Erstellt am: 10. 8. 2016 - 15:00 Uhr
Das olympische Prinzip
Ich liebe die Olympischen Spiele. Die ersten Spiele, an die ich mich verschwommen erinnern kann sind die Winterspiele 1988 in Calgary, Canada. Damals hatte ich eine schwere Lungenentzündung und musste im Krankenhaus liegen. Im Spital, versammelten sich alle Patienten und Ärzte vor dem einzigen sozialistischen Fernseher, um sich die Wettbewerbe anzuschauen. Ich äußerte laut meine Zustimmung dafür, indem ich die ganze Zeit "Calgary, Calgary!", geschrien habe.
Dieses Wort erschienen mir irgendwie seltsam lecker und ich wiederholte es die ganze Zeit wie einen Zauberspruch. Das ist den Ärzten wahrscheinlich aufgefallen, da der Arzt bei der täglichen Visite immer sagte: “Schauen wir mal, wie es Calgary heute geht! Gehen wir heute zu den Olympischen Spielen?” Danach lachten alle, da sie wussten, dass Calgary weit im Westen hinter dem Eisernen Vorhang liegt und gewöhnliche Bulgaren dorthin nicht reisen durften. “Komm her Calgary”, sagte die Krankenschwester und zog meine Unterhose runter und steckte eine Spritze in meinem Hintern. Damals habe ich verstanden, dass Olympische Spiele Spaß und Schmerz vereinen.

APA/AFP/GABRIEL BOUYS
Barcelona
Die nächsten olympischen Spiele, die ich mir angeschaut habe, waren 1992 in Barcelona. Dort waren die amerikansichen NBA Stars der größte Hit. Ihr "Dream Team“ zermalmte alle. Man sagte, dass nur die Jugoslawische Nationalmannschaft gegen die Amerikaner standhalten könne. Aber Jugoslawien existierte nicht mehr. Dort gab es Krieg. Vergessen war das antike olympische Prinzip, dass während der Spiele alle Kriege aufhören müssen. Länder hörten auf zu existieren und neue entstanden. Wie zum Beispiel Litauen, die gegen die Amerikaner im Basketball-Semifinale spielten. Ihre bunten Trikots, die von der Hippie Rockband The Graeatful Dead spendiert wurden, machten sie noch sympatischer. Sie kämpften hart gegen die überstarken Amerikaner, aber verloren am Schluss. Damals habe ich gelernt die Schwächeren zu unterstützen.

APA/AFP/EMMANUEL DUNAND
Rio
Heute stehen die Olympischen Spiele im Schatten des Terrorismus. Es gibt mehr Nachrichten über die Sicherheitsmaßnahmen als über die Wettbewerbe selbst. Ich glaube, wenn die Spiele zu Ende sind werden alle erleichtert aufatmen. Das olympische Prinzip hat sich verändert. Es ist nicht wichtig teilzunehmen, sondern heil und gesund nach Hause zu kommen.
Trotzdem werde ich mir die Spiele anschauen. Das Kind in mir will nicht glauben, dass die Schönheit des Sports besiegt werden kann. Und es gibt nichts Schöneres als Kugelstoßen, nicht wahr? Außerdem gibt es so viele kleine Mannschaften, die unterstützt gehören!