Erstellt am: 6. 8. 2016 - 10:00 Uhr
Im Spielekammerl: Grand Austria Hotel
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Den Controller aus der Hand legen, die Konsole ausschalten und wieder ein analoges, statt ein digitales Spiel spielen: Brettspiele befinden sich schon seit ein paar Jahren in einer Revivalphase. Immer mehr spielerische Konzepte und Ideen werden von Boardgame-Autoren und Autorinnen mittlerweile aus Medien wie Videospielen, Filmen oder Serien übernommen. Was nicht nur Spiele kreiert, die einen stärkeren Fokus auf Narrativ oder komplett neue Zugänge setzen, sondern die es auch Leuten leichter machen, in die Brettspielwelt einzutauchen, die das vielleicht sonst nie wirklich machen.
Auch das FM4 Spielekammerl möchte sich mehr mit der Brettspielthematik beschäftigen und probiert diesmal "Grand Austria Hotel" aus, ein Spiel mit lokalem Bezug und komplexem Gameplay.
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Hotelmanagement ist schwer
In "Grand Austria Hotel" geht es darum die Rolle eines Hotelmanagers oder einer Hotelmanagerin eines Luxushotels in Wien zu übernehmen - mit allem, was da so dazugehört. Gäste müssen nicht nur in Zimmern untergebracht, sondern auch so effektiv wie möglich im eigenen Restaurant des Hotels bewirtet werden. Was gar nicht so einfach ist, versucht das Spiel doch eine besonders komplexe Simulation des täglichen Lebens im Management eines Hotels zu bieten. Ein echtes Strategiespiel also, das seinen Spielern und Spielerinnen verschiedenste Möglichkeiten bietet, zu gewinnen.
Robert Glashüttner, Christoph Kobza, Gerlinde Lang und Conny Lee haben sich im Spielekammerl getroffen, um in die Welt des österreichischen Luxushotelmanagements einzutauchen. Was schon zu Beginn einige Herausforderungen bereithält: Die Spielschachtel von "Grand Austria Hotel" quillt förmlich über vor Karten, Jetons, Blättchen, Figuren und Würfeln. All das braucht man, um sich durch die doch sehr komplizierten Mechaniken des Spiels zu arbeiten.
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Beim ersten Spielen ist das dann auch ganz schön überfordernd und stellt unser Team vor eine mehrstündige Lektion in Sachen Spielregeln, während die Anleitung besonders ausführlich studiert werden muss. Was bei manchen das Denkvermögen anregt, gibt anderen dann nach einiger Zeit auch Kopfschmerzen. Der größte Spaß, den unsere Spieler und Spielerinnen bei ihrer Testrunde haben, kommt von der Konfusion durch die zu Beginn verwirrenden Regeln, die für einiges an Gelächter sorgen. Wenn es dann aber mal richtig losgeht, erlaubt "Grand Austria Hotel" komplexe Strategien und individuelle Wege um sich zum Sieg zu kämpfen. Dorthin muss man aber erstmal kommen.
Durch die lange Lernphase werden vor allem einige Nebenbeispieler und -spielerinnen vermutlich verfrüht aussteigen. In Sachen Zugänglichkeit für Menschen, die sich nicht stundenlang mit Regeln beschäftigen und einfach mal loslegen wollen, tut sich "Grand Austria Hotel" schwer. Und auch wenn man mal einfach nur klischeehaft nach der Dinnerparty noch eine kurze Runde eines Brettspiels mit den Gästen angehen will, gibt es vermutlich bessere Alternativen zur Hotelmanagementstrategie.
Brettspiele 2.0, wie man die neue Generation von Boardgames auch nennen könnte, können geniale, tiefgehende, aber auch zugängliche Welten bieten, die es auch locker mit denen von Videospielen aufnehmen können. "Grand Austria Hotel" gehört eher zur alten Schule des Brettspiels, ein Spiel, in dem sicher sehr viel Spaß zu finden ist, das den Weg dorthin den Spielern und Spielerinnen aber ganz und gar nicht einfach macht.