aus Stuttgart. Schon wird daraus eine leidvolle Hymne für alle, die ihre aufgequollenen Körper verschanzen, bis endlich der Herbstregen die Kontrolle übernimmt.

#2 Ty Segall – "My Sunshine"

Mehr Mixtapes!

Nicht jeder kann sich im sonnigen Kalifornien die Nächte um die Ohren schlagen. Wenn einem das Geburtslos nicht nach Los Angeles, sondern an einen kleinen Tümpel in irgendeine Kleinstadt verfrachtet hat, dann kann man sich immer noch diese Nummer ans Gemüt führen.

#3 The Ramones – "California Sun"

Ein hübscher Klassiker von den Ramones, zu finden auf ihrer Platte "Leave Home" von 1977. Im Original stammt das Lied von Joe Jones. Gecovert haben es bis zum heutigen Tag einige Haudegen des Rock ‚n‘ Roll, etwa The Rivieras, Chris Isaak und Offspring.

#4 Deftones – "My Own Summer (Shove It)"

Wer will schon mit Delfinen schwimmen, wenn man Haifischflossen streicheln kann: Die Deftones sind für diesen Klassiker der Dirty Black Summer Hits zuständig. Kaum zu glauben, nächstes Jahr wird die Scheibe 20 Jahre alt.

#5 Einstürzende Neubauten – "Sonnenbarke"

Die schwarze Sonne, deren Strahlkraft unübertroffen ist, sie scheint hier für die Einstürzenden Neubauten. Man fühlt ihre gleißende Hitze förmlich und beinahe acht Minuten hält man es eingepackt im rabenschwarzen Wollkokoon aus.

#6 Euroteuro – "Autogrill feat. Ninjare di Angelo"

Endlich ein würdiger Sommerhit für das Jahr 2016: Hier huldigt Euroteuro den italienischen Raststationen, den labrigen Paninis, die man sich dort einverleibt, dem lebensrettenden Klo an der Raststation und dem Grappa und den Zigaretten, die man dort einst billig gekauft hat. Dazwischen bruzelt Ninjare di Angelo am Handtuch am Parkplatz.

#7 Andy Rehfeldt – „Escape (The Piña Colada Song)"

Achtung: Triggerwarnung! Der folgende Song erinnert dich vielleicht an einen traumatischen Malloca-Urlaub mit Mama und Papa oder deine katastrophale Maturareise, bei der du gemeinsam mit deinen verhassten Ex-SchulkollgInnen via Strohhalm billigen Fusel aus dem Kübel trinken musstest. Aber keine Sorge, mit ein bisschen Death Metal wird diese Weichspüler-Schmusenummer von 1979 erträglich.

Man fragt sich ja insgeheim, wieviel muss man getrunken haben, um solche Texte zu schreiben?

"I'm not much into health food, I am into champagne,
If your not into yoga, If you have half a brain
I'm the love that you've looked for, write to me and escape"

Ein gewisser Andy Rehfeldt, wohnhaft in Los Angeles, hat den Text mit etwas Death Metal aufgehübscht. Angeblich heimst er sonst Preise für Filmmusik ein und prodziert Jingles für Sportschuh- und Cornflakes-Werbungen. In der Kaffee- und Kuchenpause am frühen Nachmittag schießt er wohl schnell solche Cover-Versionen aus der Hüfte. Wenn es nicht wahr ist, dann ist es zumindest gut erfunden.