Erstellt am: 24. 7. 2016 - 16:23 Uhr
Groove is in the Heart
Ihrem Debütalbum aus dem Jahr 2012 hat die schwedische Gruppe GOAT den Namen "World Music" gegeben, der Nachfolger hat dann zwei Jahre später schon überdeutlich sprechend "Commune" geheißen. GOAT verschleiern hinsichtlich ihrer Haltung zum Leben recht wenig und wollen der Welt da nichts vormachen.
Auch wenn es immer wieder die harte Rebellion und den Widerstand geben muss, muss auf der anderen Seite das Zusammenkommen, die Einheit, die Schwesterlichkeit, die Gemeinschaft gefeiert werden. GOAT sind Botschafterinnen der Liebe und eines Hippiegeistes, der nicht ironisch beäugt werden soll.
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- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
Über krautigem Geklöppel und Gerassel, Rascheln im Gebüsch zelebrieren sie den Frieden, den sexy Tanz, die Vereinigung, sie wissen, dass man oft dem ganzen blöden Dreck das draußen den Glauben an das Gute entgegenstellen muss, manchmal auch vielleicht eine mit voller Absicht ein wenig inszenierte Naivität. GOAT treten stets in bunten Phantasie-Kostümen und Masken auf, der von der Band selbst übermittelten Legende nach stammen sie aus dem nordschwedischen Kleinstdörfchen Korpilombolo, wo das Kollektiv einst entgrenzte Voodoo-Rituale vorgenommen haben soll – Voodoo-Rituale der Liebe, sicherlich.
Andreas Johansson
Anfang, Mitte der Nuller-Jahre hat die US-amerikanische Gruppe Animal Collective, die das Kollektiv und das Tier schon im Projektnamen führt, stets mit freundlichen Tiermasken sowie Tarnnamen geschmückt ähnlich die Auflösung des Subjekts, die Anonymität, das glorreiche Aufgehen im Gesamtverband transportiert – mittlerweile ist die Band auch schon zur tatsächlichen, im Personal nur mehr minimalst und selten fluktuierenden "Band" geworden.
Bei GOAT steht die große Idee nach wie vor über dem Einzelnen – dass bei einer international und nicht gerade unerfolgreich operierenden Gruppe so ein feiner, erhellender Zinnober auch Teil eines gewieften Image-Engineerings ist, ist dabei schon mitgedacht.
Demnächst erscheint das dritte Album von GOAT und diesmal wollen wir hoffen, dass der Titel "Requiem" nicht wörtlich zu lesen ist. Im Vorabsong "Try My Robe" nämlich besingen GOAT das Leben und das Weiterleben, das Gemeinsame und die sinnliche Umarmung so deutlich wie selten zuvor: "Come sit down, by my side", heißt es in dem Stück wieder und wieder. Oder auch: "Share my bread, taste my food". Wir wollen am Lagerfeuer sitzen und einander die Hände reichen.
GOAT versanden jedoch nicht in anderswo oft ermüdendem, ausuferndem Jam-Band-Gedudel. Wie schon oft in ihrer Karriere davor bedienen sich GOAT in "Try My Robe" bei Afrobeat und indischer Folklore und formen einen knappen, knackigen, dabei doch mantrahaften, hypnotischen Psychedelik-Disco-Pophit. Man kann dazu tanzen und das Schöne spüren. Ein Lied kann eine Brücke sein.