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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

10. 7. 2016 - 16:00

Musikalische Assoziationsketten

Eine Herzensangelegenheit: Im Sommer 2016 durfte ich jeden Montag auf "Excursions" gehen und so die Samples und Groove-Vorlagen diverser Lieblingstracks quer durch die Genres erkunden.

Schuld sind eigentlich Vanilla Ice und Freddie Mercury. Kurz nach dem Tod von Letzterem kam mir erstmals der Queen-Song Under Pressure unter, und in Kombination mit dem damals unausweichlichen Hit von Ersterem machte es Klick. Diesem Erstkontakt oder ersten bewussten Verstehen von Sampling sollten noch viele Aha-Momente folgen, nicht zuletzt via einschlägiger Meister-Mixtapes von DJ Riz, Kon & Amir oder DJ Emodee. Die Freude daran hält bis heute an, nicht zuletzt weil die Suche nach den akustischen Wurzeln von Lieblingssongs und das Erforschen der DNA von infektiösen Grooves immer ein besonders guter Ausgangspunkt und Antrieb für musikalische Neuentdeckungen war und ist.

Vergangenen Sommer durfte ich, weil die beste Fiva ihren Ponyhof über den Sommer zugesperrt hat, meine liebsten musikalischen Assoziationsketten immer montags um Mitternacht in gemixter Form im Radio präsentieren und auf Excursions durch die Welt der Musik gehen. Jede Woche einem gewissen vielgesampleten Genre gewidmet, von Jazz bis Reggae, Pop bis zu Soundtracks. Kollege Florian Wörgötter hat im Nachhinein immer mit wohlformulierten Liner Notes für den notwendigen Kontext gesorgt.

Hier alle Folgen zum Nachhören und -lesen:

01. Self-Titled

Der Einfluss von Jazz auf den HipHop und diverse Formen der elektronischen Musik kann nicht überschätzt werden. Nicht nur der titelgebende Song von A Tribe Called Quest kann davon ein Kontrabass-Loop singen...

Liner Notes: HipHop und Jazz: "Things Go In Cycles"

02. Straight To Hell

Diesmal erforschen wir die Wechselwirkungen zwischen visionärem Pop, HipHop und elektronischer Musik. Während zB Blondie die aufstrebende HipHop-Kultur in New York umarmten und legitimierten, gaben The Clash oder David Bowie Musikern auf der ganzen Welt Sample-Futter oder zumindest Groove-Inspirationen.

Liner Notes: Pop-Visionäre: "Straight to Hell"

03. World A Music

Diesmal geht die Reise nach Jamaika, eine Insel mit weniger Fläche als Oberösterreich, aber unglaublichem popmusikalischen Einfluss auf die ganze Welt. Neben Samples für HipHop- und elektronischer Tracks verfolgen wir in diesem speziellen Fall auch die Geschichte der "Versions" weiter, wo mit den selben Instrumentals mehrere unterschiedliche Songs produziert wurden.

Liner Notes: Sounds of Jamaica: "Welcome to Jamrock!"

04. Movin'

Das Verhältnis von HipHop und Disco ist widersprüchlich. Einerseits sah sich die aufstrebende Subkultur im New York der späten 70er selbst als frischere Alternative zum etwas trägen Mainstream-Monster Disco und wurde auch von außen als Teil des Anti-Disco-Movements (Stichwort: Disco Demolition Night) wahrgenommen. Gleichzeitig schaffte HipHop den globalen Durchbruch mit dem Song "Rapper’s Delight", der 1:1 auf Chic’s Disco-Hymne "Good Times" aufbaute. House wiederum hatte mit Disco wieder naturgemäß nie ein Problem. Um all diese Zusammenhänge geht es diesmal – inklusive ein paar weiterreichenden Musik-Ketten, wo Disco-samplende House-Tracks wieder zu Futter für Rap-Produzenten wurden.

Liner Notes: Disco-Fever: "Movin'"

05. Come On Feet

Filmmusik ist ja besonders gutes Samplefutter, weil sie meist instrumental, stimmungsvoll und oft auch reduziert und spannungsgeladen daher kommt. Unzählige Producer zwischen HipHop und Tanzmusik haben sich deshalb die innovativen Sounds von Soundtrack-Maestos wie Ennio Morricone, John Barry oder Lalo Schifrin angeeignet, was wir heute akustisch nachverfolgen – und der Nische Blaxploitation widmen wir mit Songs von Melvin Van Peebles, Curtis Mayfield oder J.J. Johnson auch den einen oder anderen Abstecher.

Liner Notes: Soundtracks: Leinwande Beats

06. As We Enter

Die Mixshow mit musikarchäologischem Anspruch gehtgeographisch auf Reisen: Äthiopischer Jazz, türkischer Psych-Rock oder Bollywood-Knaller treffen auf die HipHop-Songs, die daraus entstanden sind.

Liner Notes: World Music: "Distant Relatives"

07. Invisible Limits

Eine eher intergalaktische Reise in die Frühzeit der elektronischen Klangerzeugung, als zimmergroße Synthesizer von Expertenteams programmiert werden mussten, um am Ende Bach-Fugen wiedergeben zu können. Mit all ihren liebenswerten Bleeps ist diese Pionier-Ära natürlich gefundenes Fressen für die samplehungrigen Produzent, die in diesem Fall übrigens extrem aufällig oft aus der Techno-Geburtsstadt Detroit stammen.

Liner Notes: Elektronik-Pioniere: "Computerliebe"

08. Between The Sheets

Als Abschluss der Sample-suchenden Sommermix-Serie geht es ans Eingemachte, hat doch die Soul-Musik mehr zum Sound des HipHop beigetragen als jedes andere Genre. Bei uns liegt ein Schwerpunkt auf dem Schlafzimmer-Soul von zB den Isley Brothers oder Isaac Hayes, der mit ausufernden Arrangements besonders Loop-freundlich gestaltet war. Dass die Faszination aber nicht nur im HipHop-Tempo weiterlebte, beweisen ein paar House- und Reggae-Ausflüge im Mix.

Liner Notes: Soul Music: "Between The Sheets"