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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

20. 7. 2016 - 16:00

Unendliche Weiten, unendliches Publikum

"Star Trek Beyond" ist ein Film, der das größtmögliche Publikum erreichen soll, dabei aber doch relativ nah an der Vorlage bleibt.

Wenn ein Skriptschreiber eines Star Trek-Films ausgetauscht wird, weil seine Story zum neuesten Film der Serie zu "Star Trek-y" sei, dann ist das für Fans der klassischen Show schon mal ein Warnsignal. So passiert ist das mit dem Skript zum jüngsten Teil der Reihe, "Star Trek Beyond", der ab dieser Woche in den Kinos zu sehen ist. So schlimm wie das für Fans jetzt klingt ist es aber trotzdem nicht geworden mit dem dritten Teil des Star Trek-Reboots.

Dass "Star Trek, die Filmserie" zu sehr wie "Star Trek, die TV-Serie" werden könnte, das macht sicher einigen Menschen in der Filmindustrie Sorgen. Schließlich ist die Serie schon seit ihrem Start, allerspätestens aber seit dem ersten Reboot, "Star Trek: The Next Generation" aus den 80er Jahren, mit den Vorwürfen konfrontiert, einen zu starken Fokus auf langatmige Dialoge, auf Wissenschaft und Weltraumdiplomatie zu legen, was die Serie in den Augen einiger Nicht-Trekkies irgendwie zu langweilig macht.

Nachdem Roberto Orci, seines Zeichens Langzeitproduktionspartner von J.J. Abrams, ein Skript abgeliefert hat, das scheinbar diese unerwünschten Kriterien erfüllte, war der Weg bis zum nächsten Skriptschreiber nicht besonders weit: Niemand anderes als der Darsteller von Scotty, Simon Pegg, wurde als neuer Autor an Bord geholt.

Wer den schreiberischen Output des Briten kennt ("Shaun of the Dead", "Hot Fuzz", die geniale Serie "Spaced"), der weiß, dass das auch ein gutes Ding sein kann. Peggs Skripte zeichnen sich durch clevere Wendungen, popkulturelle Referenzen und ordentlich viel Humor aus. Zwei dieser drei Eigenschaften haben es auch in den neuesten Star Trek-Film geschafft. Die cleveren Wendungen leider nicht.

Star Trek Beyond

Universal Pictures

Meta-Abenteuer und Episodenstory

"Star Trek Beyond" ist ein Film, der dann letzten Endes tatsächlich mehr an die originale Serie erinnert als beide Reboot-Teile davor. Amüsanterweise ist es auch niemand anderes als Captain James T. Kirk selbst, der am Anfang des Films in sein Captain's Logbuch murmelt, dass ihm die Abenteuer im Weltraum langsam ein bisschen zu episodisch vorkommen. Meta-Star-Trek-Humor ist das, der darf in einem Simon Pegg-Skript natürlich nicht fehlen.

Kirk spricht nicht nur aus seiner gelangweilten, desillusionierten Captainseele, sondern auch für die Filmserie an sich. "Beyond" bewegt sich weg von den Zeitreisekomplikationen seiner Vorgängerteile und konzentriert sich auf eine kompaktere, kleinere Geschichte. Wie eine durchschnittliche Folge der Serie eben auch.

Nachdem sich Captain Kirk dazu entscheidet, einem Alienvolk in Not zu helfen, gerät die Crew der Enterprise in eine Überraschungsattacke und strandet auf einem Alienplaneten. Verwirrt und voneinander getrennt, müssen die überlebenden Crewmitglieder gegen einen neuen Feind antreten und gehen dabei seiner mysteriösen Motivation auf den Grund. Dabei werden neue Allianzen gebildet, Charakterentwicklungen durchgemacht und mutig dorthin gegangen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Trekkies, die jetzt auf eine Rückkehr zu altbekanntem Star Trek-Spaß hoffen, seien aber gewarnt: Im Prinzip bleibt auch der neueste Film ein typischer Sommerblockbuster.

Da gibt es eine Szene, in der Captain Kirk motorradfahrend Space-Soldaten bekämpft, eine in der die Enterprise zu "Sabotage" von den Beastie Boys durch explodierende Raumschiffe fliegt und eine, in der Kirk und Bösewicht Krall sich fliegend über einer Raumstation ein Prügelduell liefern. Das ist in manchen Momenten so absurd, dass es schon wieder lustig ist, Simon Pegg sei Dank. Großteils wird hier aber altbekannte Blockbusteractionkost abgeliefert, die den Film jetzt nicht unbedingt einzigartiger macht. Trotz all dem ist "Star Trek Beyond" ein amüsanter und kurzweiliger Spaß und auf jeden Fall besser als der Teil davor.

Star Trek Beyond

Universal Pictures

To boldly go where no one has gone before

Die Zukunft scheint zumindest noch mehr Star Trek für uns bereit zu halten. Im September feiert die Serie ihr 50-jähriges Jubiläum, im Jänner erscheint dann eine neue Show, die erste seit 2005, mit dem simplen Titel "Star Trek". Alex Kurtzman, Co-Autor der ersten beiden Reboot-Filme, und Bryan Fuller, der so unterschätzte gecancelte Serien wie "Pushing Daisies" und "Wonderfalls" erfunden hat, sind als Showrunner bestätigt.

Die Story der neuen Serie soll aber nichts mit den neuen Filmen zu tun haben. Und wenn man sich den derzeitigen Trend in der Star Trek-Welt ansieht, dann könnte das eine Serie werden, die ihren Fokus noch mehr auf Action statt auf Space Exploration und Wissenschaft legt.