Erstellt am: 14. 8. 2016 - 12:02 Uhr
Lesen und Tanzen in Wiesen
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Ein bisschen Literatur, ein bisschen Singer-Songwriter-Klänge, ein Designmarkt und Yoga-Workshops, Massagen und Food Trucks: Das alles gab es dieses Wochenende am Summerville in Wiesen zu finden. Das Festival, das wie viele andere heuer sein Debüt in der Ottakringer Arena zwischen den Erdbeerfeldern feierte, entpuppte sich dabei nicht nur als ein wahres Feel-Good-Festival zum Entspannen, sondern auch als das Fest, das bis jetzt am besten zum neuen Ambiente des Festivalgeländes passte.
Schon bei den vorherigen Veranstaltungen gab es dieses Jahr zahlreiche Veränderungen in Wiesen zu bestaunen: Zwischen Campingplatz und Bühnen gibt es seit heuer das "Wiesen Village", eine familienfreundliche Chill-Out-Area umringt von Food Trucks, Kunst und Workshop-Zelten, unweit davon befinden sich zwischen Hängematten und Tischtennistischen die Holzhütten des Comfort-Campings, für alle die gerne am Festival schlafen, sich aber nicht im Zelt herumwälzen wollen.
Acoda
Der Fokus liegt hier klar auf einer zugänglichen Festival-Experience, die es dann auch Familien mit Kindern einfacher macht, mal für ein paar Tage in die Festivalwelt einzutauchen. Ein Konzept, das dank Line-Up und Rahmenprogramm vor allem am Summerville richtig aufging. Statt der zweiten Bühne gab's da diesmal einen kleinen Designmarkt zum T-Shirt, Rucksack und Fußmatten einkaufen, in einem Zelt im "Wiesen Village" wurden Lesungen abgehalten, während die Leute im Hintergrund Tischtennis spielten oder mit Hot Dog und Pastrami-Sandwich in der Hand in Hängematten herumlagen.
Einer, der das Festivalprogramm richtig gut repräsentierte, war dieses Wochenende Thees Uhlmann. Der Ex-Tomte-Frontmann spielte nämlich nicht nur mit seiner Thees Uhlmann-Band zum ersten Mal seit elf Monaten wieder live, sondern las auch aus seinem Buch "Sophia, der Tod und ich". Eine Präferenz zu Musik oder Literatur habe er zwar nicht, zumindest der Soundcheck ist beim Lesen aber einfacher, der dauert nämlich nur zwei Minuten.
Acoda
Ob er sich an sein letztes Mal in Wiesen erinnern kann, möchte ich von Thees wissen. Ja, kann er. Da war er nämlich zu Gast bei Schlagzeuger Max Perner, der nicht weit von der Ottakringer Arena wohnt und angeblich einen Hund hat, der aussieht wie ein Pandabär. Der Schlagzeuger war nicht nur der Lokalheld in der Band von Thees Uhlmann, sondern auch der geheime Held des Abends: der spielte nämlich live gleich in drei Bands am Freitag, vor Thees mit Sad Francisco, danach abseits des Wiesener Geländes mit Garish.
Trotz der entspannten Atmosphäre - man möchte das schlimme Wort "Boutique-Festival" verwenden - gab es am Summerville alles zu finden, was man sich von einem Festival erwarten würde: Leute, die besoffen in ihre Zelte fallen genauso wie ein bisschen Regen, der den Freitag Abend beendete, nachdem SOHN, Milky Chance und Zaz die Headliner-Shows auf der großen Bühne spielten.
Acoda
Während sich am Freitag noch manch Besucher und Besucherin über das überschaubare Publikum äußerte, gab es davon am Samstag nichts mehr zu hören. Kein Wunder, sollte doch Peter Doherty höchstpersönlich ein Konzert spielen. Das wirklich schöne Wetter trug dabei sein Übriges zur angenehmen Festivalutopie bei.
Hinds aus Madrid, neben Pete die Favoritinnen so einiger im Publikum am Samstag, freuten sich auch schon auf den Libertine und fragten während ihrer Show von der Bühne: "Dieser Typ am Line-Up, der Peter Doherty heißt: ist das Pete Doherty?" Man sei sich nicht sicher, ob es sich dabei wirklich um den Babyshambles-Frontmann handle oder doch um eine zufällig gleich benannte lokal-österreichische Berühmtheit. Soll's ja auch geben, immerhin.
Acoda
Was nicht fehlen darf im Vorfeld einer Pete Doherty-Show ist die Gerüchteküche, ob er denn jetzt auch tatsächlich auftauchen werde oder nicht. Heutzutage gibt man sich da aber schon etwas optimistischer, schlussendlich gab es den Musiker gemeinsam mit den Libertines ja schon vor ein paar Monaten in der Stadthalle live zu sehen.
Und ja, Doherty tauchte auch tatsächlich auf, aber nein, gespielt hat er nicht. Krankheitsbedingt, so wird dem Publikum mitgeteilt, schafft es Pete nicht aus dem Backstage-Bereich heraus auf die Bühne. Anstatt zu buhen, lachen die meisten im Publikum darüber. Das ist ja schließlich ein klassisches Klischee mit den Doherty-Absagen. Und manche der Leute, mit denen ich rede, waren auch tatsächlich noch nie bei einer gecancelten Show des Barden. Was ja auch irgendwie ein "Rite of Passage" ist, mal bei sowas dabei zu sein.
Acoda
Statt Peter spielte dann nochmal der vollbärtige Ben Caplan, bevor das Summerville mit Damien Rice ins Finale ging. Damit endete das Festival, wie es begonnen hat: Stimmig, schön, mit lauter glücklichen Gesichtern im Publikum. Ein Fest, das sich schlussendlich als so passend zum guten alten Wiesener Gelände präsentierte, dass man sich schon jetzt auf nächstes Jahr freuen will.