Erstellt am: 23. 7. 2016 - 08:33 Uhr
Nach Amoklauf in München
Amoklauf in München
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Joseph Röhmel vom Bayerischen Rundfunk liefert ein Update zu den Hintergründen des Schützen, der sich intensiv mit dem Thema Amoklauf, unter anderem auch mit dem bekannten norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik, beschäftigt habe.
18-jähriger Schüler war Einzeltäter
Bei der Bluttat in München mit neun Toten, 27 Verletzten und einem Täter, der Suizid beging, handelt es sich eindeutig um einen Amoklauf eines 18-jährigen Schülers. Es gebe keine Hinweise auf Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat.
Hausdurchsuchung in München
27 Verletzte und zehn Tote - unter ihnen auch der mutmaßliche Täter, ein 18-jähriger Deutsch-Iraner. Das ist die Bilanz der Bluttat im Münchner Olympia-Einkaufszentrum von Freitagabend.
Chronologie der Schießerei
Der Live-Ticker von ORF.at
Update: Polizei-Pressekonferenz
Polizeipräsident Hubertus Andrä hat in einer Pressekonferenz bestätigt, dass der Schütze ein Einzeltäter war und keinen Bezug zu Flüchtlingen hat. Der Täter ist in München geboren und aufgewachsen. Er war Schüler, hat bei seinen Eltern gewohnt. Polizeieinheiten haben heute seine Wohnung durchsucht und dabei keinerlei Anhaltspunkte gefunden, dass der Täter einen radikal-islamistischen Hintergrund habe. Allerdings wurden Zeitungsberichte und Bücher rund um das Thema Amoklauf gefunden, mit dem sich der Täter offenbar intensiv beschäftigt hat. Er sei ein klassischer Amok-Täter ohne jeglichen politischen Hintergrund. In seinem Rucksack hatte er mehr als 300 Schuss Munition dabei. Der mutmaßliche Todesschütze soll sich in ärztlicher und psychiatrischer Behandlung befunden haben und an Depressionen gelitten haben. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden.
Was ist bisher bekannt?
Am Freitagabend hatte ein Mann neun Menschen - darunter sieben Jugendliche - erschossen und sich dann offenbar selbst getötet. Die Polizei hat Samstag früh eine Wohnung in der Münchner Maxvorstadt gestürmt - dort soll der mutmaßliche Todesschütze gelebt haben. Als Zeichen der Trauer werden in Deutschland die Flaggen auf Halbmast gesetzt, wie das deutsche Innenministerium mitteilte.
Die Polizei sehe bisher keine Parallelen des Münchner Falls mit dem Zug-Angriff von Würzburg, bei dem ein 17-Jähriger zahlreiche Menschen mit einer Axt teils schwer verletzt hatte. Die Motive der Tat seien bisher völlig unklar, sagt Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä in der Nacht auf Samstag in einer Pressekonferenz in München. Dass zunächst von drei möglichen Tätern ausgegangen worden sei, erklärte Andrä mit Zeugenaussagen sowie einem Auto, das am Tatort mit hoher Geschwindigkeit davongebraust sei. Dies habe aber nichts mit den schrecklichen Geschehnissen zu tun gehabt, hätten Ermittlungen ergeben. Im Lauf der Nacht hat die Polizei auch Entwarnung gegeben. Sie geht davon aus, dass es sich bei dem Schützen um einen Einzeltäter handelt.
Joseph Röhmel hat für den BR die Tat in München mitverfolgt und mit John Megill und Vroni Fillitz Samstag früh in der FM4 Morning Show über die Geschehnisse berichtet.
John Megill: Es ist alles ein bisschen still in München heute früh, oder?
Joseph Röhmel: Ja, man merkt schon, dass das Ganze, was gestern in München passiert ist, nachwirkt. Der Terror - das muss man leider sagen - ist tatsächlich auch in München, beziehungsweise in Deutschland angekommen. Wenn man durch die Stadt läuft, herrscht eine gedrückte Stimmung. Das ist nicht spurlos vorüber gegangen.
![© APA/AFP/STR Schießerei in München](../../v2static/storyimages/site/fm4/20160729/muenchen-6_body.jpg)
APA/AFP/STR
John Megill: Yesterday evening around 6 o´clock an 18 year old killed nine people and then turned the weapon on himself. He also wounded 16 other people. Police called the situation an "act of terror" at first, because it wasn´t clear weather he was acting alone or not. 2.300 police forces were on the streets including some forces from the Austrian Cobra.
