Erstellt am: 18. 7. 2016 - 11:35 Uhr
Besessen: das turbulente Leben von Prince
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Vor etwa drei Monaten, am 21. April 2016, starb der Musiker und Superstar Prince in seinem berühmten Paisley-Park-Anwesen in Minneapolis. Die genauen Umstände blieben zunächst ein Rätsel. Inzwischen weiß man, dass Prince an einer versehentlichen Schmerzmittel-Überdosis verstorben ist. Die Überraschung und Bestürzung war groß. Prince wurde nur 57 Jahre alt.
"Am 2. Juni 2016 wurde dann der gerichtsmedizinische Befund veröffentlicht, der bestätigte, dass Prince an einer selbsteingenommenen und nicht beabsichtigten Überdosis Schmerzmittel gestorben war. Wie der Star an die verschreibungspflichtigen Medikamente herangekommen war, wurde nicht bekannt; allerdings bestätigte die Gerichtsmedizin auch, dass die Polizei wegen des Betäubungsmittelkonsums von Prince und seinen Bezugsquellen ermittle." (Alex Hahn, Besessen)
APA/AFP/BERTRAND GUAY
Bei Besessen handelt es sich um die deutsche Übersetzung des amerikanischen Titels Possessed. Das Buch wurde schon einmal veröffentlicht, nun aber aufgrund Prince' überraschenden Todes aktualisiert und erweitert. Es handelt sich bei dem Buch um eine akribisch recherchierte Biografie des amerikanischen Autors Alex Hahn. Musikerbiografien sind eine schwierige Sache, aber dieses Mal ist es sehr gut gegangen.
Nun hat sich Prince immer sehr mysteriös inszeniert. Er hat einmal seinen Namen Prince durch ein unaussprechliches Symbol ersetzt, er hat mit Geschlechterrollen gespielt, er hat eine unübersichtliche, seltsame Musik-Veröffentlichungspolitik gepflegt usw. Kann die Autobiografie „Besessen“ ein paar Geheimnisse lüften?
My name is Prince and I am funky (You can't stop Prince)
Das Buch bestätigt primär sehr viele Eindrücke, die man von Prince hatte. Prince war von der Leidenschaft, Musik zu komponieren, zu erschaffen und aufzuführen nahezu besessen. Große andere Interessen hatte er kaum. Außer Sexualität. Weiters ist ein nahezu zerstörerisches Bedürfnis nach Kontrolle, welches oft seinen Erfolg, seine Karriere torpediert hat, festzustellen.
Prince
Das sind alles Dinge, die man geahnt hat. Interessant ist darüber hinaus, dass bei Prince Rauschmittel oder sonstige Ausschweifungen kaum Thema waren. Prince war enorm selbstdiszipliniert, hat niemals ein dekadentes Leben geführt, wie man es von Popstars seines Kalibers gewohnt ist.
In den letzten Jahren vor seinem Tod erschien Prince in seinen Auftritten und Aktivitäten sehr souverän und entspannter als in den Achtzigern und Neunzigern. Was verrät uns das Buch über die letzte Lebensphase von Prince?
Prince startet als Jugendlicher mit enormer Exzentrik seine Karriere und wirkt im Jahr seines Todes, für seine Verhältnisse, enorm ausgeglichen, man ist verführt, „normal“ zu sagen. Ein untypisches Phänomen bei so berühmten Leuten. Das hat mit seiner Hinwendung zur Religion zu tun.
Hannibal Verlag
Ab 1998 besuchte er die Zusammenkünfte der christlichen Gemeinschaft der Zeugen Jehovas und wurde später sogar tatsächlich Mitglied. Was bis heute erstaunt, weil die Zeugen Jehovas für eine wertkonservative Sexualmoral stehen. Für Prince war die Religion wohl sinnstiftend und hat ihm ganz klar ein gewisses Maß an Bescheidenheit und Zufriedenheit gebracht. Allerdings muss man auch bemerken, dass sich die ehemalige Queer-Ikone von diesbezüglichen Themen und Aktivismen aufgrund seiner neuen religiösen Überzeugungen in den letzten Jahren seines Lebens distanzierte.
Die Biografie Besessen von Alex Hahn ist soeben auf Deutsch übersetzt von Kirsten Borchardt im Hannibal-Verlag erschienen und schafft es, viele Fragen zu Prince zu beantworten und ein wenig Licht in den lila Nebel zu bekommen.