Erstellt am: 11. 7. 2016 - 14:04 Uhr
Splish Splash
Wenn die Roots, Skepta, Angel Haze, A$AP Ferg und die Beginner rufen, dann muss man halt nach Sachsen-Anhalt. Deswegen habe ich Bucket Hat, sündhaft teure Sneaker und das Crop Top, aka die inoffizielle Uniform des Festivals, eingepackt und bin hin.
Splash Mag/Stefan Flad
Am ersten Tag standen drei von den insgesamt sieben Frauen von über 100 gebuchten Acts auf der Bühne. Coely, Angel Haze und Kehlani brachten uns unter der heißen Nachmittagssonne zum extra viel Schwitzen und Tanzen. Vor allem Kehlani hat mich da überrascht. Da ich sie eigentlich nur wegen der Gossip Story zu ihrem Suizidversuch und der Dreiecksbeziehung mit NBA Spieler Kyrie Irving und dem bei OVO Sound gesignten PARTYNEXTDOOR kannte. Sie legte eine großartige R’n’B Show mit einem wundervollen Späte-Neunziger-Vibe hin und hatte sogar Tänzerinnen und Klappstühle dabei.
Splash Mag/Pascal Keouche
Danach rannte ich gehetzt über das gesamte Areal, um ja nicht Juicy Gay zu verpassen. So erging es anscheinend auch vielen anderen Festivalbesucher/innen, denn wir haben alle gemeinsam auf dem übervollen Strand unsere Köpfe im Takt zu seinen saftigen Beats und genialen Texten bewegt. Dabei ist mir auch aufgefallen, dass der Dancemove der Stunde ein Bewegungsablauf ist, bei dem man so ausschaut, als würde man total entspannt in einem riesigen Suppentopf rühren. Das mit dem Dab ist also schon wieder vorbei.
Dann gleich wieder quer über das Gelände, um neben Campino sitzend, der sich den ersten Tag über fast unerkannt unter die Menge gemischt hatte, Yung Lean zuzuschauen. Campino scheint‘s gefallen zu haben. Mir nicht so, weil Yung Lean einer dieser Cloudrapper ist, die zwar im Internet großartig funktioniert, IRL aber nicht.
Weil Skepta Flugverspätung hatte, musste am Programm was umgestellt werden - in den nächsten beiden Tagen kam das dann noch öfter vor - und die Besucher/innen mussten sich zwischen Wiz Khalifa auf der Hauptbühne und dem Londonder Grimestar auf der Nebenbühne entscheiden. Ich musste da nicht lange überlegen und war beim bombastischen Auftritt von Skepta.
Splash Mag/Stephan Flad
Am zweiten Tag gab’s unter anderem RAF Camora, Eko Fresh, Fatoni, Lil B, Ty Dolla Sign, Action Bronson und Coup. Coup, das sind Xhatar und Baba Haft aka Haftbefehl. Gemeinsam ergeben sie ein Duo das den Flair von Miami Vice ins Jahr 2016 übersetzt. Neben mächtigen Beats und schweren Goldketten haben Coup auch Gesellschaftskritik mit auf die Bühne gebracht. Ob beabsichtigt oder nicht, sei mal dahingestellt. Als angestimmt wurde, hoben Tausende Splash-Besucher/innen ihre Mittelfinger zum metaphorischen ACAB-Tag in die Luft. Gut, dass kurz darauf auf der Bühne nebenan, das Thema um einiges raffinierter behandelt wurde.
Splash Mag/Pascal Keouche
Vic Mensa, der für Yung Thug eingesprungen war, machte zwischen seinen Club-Bangern mal kurz Pause, um über die Geschehnisse der letzten Tage zwischen Polizei und Afro-amerikaner/innen hinzuweisen. Danach las er die Namen, der von der Polizei getöteten Afro-amerikaner mit Megaphon vor, rief zu einer Trauerminute auf, um danach wieder zum Turn-Up Modus zurückzugehen. The world keeps turning.
Danach waren die Roots dran, die ebenfalls sehr politisch gestartet sind. Als sie die Bühne betraten, war ein Dialog aus Spike Lees „Mo Better Blues“ zu hören. Gleich danach gingen sie dann nahtlos zu dem über, was mein persönliches Highlight des Festivals war. Über eine Stunde lang wurde fast jedem Musikgenre gehuldigt. Soul, Funk, Rock, Hip Hop, natürlich. Alle kamen sie dran. Sogar das Super Mario-Theme haben sie geremixed.
Splash Mag/Stephan Flad
Am dritten und letzten Tag gab’s Fredie Gibbs im traditionell nordafrikanischen Outfit mit Adiletten, Frauenarzt mit Stripperinnen auf der Bühne, A$AP Ferg mit Manbag und müder Bühnenpräsenz und die Beginner.
Zuerst war ich ja nicht besonders begeistert, als ich gehört habe, dass Jan Delay, Denyo und DJ Mad mit neuem Album zurück sind. Aber nachdem ich in mich ging und auf meinen inneren Teenager traf, der von den Absoluten Beginnern Deutschrap sozialisiert wurde, war ich Feuer und Flamme für die Idee, dass die drei Hamburger das Festivalfinale machen würden. Und der Teenie in mir hat Recht behalten. Die Show, bestehend aus einem Mix aus Altem und Neuem, war großartig. So großartig, dass ich im Taumel der schönen Hip Hop-Gefühle erst am nächsten Tag mitbekommen habe, dass da was mit Motten und einem Fußballspiel in Paris war.
Splash Mag/Pascal Keouche