Erstellt am: 20. 7. 2016 - 16:08 Uhr
White Men Can't Rap?
Let there be Hip Hop
Thementag am 21. Juli 2016. Alles für den Hip Hop - auf FM4 und fm4.orf.at
Wir feiern (fast) den ganzen Tag Hip Hop in all seinen Facetten. Ab 14 Uhr bis Mitternacht wird FM4 ausschließlich Rap-Musik spielen. Dazwischen kommen Live-Gäste, Reportagen, ein HipHop-Lesekreis, ein Modern Talking mit Tyler, the Creator u.v.m.!
Hip Hop entstand, genauso wie Blues und Rock’n’Roll, aus einer Position der Unterdrückung heraus. Junge Afroamerikaner, die bei Blockparties im Block in den Stadtzentren zusammenkamen, sich Soundsysteme zusammenschusterten (oder klauten, als New York kurz mal keinen Strom hatte) und zuerst mal Musik spielten, bis MCs - von jamaikanischen Reggae Sound Systemen inspiriert - zu rappen begannen.
Civil Rights Movement, der nicht enden wollende War on Drugs, das Wegziehen der (weißen) Mittelschicht in die Vorstädte - all das ist der Nährboden des Hip Hop. Und all das ist der Grund warum man guten Gewissens sagen kann, dass Hip Hop "schwarz" ist. Aber wo passen hier dann die weißen Pioniere rein? Eminem, die Beastie Boys, Rick Rubin, MC Serch.
Eine Infografik zum Status des weißen Hip Hop, die eher emotional als rational zustande gekommen ist, aber dennoch 100% Gültigkeit besitzt.
Ja, er ist corny ohne Ende, aber Macklemore erklärt das eigentlich ganz gut:
"You need to know your place in the culture. Are you contributing or are you taking? Are you using it for your own advantage or are you contributing to the culture...We can say that we've evolved and that we've come a long way since the late 70s and early 80s but (evidence suggests) that we haven't. So you can't disregard that."
In diesem Interview, das u.a. Peter Rosenberg führt, der sich auch schon extrem viel anhören musste, weil er weiß und jüdisch und im Hip-Hop-Game involviert ist, wird auch noch ein anderer Aspekt angesprochen. Da stellt sich nicht nur die Frage, ob weiße Rapper/innen klauen, sondern auch, warum sie so viel erfolgreicher mit dem "Diebesgut" sind.
Warum scheffelt Iggy Azalea Dollarsigns, während Azealia Banks wahrscheinlich in diesem Moment zwischen ihren Couchkissen nach Centstücken sucht? Natürlich haben da die mentale Instabilität Banks' und ihre rassistischen, homophoben und sonst furchtbaren Rants damit zu tun, aber schon bevor sie alle "Fag" geschimpft hat und sich die Haut bleichen wollte, gab es ein extremes Popularity-Gefälle, das sich definitiv nicht damit erklären lässt, dass Iggy Azalea talentierter ist. Denn das ist sie bestimmt nicht.
Aber weg von Azalea und Azealia. Hin zu Eminem. Ein unumstritten guter Rapper, der einen Teil seines Erfolgs seiner hellen Haut schuldet. Es wiederrum aber auch extrem schwer hatte, im schwarzen Hip-Hop-Game ernst genommen zu werden. Obwohl er in "White America" mit der Zeile "Let's do the math: if I was black, i woulda sold half" eine Journalistin persifliert, die seinen Erfolg nur auf seine Anfälligkeit für Sonnenbrände zurückführt, ist diese Zeile bei Eminem tatsächlich gleichzeitig wahr und falsch.
Eminem existiert nicht in einem Vakuum. Eminem war für viele weiße Kids Identifikationsfigur und eine Möglichkeit Zugang zu Hip Hop zu finden. Viele der Eltern dieser Kids haben sich vielleicht auch den CD-Kauf eher einreden lassen, weil er weiß ist, aber Eminem hat sich nie darauf ausgeruht, musste härter hustlen als manch anderer Rapper und war immer Teil der Community. "Helped him [Dr Dre] get back to the top, every fan black that I got. Was probably his in exchange for every white fan that he's got"
Aber wie steht es mit Vanilla Ice, Mark Wahlberg aka Marky Mark, Slim Jesus und Unzähligen mehr? Die Sorte weißer Rapper, die den Reim- und Fashion-Style klauen beziehungsweise "biten", aber nicht "about that life" sind?
Muss man schwarz und arm sein, um guten Hip Hop zu produzieren? Ich glaube nicht. Ja, Hip Hop entstand aus Leid und Mühen heraus, aber genauso auch aus Blockparties. Und genauso wie Rock'n'Roll ist Hip Hop mittlerweile auch so viel mehr als Sprechgesang junger Afroamerikaner zu einem Beat. Action Bronson, Bubba Sparxxx und Riff Raff (auf eine sehr eigenartige Weise) sind Hip Hop. Genauso wie ein Tyler, the Creator, Chance the Rapper oder Drake, die hinter einem hübschen Lattenzaun in den Suburbs hervorrappen.