Erstellt am: 20. 7. 2016 - 12:25 Uhr
Österreich rüstet auf
von Benedict Feichtner
Das Fremde macht uns Angst. Doch viel gefährlicher sind Menschen, die wir kennen. Im letzten Jahr hat die Polizei mehr als 40.000 Anzeigen wegen Gewalttaten erhalten. Die meisten davon waren Beziehungstaten. Das heißt, Opfer und Täter kennen sich. Trotzdem kaufen sich immer mehr Menschen hierzulande Waffen, um sich vor Fremden zu schützen. Im letzten Jahr ist die Zahl der Waffenbesitzer in Österreich um 11 Prozent gestiegen.
APA/HANS KLAUS TECHT
950.000 legale Waffen
282.135 Privatpersonen in Österreich besitzen derzeit eine Waffe, das sind etwa 3,2% der Bevölkerung und um 31.000 Personen mehr als noch vor einem Jahr. Insgesamt sind 957.301 Waffen registriert. Mittlerweile kommt man im Internet oder auf einschlägigen Plätzen sehr leicht zu illegalen Waffen. Wieviele Waffen tatsächlich im Umlauf sind, weiß daher niemand. Eine Schätzung aus dem Jahr 2014 geht von etwa 2,5 Millionen Handfeuerwaffen in Österreich aus. Für den heimischen Waffenmarkt waren die letzten Monate ein Segen. Wir haben mit dem Waffen-Fachhändler Gerhard Pöpl gesprochen.
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Waffenland Österreich
Österreich ist damit laut einer Studie des American Journal of Medicine eine der am stärksten bewaffneten Nationen der Welt. In der EU haben nur die Schweden und die Franzosen mehr Waffen pro Einwohner. Im weltweiten Vergleich liegt Österreich mit 30,4 Schusswaffen je 100 Einwohner auf Platz 13, knapp vor Deutschland. Allerdings sterben hierzulande im Verhältnis zur Einwohnerzahl beinahe dreimal so viele Menschen an Schusswaffen als bei unseren Nachbarn. Nämlich 2,94 pro 100.000 Einwohnern. In Deutschland sind es nur 1,1.
Schusswaffen ab 18 Jahren
Waffen sind in Österreich in vier verschiedene Kategorien unterteilt. Pump-Guns und Kriegsmaterial (Kategorie A) sind in Österreich generell verboten. Flinten (Kategorie C) und Büchsen (Kategorie D) können nach dreitägiger Wartezeit und ab dem 18. Lebensjahr ohne Waffenbesitzkarte erworben werden. Für den Kauf von Waffen der Kategorie B, wie etwa Pistolen und Revolver, ist eine Waffenbesitzkarte notwendig. Damit darf man dann zwar eine Waffe erwerben, sie allerdings nicht in der Öffentlichkeit mit sich führen (dafür bräuchte man dann einen Waffenpass). Für die Waffenbesitzkarte muss ein Kurs besucht werden und ein psychologisches Gutachten vorgelegt werden. Bei diesen sogenannten Waffenverlässlichkeitsprüfungen verzeichnete das Kuratorium für Verkehrssicherheit im letzten Jahr einen Anstieg um 400 Prozent.
Testen, bis das Ergebnis passt
Eben diese psychologischen Tests sind in den letzten Wochen kritisiert worden. Da Psychologoinnen und Psychologen der Schweigepflicht unterliegen, dürfen sie ihre Testergebnisse nicht weitergeben. Wer eine Waffe besitzen möchte, kann also so lange zu verschiedenen Psychologen gehen, bis das Gutachten positiv ist. Außerdem seien zumindest teilweise veraltete Fragen verwendet worden. Im Ö1-Morgenjournal berichtet etwa eine Frau von Fragen nach der sexuellen Orientierung.
In letzter Zeit geben laut dem Psychologen Andreas Krafack immer mehr Menschen Sicherheitsbedenken aufgrund der gestiegenen Migration als Hauptgrund für den Kauf einer Waffe an.
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