Erstellt am: 8. 8. 2016 - 12:13 Uhr
Games-Pop #5
Dark Souls 3
FM4 Games-Pop
Musikstücke zu Videospielen. Robert Glashüttner, Conny Lee und Rainer Sigl stellen auf FM4 und fm4.ORF.at den ganzen Sommer über persönliche Favourites und ungewöhnliche Perlen der Games-Musik vor.
Nicht nur die Musik in den Computerspielen selbst ist spannend, sondern auch die, mit der sie in Werbespots beworben werden. Dabei geht es natürlich noch mehr als sonst um Emotionen. Besonders beeindruckend ist das, wenn sanfte Balladen auf eigentlich recht brachiale Spiele treffen. Das Paradebeispiel dafür dürfte wohl der schon klassische Werbespot für "Gears of War" sein, in dem das wunderschön-traurige "Mad World" von Tears for Fears mit Szenen aus dem Horrorshooter zusammengeschnitten wurde. Auch beim vor kurzem erfolgten Start von "Dark Souls 3" ist dieser Spagat gelungen. Das berüchtigt schwere Action-Rollenspiel versetzt seine Spielerinnen und Spieler in eine düstere Fantasy-Welt. Das Spiel selbst wird untermalt von einem bombastischen Orchester-Soundtrack, doch zur Einstimmung darf es im Trailer zum Spiel auch etwas poppiger sein.
Cyndi Laupers "True Colors" scheint eine eher ungewöhnliche Untermalung für den dritten Teil der "Dark Souls"-Reihe, und trotzdem funktioniert's. Der Popklassiker passt mit der tödlichen Spielewelt voller Monster, Magie und hundertfachem Tod auch deshalb so gut zusammen, weil die Cover-Version extra fürs Spiel arrangiert und aufgenommen wurde. Richie Kohan komponiert und gestaltet Musik für Hollywoodfilme, aber eben auch für Spieletrailer. Seine Bearbeitung des dreißig Jahre alten Originalsongs für "Dark Souls 3" macht aus der melancholischen Ballade ein düsteres Stück Games-Pop mit Gänsehautfaktor.
Bioshock: Infinite
Computerspiele entführen uns eigentlich immer in Paralleldimensionen, aber selten in so originelle wie "Bioshock: Infinite". Der inzwischen drei Jahre alte First-Person-Shooter versetzt uns in die fliegende Wolkenstadt Columbia und in eine alternative Vergangenheit, genauer gesagt ins Jahr 1912. Das zeigt sich in den Kostümen und der Technologie ebenso wie in einem schockierenden Alltagsrassismus, der uns an jeder Ecke dieser vermeintlichen Utopie begegnet.
Zu Beginn des Spiels ist davon noch wenig zu sehen. Wir durchqueren staunend eine kitschig heile Welt, in der Spaziergänger in historischen Kostümen im strahlenden Sonnenschein in dieser Stadt im Himmel lustwandeln. Für die passende Musikuntermalung sorgt stilecht ein vierköpfiger A-Cappella-Chor, der plötzlich auf einem Luftschiff direkt an der Promenade auftaucht und ein hinreißendes Ständchen gibt. Pop-Auskenner erleben hier eine Überraschung: Was sich nach historisch toll arrangiertem Barbershop-Klassiker anhört, kommt eigentlich aus einer ganz anderen Zeit: "God only knows" stammt eigentlich aus dem legendären Beach-Boys-Album "Pet Sounds" und damit aus dem Jahr 1966. Wie dieser Popklassiker in die Wolkenwelt von "Bioshock: Infinite" gelangt, wird vom Spiel übrigens auch erklärt: Die ganze fantastische Technologie, aber auch die Popkultur der Wolkenstadt Columbia ist vom Blick in parallele Realitäten beeinflusst - und das geht bis zum Abkupfern von Popmusik aus unserer eigenen Welt.