Vroni Fillitz: Die Cobra-Einheiten sind noch am Abend nach München ausgerückt.
John Megill: What are the latest news?
Joseph Röhmel: Neuigkeiten gibt es momentan nicht. Die Polizei hält sich sehr bedeckt. Sie müssen noch ermitteln und wollen natürlich nichts veröffentlichen, was am Ende vielleicht Vorurteile schürt. Da arbeiten die Polizisten aus meiner Sicht schon sehr vorsichtig und sehr gewissenhaft. Und deshalb ist die Lage momentan noch relativ unklar, es sind bisher nur wenige Informationen durchgesickert. Es gibt aber auch eine Menge Videos im Netz, die natürlich auch nicht alle der Wahrheit entsprechen.
John Megill: Im Netz lassen sich zu gestern einige Fakes finden und es ist schwer herauszufinden, was überhaupt passiert ist. I was following the Munich police on Twitter and I have to say they did a very impressive job actually of keeping calm on the streets. Did you also feel that way yourself being actually there?
Joseph Röhmel: Ja, die Polizei hat einen super Job gemacht. Vor allem der Pressesprecher der Münchner Polizei wird lobend erwähnt, der hat meines Wissens jetzt sogar eine eigene Fanpage. Das ist doch relativ ungewöhnlich.
John Megill: Ein Zeichen des Zusammenhalts.
Vroni Fillitz: Joseph, du warst gestern als Reporter für den Bayerischen Rundfunk ganz nah beim Tatort. Es herrschte absoluter Ausnahmezustand und zeitweise Panik. Es gab Meldungen von Schießereien an anderen Örtlichkeiten abseits des Einkaufszentrums und des Fast-Food-Restaurants, die sich dann als Falschmeldungen herausgestellt haben. Wie hast du gestern Abend diesen Polizeieinsatz erlebt? Wie war das Gefühl beim Olympia-Einkaufszentrum und in der Stadt?
Joseph Röhmel: Die Polizei war sehr nervös, weil lange nicht klar war, ob es nur ein Täter ist oder ob es möglicherweise mehrere Täter sind. Da hat man natürlich unterschiedliche Szenarian im Kopf - Beispiel Paris. Und man muss in diesem Zusammenhang sagen, es war natürlich auch "Glück", dass es nur ein Täter war. Ansonsten war die Lage bedrückt und beängstigend. Ich war zum Beispiel im provisorisch eingerichteten Pressebereich, plötzlich lief uns eine Frau über den Weg. Sie weinte. Sie hat wohl das Attentat direkt mitbekommen. Alles sehr bewegend - auch für Journalisten, die dann plötzlich Teil der Krisenberichterstattung sind.
![© APA/dpa/Matthias Balk Polizist in München mit Spezialausrüstung](../../v2static/storyimages/site/fm4/20160729/einsatzkraefte_body.jpg)
APA/dpa/Matthias Balk
John Megill: At the moment everybody is wondering who the guy was, of course. Has there been any new information on that? What do we know for sure about the 18 year old boy who did this?
Joseph Röhmel: Momentan gibt es leider noch keine weiteren Informationen. Wie gesagt hält sich die Polizei sehr bedeckt. Der 18-Jährige ist ein Deutsch-Iraner, der wohl auch aus München kommt. Aber ich denke, da werden sich sicherlich noch einige Informationen im Laufe des Tages ansammeln. Es gibt auch ein Video im Netz, da streitet er sich mit einem anderen Mann, und das Video stimmt wohl auch.
John Megill: Wir haben einen Auszug aus dem Video on Air gehabt, einmal ist genug, wir wollen hier nicht zuviel Schrecken verbreiten. Und wir schließen uns hier auch der Polizei in München an und versuchen, nichts zu sagen, das bisher nicht belegt werden kann, wo es keine Beweise gibt.
Vroni Fillitz: Über ein mögliches Motiv kann bisher nur spekuliert werden, wir wissen einfach zu wenig.
John Megill: Joseph Röhmel vom Bayerischen Rundfunk in München, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Du wirst noch einen stressigen Tag vor dir haben.
Joseph Röhmel: Ja definitiv. Man möchte natürlich wissen, was das Motiv des Täters ist, da geht es vielen Journalisten so.
John Megill: Viel Kraft und viel Liebe für den kommenden Tag, Joseph vielen Dank.
![© APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand Blumen werden niedergelegt, Trauer in München](../../v2static/storyimages/site/fm4/20160729/trauer_muenchen_body.jpg)
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand