Erstellt am: 16. 8. 2016 - 10:30 Uhr
Games-Pop #6
FM4 Games-Pop
Musikstücke zu Videospielen. Rainer Sigl, Conny Lee und Robert Glashüttner stellen auf FM4 und fm4.ORF.at den ganzen Sommer über persönliche Favorites und ungewöhnliche Perlen der Games-Musik vor.
Superbrothers: Sword & Sworcery EP
Spiele für Smartphones und Tablets gibt es ja jetzt schon seit einigen Jahren. Aber zum Anfang des Jahrzehnts waren sie noch ziemlich jung. Apps und vor allem Spiele waren noch nicht ausgereizt, alles war noch im Experimentierstadium. Eine kanadische Games-Firma hat diese Zeit zu nutzen gewusst und 2010 ein sehr kunstvolles, sehr verschrobenes, aber auch zauberhaftes Abenteuerspiel veröffentlicht: "Superbrothers: Sword & Sworcery EP". Nachträglich gesehen eines jener Spiele, die die Indie-Game-Welle groß gemacht hat. Der Soundtrack des Musikers Jim Guthrie hat da perfekt dazu gepasst.
Ich weiß noch, wie mich der Soundtrack von "Superbrothers: Sword & Sworcery EP" gepackt hat: Er war mysteriös, getragen und kitschig, aber kitschig in einer schönen Weise – so, wie wenn man nach einem langen Tag die Arme ausbreitet und sich genussvoll nach hinten ins große, weiche Bett fallen lässt. Spiel und Soundtrack waren perfekt aufeinander abgestimmt: Das Ipad war 2010 noch ebenso verblüffend wie die pixeligen Wälder, durch die wir mit unserer Heldin gestreift sind. "Superbrothers: Sword & Sworcery EP" war und ist das "Zelda" für Mondsüchtige, mit einem Soundtrack, bei dem man nie weiß, ob man noch auf ist oder schon munter ist. Das hier ist mein Lieblingsstück daraus: "The Prettiest Weed".
Portal 2
Science-Fiction-Geschichten hinterfragen oft das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Beim Computerspiel "Portal", das vor knapp zehn Jahren erschienen ist, war das auch so: Wir sind von einer künstlichen Intelligenz in seltsame Räumlichkeiten gefangen worden, die sogenannten Testkammern. Der eigentliche Star des Spiels sind deshalb auch nicht wir, sondern diese künstliche Intelligenz namens "Glados". Kein Wunder, dass sie nicht nur tödlich und schlau ist, sondern auch gut singen kann. Der Titelsong "Still Alive" ist weit über Games-Kreise hinaus ein Klassiker. Im zweiten Teil des Spiels ist aber weitergesungen worden. Robert Glashüttner über das Leiden einer Maschine, zwischen Kampf und Resignation.
The cake is a lie und "Still alive". "Portal" hat hinsichtlich Bekanntheitsgrad die Grenzen der Videospielkultur gesprengt. Der Song ist mittlerweile allgemeines Popkulturgut und hat dem Komponisten Jonathan Coulton zum Durchbruch verholfen. "Still Alive" ist vielleicht der bekannteste, einflussreichste Game-Song überhaupt. Sein Nachfolger allerdings, der Schlusssong des fantastischen "Portal 2", ist mindestens so gut. Glados ist dabei die Kampfeslust vergangen, sie zieht sich auf ein anderes Feld zurück, das künstliche Intelligenzen Menschen voraushaben: die Unsterblichkeit. Und was bleibt uns? Das kleine bisschen Leben. Glados mag nicht mehr und gibt sich trotz ihrer Boshaftigkeit fast schon versöhnlich. Jonathan Coulton und "Want You Gone".