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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

1. 8. 2016 - 09:51

Palmen und Perücken am Popfest

Der letzte Tag am diesjährigen Popfest mit dem Black Palms Orchestra, Demi Broxa und Johann Sebastian Bass.

Popfest

Alle Infos zum Popfest 2016 auf fm4.orf.at/popfest2016

Mit einem Donnerschlag wird das Finale des Popfests 2016 eingeläutet. Ein Unwetter zieht am Abend durch Wien, über dem Karlsplatz regnet es ordentlich. Was aber die zahlreichen Leute vor der Karlskirche nicht davon abhält, sich trotzdem für den begehrten Eintritt anzustellen. Denn es gibt noch drei ganz besondere Performances zu sehen, die auch versprechen, mit einigen Überraschungen aufzuwarten.

In der Kirche begrüßt Ankathie Koi das anwesende Publikum. "Wenn es euch so geht wie mir, dann seid ihr müde und eure Köpfe sind voll", sagt die Kuratorin des diesjährigen Popfests. Voll mit Impressionen, mit neuen Klängen und neuen Gedanken. Über Musik und über das Leben an sich. Die vier Tage Popfest haben einen starken Eindruck hinterlassen, bei uns, die jeden Nachmittag den Karlsplatz zu unserem Wohnzimmer gemacht und jede Nacht bis in die frühen Stunden gefeiert haben. Und vor allem eines wird von Ankathie Koi in ihrer Ansprache hochgehalten: Das friedliche Zusammenleben, das mit dem Popfest zelebriert wurde.

Das erste Bühnenrequisit deutet schon auf die erste Band in der Karlskirche hin: Die schwarze Palme, die mitten auf der Bühne steht. Das Black Palms Orchestra eröffnet den Reigen. Und spielt gleichzeitig auch seine erste Liveshow. Auf dem Album "Sad Moon Rising" kommt eine Allstarband zum Zug, eine Allstarband ist das dann auch auf der Bühne: Monsterheart, Sir Tralala, Oliver Welter von Naked Lunch, David Kleinl von Tanz Baby! und sogar Ankathie Koi selbst unterstützen Palmen-Mastermind Christian Fuchs dabei, seine düster-bezaubernden Soundsphären live umzusetzen.

Das Black Palms Orchestra nimmt uns mit auf eine Reise durch die Welten, da stehen wir einmal mit unseren nackten Füßen im Wüstensand, dann sind wir plötzlich im nebeligen Sumpf und auf nächtlicher Fahrt den Highway entlang. Das Ziel bleibt aber immer gleich: Die Schönheit in der Traurigkeit zu finden, in der Melancholie und im Schwelgen in der Emotion. Die Karlskirche entpuppt sich dabei als das beste mögliche Setting für das Debüt.

Draußen hat es mittlerweile wieder zu regnen begonnen, durch die Kirchenfenster erhellen Blitze den Nachthimmel und sorgen damit für die ideale Lichtshow für die nächste Band des Abends. Auf das Palmenorchester folgt Demi Broxa, das Projekt von Vocal-Künstlerin Agnes Hvizdalek und Elektro Guzzi-Bassist Jakob Schneidewind. Da gibt es experimentelle Elektronik zu bestaunen, Soundscapes, atmosphärische Nebelfelder, durch die wir mit dem Duo wandern dürfen. "Das Spiel mit der Irreführung von Erwartungen" steht hier im Mittelpunkt, da wird zwischen überwältigenden Bässen, die die Kirchenwände zum Beben bringen und vorsichtig konstruierten Ambienttönen gewechselt.

Im Regen vor der Kirche warten weiterhin zahlreiche Leute, die hoffen, es doch noch hineinzuschaffen. Für den finalen Act des Popfests, für Johann Sebastian Bass. Die haben heute auch den Orchesterzusatz im Namen. "Das Herz ist schwer", erzählen uns Ankathie Koi und Gerhard Stöger bei der letzten Ansprache des Fests. "Wir freuen uns, dass sie den Sprung in unsere Zeit geschafft haben, das Johann Sebastian Bass Chamber Orchestra!"

Und wie ein Orchester klingt die Band dann auch, mit Chor, Streichern und Orgeltönen. Genres wird getrotzt mit der Performance, der elektronische Sound wird orchestral gerecht für die Location präsentiert. Und klingen tut das dann richtig groß, imposant und wie etwas ganz Besonderes.

Popfest Nummer 7 endet damit als eines der besten Feste, mit einem großartigen Line-Up, guten Menschen und einer bezaubernden Atmosphäre. Aber vor allem überwältigend emotional. Ein Fest zum Freuen war das, zum Verlieben, zum alte Freunde treffen und neue kennenlernen, zum Entdecken von und Tanzen zur Musik. Und mit all der positiven Energie kann man gar nicht anders als sich zu denken: Vielleicht ist die Welt ja doch nicht so scheiße.