Erstellt am: 9. 7. 2016 - 12:05 Uhr

PJ Harvey am Harvest of Art

Ein Feiern von all dem Großartigen was Rock n Roll sein kann, das ist PJ Harvey. Einen Mitschnitt des Konzertes gibt es bei uns im 7-Tage-Player zum Nachhören.

Aus dem Stegreif ist mir vor allem ein Harvest of Art vor ein paar Jahren in Erinnerung: Kate Nash, Bloc Party und die Arctic Monkeys spielten da alle an einem Tag, was sehr schön war damals. Denn im Festivalsommer in Wiesen war das Harvest of Art nicht zuletzt aufgrund seines oft sehr guten Line-Ups ein besonderes Highlight.

Was auch nach dem Umzug der Veranstaltung von der Wiesener Wiese in die Wiener Marx Halle so bleibt: Neben Lola Marsh, Matt Corby, Sophie Hunger, Glen Hansard und Element of Crime spielte dort gestern nämlich auch PJ Harvey eine großartige Show.

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Wie wird das jetzt das Harvest of Art, nach der Übersiedlung vom idyllischen Wiesen in die Asphaltlandschaft rund um die Marx Halle? Da bekommt man schon beim Ankommen einen Ersteindruck, wenn man von Wolfgang Ambros aus den Essenstandlautsprechern begrüßt wird und Menschen, die sich vor der Mehrzweckhalle sitzend der Illusion hingeben, sich hier in einer romantischen Festivalwelt zu befinden, anstatt auf einem Parkplatz vor einem Bürogebäude.

Dass das heute gar nicht so einfach wird, an diesem heißen Sommertag die Leute zum in der Halle feiern zu Überreden, das bemerkt man dann auch während Element of Crime. Mit ihrer Tristesse passt die Band heute Abend aber eh ganz gut hierher und Sven Regener lässt es emotional regnen in der Mehrzweckhalle. Die Flecken am grauen Boden vom ausgeschütteten Bier der Leute, das sind heute unsere Regenpfützen. "Es warten eh alle nur auf PJ", erzählt mir jemand gerade als die Band "Akkordeon" anspielt und in der ersten Reihe ein einsames Feuerzeug in die Höhe gehalten wird.

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So richtig Sinn macht dann alles als Polly Jean und Band auf die Bühne kommen. Das Warten, die Anspannung, die Awkwardness der Location, das spielt plötzlich alles keine Rolle mehr. In St. Marx, da sind wir jetzt nicht mehr, sondern wo auch immer PJ Harvey heute mit uns hin will. Auf ihrem neuen Album "The Hope Six Demolition Project" ist die Musikerin auf eine Reise durch den Kosovo, durch Afghanistan und nach Washington D.C. gegangen, heute zeichnet sie diese Reise für uns nach. Mit großer Band und erhobenen Händen.

"She dances to her own tune", schrieb der Guardian über PJ Harvey, und wir dürfen das hier live mitverfolgen. Das ist ein Feiern von all dem Großartigen was Rock n Roll sein kann. Von Energie und Vision, wenn etwas ganz eindeutig mit künstlerischem Anspruch und Konzept gemacht wird. Da verzerren Gitarrensaiten die Realität, trennen Trommelschläge den Raum und Stimmen lassen einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

Franz Reiterer

So einer richtig großen Künstlerin beim Performen zuzusehen ist eine wahre Freude. So ist das, so klingt das und so soll das auch sein. PJ Harvey, die Kunstfigur, das temporäre Konstrukt, das wir hier bewundern dürfen. Wie das die großen Musiker des Rock n Roll eben so wunderschön vorführen können. Menschen, mit denen PJ Harvey gemeinsam Musik gemacht hat, wie Thom Yorke und Nick Cave, Vorbilder wie Patti Smith und nachkommende Künstlerinnen wie St. Vincent. Und jetzt eben auch PJ Harvey selbst.

Die erste nonmusikalische Kommunikation mit dem Publikum gibt es dann nach "Down by the Water" als die Liveband vorgestellt wird. Gejubelt wird für jeden, vor allem aber für Mick Harvey und John Parish. Und dann wird nochmal ordentlich gejubelt, als PJ Harvey für eine Zugabe auf die Bühne zurückkehrt. "Thank you so much, it's been wonderful to be here tonight", sagt die Musikerin. Das Publikum jubelt laut zurück, weil die sind noch viel dankbarer.

Das Harvest of Art Festival geht bereits heute, am 9. Juli, mit Element of Crime, Rodriguez und Glen Hansard auf der Burg Clam in die zweite Runde.

PJ Harvey am Harvest of Art

Einen Mitschnitt des Konzertes gibt es am 2. August 2016 ab 21 Uhr in der FM4 Homebase und dann für 7 Tage im FM4-Player zu hören.