Erstellt am: 29. 7. 2016 - 16:49 Uhr
The daily Blumenau. Friday Edition, 29-07-16.
#fußballjournal #nationalmannschaft #konsumentenschutz
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und enthält regelmäßige Einträge zu diesen Themenfeldern.
Wie sich großangekündigte Verbesserungs-Maßnahmen nach ausführlichen Evaluierungen schnell als vom Berg gekreißtes Mäuslein entpuppen. Weder die ÖFB-Aufarbeitung der Euro noch der Konsumenten-Check der Bundesliga können überzeugen.
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Es war eine durchaus ernsthafte Veranstaltung, die Nachschau zum Abschneiden des Nationalteams bei dieser EM-Endrunde, zu der der ÖFB lud, um die Erkenntnisse aus der internen Analyse zu präsentieren. Präsident Windtner, Sportchef Ruttensteiner (der sich durchgesetzt und verlängert hat) und Teamchef Koller fanden da heute Mittag vergleichsweise offene und selbstkritische Worte, ohne Sündenböcke auszumachen.
Dort, wo es wichtig wäre, blieb man aber vage: bei den Schlüssen für die künftige Arbeit blieben die Verantwortlichen im klassischen Phrasenschatz (besser machen, Schärfe reinkriegen) stecken.
Und selbst die einzige schmale Neuerung wurde als mixed message transportiert. Während Ruttensteiner noch davon sprach, dass es künftig eine bessere sportpsychologische Betreuung geben würde, ruderte Koller einige Minuten später wieder zurück: verpflichtend wäre derlei nicht.
Dabei hatten die beiden die mentale Belastung einiger Spieler als den neben schlechter körperlicher Verfassung einiger anderer Spieler wichtigsten Grund für das Scheitern angegeben. Sie hätte, vor allem im Verein mit der durch die unterschätze Turniersituation, den nicht genau genug auf die Größe des Anstehenden geschärften Blicks und die hohe Erwartungshaltung zu jenem Stress geführt, der sich dann in ungenauem Spiel, mangelnder Konzentration, fehlender Konsequenz und der daraus resultierenden Negativspirale niedergeschlagen habe.
Wir erinnern uns alle noch an die vor Verzweiflung glühenden Gesichter der Österreicher, die nach den beiden ersten Spielen trutzig davon sprachen, ganz sicher keine Mental-Betreuung zu brauchen. Vor allem Dragovic und Hinteregger taten sich da hervor, hochbegabte Spieler mit einer jedoch teilweise noch kindlich anmutenden Persönlichkeit, die mehr als alle anderen unter der Diskrepanz zwischen Wollen und Können litten.
Koller redete diese Realitätsverweigerung auch heute noch schön. Es wäre doch klar, dass sich niemand öffentlich hinstellen und bekennen würde, sich psychologische Hilfe holen zu wollen (sprich: zum Irrenarzt zu gehen); die Verantwortung liege weiter bei den Spielern.
Dieses vermeintliche Schützen seiner Spieler beschädigt sie nur weiter; und es ist zutiefst kontraproduktiv. Nur wenn psychologische Betreuung regelmäßig greift, kann sie effektiv werden. Wirklich große Spieler nutzen jeden Bereich aus um noch ein paar Prozent rauszukitzeln. Wenn sich der ÖFB auf den Standpunkt der Eigenverantwortung stellt und sich das Coaching Team nicht in der Lage sieht, offensichtliche Problemkinder zu den Experten zu schicken, die ihnen helfen (und die Prozente rausholen) können, dann grenzt das an Selbstaufgabe.
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Es war das große Glück dieser Präsentationsveranstaltung, dass sie gestern untertags stattfand. Heute, am Tag nach dem Flutlicht-Debakel beim Euro-League-Spiel der Admira hätten sich die Verantwortlichen nicht retten können vor einschlägigen Fragen.
Dabei ging es bei der Untersuchung des Vereins für Konsumenten-Information (das ist der anerkannte Verbraucherschutz-Verein, der den Konsument herausgibt und alle erdenklichen Produkte und Dienstleistungen testet) zum Thema Bundesliga nicht in allererster Linie um die Infrastruktur-Maßnahmen, die den Ablauf des Spiels verbessern, sondern um alles, was die Zuschauer betrifft. Vom Ticketing über den Online-Auftritt, Anreise, die Gastro, Sicherheit, Maßnahmen für Kinder, Barrierefreiheit bis zur Behandlung der Gästefans.
Aber auch da stecken ganz wesentliche Bereiche (Information, Gästesektor, Familiensektor) noch tief in einem eh schon an österreichische Realitäten angepassten Minus (die Mehrzahl der heimischen "Stadien" würden deutsche Profi-Fußball-Tester wohl gar nicht erst betreten). Mehrheitlich gibt es Dreier und Vierer, nur sieben Arenen genügen seriösen Ansprüchen. Trotzdem ist einiges nicht ganz so schlimm wie erwartet oder wie in der Erinnerung ehemaliger (verlorener) Stadionbesucher abgespeichert; der Aufwärtstrend unbestreitbar.
Die Studie, besser gesagt: ihre PowerPoint-Zusammenfassung, wurde nach der Präsentation in allen Medien weitererzählt. Dass Liga-Vorstand Reinhard Herovits speziell erwähnte, wie erfreut er wäre, sich einmal außerhalb der Sportjournalisten-Blase aufzuhalten, konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch im Chronik/Konsumenten-Bereich keine wirkliche Auseinandersetzung (von Hinterfragung will ich gar nicht sprechen) mit dem Thema stattfindet.
Als ich auf die auf der vki-Site veröffentlichten vertieften Testergebnisse zugreifen will (auf die ich angesichts einer wegen Ungereimtheiten aufgetretenen Detailfrage vom Projektleiter, der die Daten bei der PK nicht parat hatte, verwiesen wurde), sperrt dort zuerst eine Bezahlschranke, klappt es dann weder mit der Zugangsaktivierung, noch ist eine Mail-Übersendung ohne Hinweis auf die notwendige Geheimhaltung möglich. Ein paar Stunden später liefert das den Nachthimmel über Maria Enzersdorf sonst dominierende Südstadt-Flutlicht das Symbolbild dazu: es wird dunkel.
Die Admira verspricht Besserung und Wiedergutmachung, die TV-Zuschauer verdanken den Unterbrechungen einen Mikro-Skandal und Wuchtln von Ernst Hausmeister, der Schaden als Lachnummer Europas ist aber angerichtet. Die Admira war sogar im freundlichen VKI-Test an 19. Stelle unter 20 getesteten Vereinen.