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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

5. 8. 2016 - 17:08

Die Shortlist für den Mercury Prize 2016

David Bowie, Radiohead, ANOHNI und Bat for Lashes gehören zu den nominierten Acts für den britischen Musikpreis.

Am 15. September wird zum 25. Mal der britische Mercury Prize überreicht. Wie jedes Jahr ist es vor allem die berüchtigte Mercury Prize Shortlist, die Liste der Nominierten für die Auszeichnung, die von Musikinteressierten mit Spannung erwartet wird. Den Output der britischen Musikindustrie in einer kurzen Liste zusammenzufassen, ist nämlich ein besonders schwieriges Unterfangen.

Die allerbeste PJ Harvey bei den mercury Prize Awards 2011

AFP PHOTO / BEN STANSALL

PJ Harvey hat zuletzt 2011 gewonnen

In der Vergangenheit haben Mercury Prize-Nominierungen nicht nur Bands dabei geholfen, mehr Alben zu verkaufen, sondern auch einen ganz guten Eindruck des musikalischen Zeitgeists vermittelt. Wer gewinnt, das weiß man aber nie so genau, seit 1992 wurden zumindest Bands wie Primal Scream, PJ Harvey, Suede, Antony and the Johnsons und The xx ausgezeichnet.

Und auch, wenn man es ablehnt, Musik in kompetitiven Kategorien einzuordnen, zumindest eines kann die Mercury Prize Shortlist jedes Jahr sehr gut sein: Eine Möglichkeit, mal wieder eine neue Band, ein neues Album oder neues Lied zu entdecken, das man vielleicht noch nicht gehört hat. Deshalb hier nun eine kurze Übersicht aller Künstler und Künstlerinnen auf der Shortlist 2016. Zum Entdecken, Anhören, sich drüber freuen oder angefressen zu sein, weil Adele und PJ Harvey da heuer nicht draufstehen.

Anohni - "Hopelessness"

"Hopelessness", das erste Album von Antony Hegarty als Anohni, ist von einer Direktheit beseelt, die man im Vergleich zu anderen aktuellen Alben als beinahe radikal bezeichnen muss. Ja, man findet selbst in der langen und glorreichen Geschichte des Protestsongs selten ein Werk, das die Dinge so klar und überzeugt beim Namen nennt. - Christian Lehner über "Hopelessness" von Anohni.

Bat For Lashes - "The Bride"

Eine recht verführerische Angelegenheit, in der die Braut nicht nur für Unschuld und Reinheit, sondern letztlich für die Hoffnung steht. "The Bride" ist nicht nur eine Art Parabel über Beziehungsideale, sondern insgesamt Musik für schwierige Zeiten, wie wir sie gerade gut gebrauchen können. - Eva Umbauer über "The Bride" von Bat for Lashes.

David Bowie - "Blackstar"

Und wieder einmal heißt es bei einem Bowie-Album: Diesmal ist alles ganz anders! Bowie hat das Album "Blackstar" mit New Yorker Jazz-Musikern aufgenommen. Die erste Single ist zehn Minuten lang, das Video ist verstörend - oder auch im Niemandsland zwischen Nine-Inch-Nails-90er-Jahre-Ästhetik und der TV-Serie "Leftovers" angesiedelt. - Martin Pieper über "Blackstar" von David Bowie.

Jamie Woon - "Making Time"

In seiner "adult contemporary"-Haftigkeit ist "Making Time" sehr, vielleicht sogar: überdurchschnittlich gut. In guten Momenten atmet die Platte den entspannten Groove von etwa D‘ Angelo, den Jamie Woon auch als Einfluss nennt. - Katharina Seidler über "Making Time" von Jamie Woon.

Kano - "Made in the Manor"

"Made in the Manor" ist das bereits fünfte Album des Grime Rappers Kano, aber sein erstes, das für den Mercury Prize nominiert wurde. "I feel this is a big, massive step into the right direction and into the future for me", sagt Kano im Interview mit der BBC. "I kind of risked everything taking this long. But it's about making important records, hopefully seminal records."

Laura Mvula - "The Dreaming Room"

Diese Frau kann alles und mehr. Am Berührendsten vielleicht der Moment, wo eine kammermusikalische Version des Titelstücks von "Sing to the Moon" ("Renaissance") in "Show Me Love", eine traurig-schöne Hymne an ihre eigene gescheiterte Ehe, übergeht, die Gospel-artige Proklamationen mit Orchester-Arrangements wie aus "Bilder einer Ausstellung" kombiniert. - Robert Rotifer über "The Dreaming Room" von Laura Mvula.

Michael Kiwanuka - "Love & Hate"

Zweites Album für Michael Kiwanuka, zweites Album, das auf der Shortlist des Mercury Prize seinen Platz findet. "Love & Hate" ist ein Album, das ist so voll mit Gefühl, mit purer, künstlerischer Integrität, dass es einen beim Hören völlig in seine vorsichtig konstruierten Soundwelten einnimmt.

Radiohead - "A Moon Shaped Pool"

Radiohead fühlen sich spürbar so sicher in ihrem eigenen Sound, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt werden. Dissonanzen werden mit Verzerrungen, Übersteuerungen mit simplem musikalischen Understatement vermischt. Und was daraus entsteht, ist dieser einzigartige, mitreißende Sound der Band. Immer ein bisschen traurig, immer sehr emotional, immer wunderschön. - Christoph Sepin über "A Moon Shaped Pool" von Radiohead.

Savages - "Adore Life"

Die Aufschürfung, die Zerfurchung, die Pein entstehen durch die Zerdehnung, die unheilvoll heranschleichende Steigerung, die Repetition. "Is it human to adore life?" fragt Sängerin Jehnny Beth am Ende jeder Strophe. Sie hat die Antwort: "I adore life". - Philipp L'heritier über "Adore Life" von den Savages.

Skepta - "Konnichiwa"

"Without my team I would be a mess. Love and thank you all", schrieb der Grime MC auf Instagram, kurz nachdem bekannt wurde, dass er auf der Shortlist für den Mercury Prize stehen würde. Auch ein Shout-Out und Herz-Emoji gab es in Richtung der Co-Nominierten Kano und The 1975. Selbst vergleicht Skepta sein mittlerweile fünftes Album mit einem Film: "Konnichiwa is a classic. To put it out was a definite happy point", so der Rapper im Interview mit der BBC.

The 1975 - "I like it when you sleep, for you are so beautiful yet so unaware of it"

Gerade noch Nummer 1 in den UK-Charts, in Kürze dann auch live in Österreich zu sehen: "I like it when you sleep, for you are so beautiful yet so unaware of it" ist, vor allem im Vergleich zu seinem anstregenden Titel, eine scheinbar mühelos konzeptionierte Popplatte, eingängig und einladend, aber trotzdem komplex und dicht in seiner Produktion.

The Comet Is Coming - "Channel the Spirits"

"Channel the Spirits" ist das erste Album von The Comet is Coming, einer dreiköpfigen Band aus London mit so einfallsreichen Namen wie Danalogue the Conqueror und Betamax Killer. Ein jazzgeladener Elektronikdonnerschlag, wie eine Reise durch Raum und Zeit, in überwältigender Lichtgeschwindigkeit.

Der Mercury Prize 2016 wird am 15. September verliehen.