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Burstup

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11. 8. 2016 - 14:42

Insekten-Kochkurs

Auf den Teller kommen Buffalowürmer, Mehlwürmer, Grillen, Wüstenheuschrecken und Bienendrohnen-Larven.

Weltweit essen zwei Milliarden Menschen regelmäßig Insekten, hauptsächlich in Asien und Afrika. Die Plattform Insekten zum Essen hat sich zum Ziel gesetzt, Gleichgesinnte zusammenzubringen und zu helfen, Vorurteile gegenüber dieser Form der Ernährung abzubauen.

Vor kurzem bin ich einer Einladung der Aktivisten gefolgt: Im Future Food Studio in Wien Ottakring bieten sie nämlich zweimal pro Monat einen Insekten-Kochkurs an. Der erfahrene Koch und Rezeptdesigner Stefan Trautsch bereitet vier Gänge zu, erklärt die Vorgänge und verrät viele Techniken - die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können helfen, mitkochen und lernen.

Foto: Christoph Weiss

Von vorne nach hinten: Bienendrohnen-Larven, Heuschrecken, Wüsten-Heuschrecken, Mehlwürmer, Buffalowürmer

Stefan Trautsch will vemitteln, wie vielfältig die Speisen sind, die man mit Insekten kochen kann. Außerdem zeigt er gerne, wie gut sich Insekten eignen, um Mahlzeiten flink zuzubereiten: "Während andere Fleischstücke länger zum Durchkochen brauchen, sind Insekten schneller fertig. Das kommt natürlich einem modernen Lebensstil entgegen. Insekten helfen, sehr schnell Protein essbar zu machen."

Foto: Christoph Weiss

Warum Insekten essen? Sie liefern qualitativ hochwertiges Protein, sind fettärmer als andere Eiweißlieferanten und hinsichtlich des Gehalts von Vitaminen und Spurenelementen herkömmlichen Fleischarten ähnlich. In der Aufzucht aber benötigen Insekten wesentlich weniger Futtermittel, Platz und Wasser als Säugetiere. Ökologisch wäre es also äußerst sinnvoll, sich von dem zu ernähren, was kreucht und fleucht.

Für Kurs-Organisator Christoph Thomann schmecken Insekten nicht nur gut, sondern sind eine sinnvolle Nahrungsalternative für die Zukunft. Entomophagie - so der Fachausdruck für den Verzehr von Insekten - ist gesund und ökologisch sinnvoll: "Insekten liefern hochwertiges Protein mit wenig Fett, sie haben Vitamine und Spurenelemente - in der Aufzucht aber brauchen Insekten viel weniger Futter und Platz als Säugetiere." Der Verein beginnt auch gerade damit, eine lokale Insektenproduktion aufzubauen. Denn die Tatsache, dass man in der Stadt - wo die meisten Menschen leben - platzsparend proteinhaltige Nahrung aus Insekten züchten kann, ist einer der größten ökologischen Vorteile.

Sommerrolle

Foto: Christoph Weiss

Unsere Vorspeise ist eine Sommerrolle mit Ziegenkäse, Brombeeren und Buffalowürmern.

Philipp Dobner ist Imker bei der Summerei in Wien - er hat heute die Larven männlicher Bienen mitgebracht: "Die männlichen Drohnen werden normalerweise aus dem Bienenstock herausgenommen und eingeschmolzen - weil sich dort die Varroamilbe einnistet, die kein Imker in seinem Bienenstock haben will. Wir haben überlegt, dass wir die Drohnenlarven, die extrem proteinhaltig sind, genauso essen können wie die Heuschrecken." Gemeinsam mit Stefan Trautsch bereiten wir als zweiten Gang eine Speise aus Bienendrohnen-Larven, gegrilltem Fenchel, Orangen, Radicchio und Basilikum zu. Sie schmeckt hervorragend.

Bienendrohnen-Larven

Foto: Christoph Weiss

Jetzt ist es Zeit für die Hauptspeise: Ein Eierschwammerl-Risotto mit Wüstenheuschrecken in Honig-Bier-Glace, mit Ringlotte, Löwenzahn und Majoran.

Foto: Christoph Weiss

Als Nachspeise gibt es einen Melonensalat mit Zweifleck-Grillen, Honig, Oliven und Eis. Die Grillen werden für diese Speise in einer Pfanne von uns karamelisiert.

Foto: Christoph Weiss

Und das fertige Desert sieht so aus:

Foto: Christoph Weiss

Der Kochkurs hat ca. vier Stunden gedauert, aber die Zeit ist wie im Flug vergangen - wir haben viel gelernt, hatten großen Spaß und das Essen war köstlich. Christoph Thomann sagt, dass die Arbeit der Plattform gerade erst begonnen hat. In den nächsten Jahren will er verstärkt mit Forschungspartnern, Züchtern und Köchen zusammenarbeiten, die gesetzlichen Rahmenbedingungen mitgestalten und weiterhin viele Kochkurse organisieren.