Erstellt am: 2. 8. 2016 - 15:14 Uhr
Flüchtlinge als "Hilfsbademeister"
Das hochsommerliche Wetter lockt die Menschen in Seen, Flüsse und öffentliche Bäder – und auch Flüchtlinge suchen Abkühlung. Sprachbarriere und kulturelle Verschiedenheiten führen dabei manchmal zu Missverständnissen, einige Badegäste fühlen sich belästigt oder bedroht, und es kommt auch vermehrt zu Badeunfällen von Flüchtlingen, weil manche von ihnen keine Schwimmkenntnisse haben.
Foto: Christoph Weiss
Im Stadtbad Mödling probiert man deshalb seit zwei Monaten einen neuen Weg. 16 jungen Asylwerbern wurde die Möglichkeit gegeben, als Assistenten der Bademeister auszuhelfen.
Hiwadula kehrt gerade den Boden vor dem Pool. Er ist froh, dass er hier mitarbeiten darf – und auch darüber, dass gerade ein paar Wolken am Himmel sind. „An anderen Tagen ist es so heiß. Dann ist es vor allem in meinem Container nicht so gut.“
Die unklimatisierte Containeranlage, in der Hiwadula seit vier Monaten wohnt, beherbergt insgesamt 40 Flüchtlinge. Der aus Afghanistan stammende Asylwerber ist also froh über jede Form von Aktivität - er besucht einen A2-Deutschkurs, er spielt in Mödling Cricket (die beliebteste Sportart in Afghanistan) und er hilft einmal pro Woche im Stadtbad. Als Lohn gibt es dafür drei Euro pro Stunde. „Das ist nicht so viel, aber immerhin“, sagt Hiwadula.
Foto: Christoph Weiss
110 Euro pro Monat kann er sich im Bad dazuverdienen - mehr ist gesetzlich nicht möglich, sagt Robert Mayer, Stadrat für Jugend und Sport in Mödling und Betriebsleiter des Stadtbads. Er hat das Projekt mit den Flüchtlingen initiiert. Die Alternative wäre gewesen, uniformierte Security-Mitarbeiter ins Bad zu stellen – für ihn hätte das kein angenehmes Bild abgegeben. „Die 16 Flüchtlinge, die hier nun helfen, wollen sich unbedingt integrieren. Sie machen Deutschkurse und sie haben sich alle in der HTL beworben. Es hat einfach gepasst - es sind ganz, ganz liebe Leute.“
Hiwadula sagt, dass er aus Afgahnistan geflüchtet ist, weil er sonst gezwungen worden wäre sich den Taliban anzuschließen: „In meiner Heimat ist Krieg. Ein Kommandant der Taliban ist zu mir gekommen und hat gesagt: Du kommst zu uns.“ Die anschließende, lebensgefährliche Flucht nach Österreich habe zwei Monate lang gedauert.
Foto: Christoph Weiss
Solche Geschichten hört man, wenn man mit den jungen, afghanischen Assistenten im Stadtbad spricht. Das Projekt trägt also zum gegenseitigen Verständnis bei.
Die Flüchtlinge ersetzen natürlich nicht die klassischen Bademeister, sie würden als Assistenten aber einen wertvollen Beitrag bei der Kommunkation zwischen Badegästen aus Österreich und dem Ausland leisten – zum Beispiel, wenn einmal Flüchtlinge auf einem Liegeplatz Fußball spielen, sagt Robert Mayer: „Sie mussten schon ein paar mal einschreiten. Es waren keine großartigen Angelegenheiten. Aber sie haben den Draht zu den Asylwerbern unter den Badegästen verbessert. Sie nehmen den österreichischen Badegästen die Scheu vor den Asylwerbern. Und das Projekt trägt dazu bei, die jungen Asylwerber in die österreichische Gesellschaft zu integrieren.“