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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

2. 8. 2016 - 10:32

Who you gonna call?

Das Ghostbusters-Reboot ist nicht großartig, schafft es aber trotzdem als Sommerblockbuster zu unterhalten.

Es ist erstaunlich, mit welcher Kontroverse bereits im Vorfeld auf das diese Woche erscheinende Reboot der Ghostbusters reagiert wurde. In sozialen Netzwerken machte sich schon zur ersten Ankündigung des Films deutliche Negativstimmung breit, im Mai war der Trailer der mit den meisten Dislikes auf YouTube aller Zeiten, während sich ein Kritiker dort auch schlicht weigerte den Film überhaupt zu reviewen.

Ghostbusters

Sony Pictures

Die Sorge war hier, dass mit dem Reboot zu tief in die klassische Filmserie und deren Bedeutung eingegriffen werde. Dass der neue Ghostbusters-Film ein geldgieriges, sinnloses Projekt werden würde, das in kürzester Zeit das Vermächtnis von Ivan Reitmans Original zerstören könnte.

Gleichzeitig wurde in sozialen Netzwerken auch gegen die neuen Ghostbusters Stimmung gemacht, einen Cast der großteils aus weiblichen Comedians besteht. Seinen Höhepunkt fand dieser Teil der Kontroverse nicht nur mit einem Video von niemand geringerem als Donald Trump, sondern mit zahlreichen rassistischen und sexistischen Tweets in Richtung von Leslie Jones, die im Film die Rolle der Geisterjägerin Patty Tolan spielt, was Twitter letzten Endes zu einer der ersten Sperren eines Accounts im sozialen Netzwerk führte.

"Ghostbusters" ist zwar nicht der beste Film des Jahres geworden, auch nicht der beste "Ghostbusters"-Film, aber die franchisezerstörende, unlustige Product-Placement-Geldmaschine, die von manchen herbeigeschworen wurde, ist der Film auch bei Weitem nicht.

Was "Ghostbusters" geworden ist, ist ein unterhaltsamer Sommerblockbuster, ein Film, dessen grundlegender Spirit so positiv ist, dass die Kontroverse, die dem Ganzen entgegengebracht wurde, damit ad absurdum geführt wird. Ein Film, der, wenn er Spaß macht, wirklich viel Spaß macht. Gleichzeitig in seinen schwächsten Momenten aber auch an den Ambitionen, das größtmögliche Publikum zufriedenzustellen, scheitert.

Ghostbusters

Sony Pictures

"Ghostbusters" ist ein komplettes Reboot der Reihe, das sich nur durch kurze Verweise, kleine Jokes und ein paar Gastauftritte auf das Original bezieht. Ein Fakt, der essenziell ist, wenn man sich den Film ansieht. Denn die neuen Charaktere mit den alten gleichzusetzen, ist nicht nur Murray, Aykroyd, Ramis und Hudson gegenüber unfair, sondern auch vor allem dem Cast des neuen Films.

Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon und Leslie Jones sind die neuen Ghostbusters und wie die Hauptdarsteller im ersten Film großteils aus der Saturday Night Live-Schule. Paul Feig, der mit Wiig und McCarthy schon in "Bridesmaids" zusammengearbeitet hat, führt Regie. Im Gegensatz zur 2011 erschienen Komödie geht es in "Ghostbusters" aber um einiges cleaner und familienfreundlicher zu, was dabei hilft, den Film zugänglicher für ein größeres Publikum zu machen, gleichzeitig aber auch für einige fade Momente sorgt.

Die Performances aller vier Hauptdarstellerinnen sind durchgehend unterhaltsam, die Charaktere gut durchdacht. Vor allem wird hier von den neuen Ghostbusters mit so einem Optimismus, mit so viel Euphorie und grundlegender positiver Begeisterung zur Sache gegangen, dass man gar nicht anders kann, als davon mitgerissen zu werden.

Ghostbusters

Sony Pictures

Aber nicht der gesamte Cast kann überzeugen: Chris Hemsworth, der den stupiden Rezeptionisten Kevin Beckmann spielt, ist mit seiner Performance ein Comedy-Vakuum. Jede Szene, in der der Australier zu sehen ist, wird von jeglichem Humor und Witz leergesaugt, seine faden One-Liner und halbimprovisiert wirkenden Jokes sind ein Tiefpunkt im Film. Auch die Cameos des originalen Casts, die allesamt neue Charaktere spielen, wirken gezwungen und unlustig. Nichtmal Bill Murray kann da mit seiner gewohnten Lethargie überzeugen. Und das heißt schon einiges.

Damit ist "Ghostbusters" ein Film, der am besten ist, wenn er auf seinen eigenen Beinen steht. Wenn er sich von den Referenzen distanziert und mit seinem ganz eigenen Ton seine eigene Story erzählt. Das ist kein Film, der wie ein simpler Cashgrab wirkt, keine Komödie, die, wie es beispielsweise Adam Sandlers Filmen öfters vorgeworfen wird, einfach mal schnell 90 Minuten mit Product Placement füllen will.

"Ghostbusters" erscheint am Freitag in den Kinos.

Im Jahr 2016 ist das die logischste Version eines "Ghostbusters"-Films, ein kurzweiliger Sommerblockbuster, der sich selbst nie zu ernst nimmt. Eine zeitgemäße Neuauflage der Reihe, die trotz mancher Fehler großteils richtig gut unterhalten kann.