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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

7. 7. 2016 - 17:30

Mighty No. Nein

Wozu braucht es ein inoffizielles Remake, wenn es schon so viele Fortsetzungen gibt?

Er ist als "Rockman" geboren worden und hat als "Mega Man" seine Karriere im Westen begonnen. "Mega Man" ist eine Art tougher Cousin von Super Mario, denn seine Spiele waren immer herausfordernder und unnachgiebiger als die des italienischen Installateurs.

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Die meisten "Mega Man"-Spiele sind in den späten 80ern und frühen 90er Jahren erschienen. Erst vor ein paar Jahren gab es zwei Fortsetzungen. Das war aber offenbar nicht genug für viele Fans, denn vor einer Weile hat ein Crowdfunding-Projekt rund um den berühmten japanischen Games-Illustrator und -Produzent Keiji Inafune viel Geld bekommen, um den Spirit von "Mega Man" wiederzubeleben. Kurioses Faktum: Inafune hat das Original aus der Taufe gehoben und gezeichnet, ist aber nicht länger bei der zuständigen Firma Capcom, die die Rechte besitzt.

Deshalb ist "Mighty No. 9" geboren worden - eine inoffizielle Fortsetzung der Spieleserie, die mit seltsamen Trailern beworben wird.

Wir kennen die Geschichte

Ein kleiner Androide kämpft sich durch Horden voller niedlicher Roboter. Ein Experiment ist außer Kontrolle geraten und hat die vormals freundlichen Gesellen zu Ungeheuern werden lassen. Jetzt hängt alles an uns.

Der Protagonist in "Mighty No. 9" heißt nicht Rockman oder Mega Man, denn das wäre eine Urheberrechtsverletzung. Er heißt stattdessen Beck, sieht aber überhaupt nicht aus wie der gleichnamige Musiker. Beck, der Androide, ist eine knuffige Figur, die aus einem Anime entsprungen sein könnte. Dieser Stil zieht sich durch: Alles hier ist sehr bunt, schnell und aufgeregt.

In der Eiswelt.

Deep Silver

Wie in den "Mega Man"-Spielen sind wir auch bei "Mighty No. 9" wildgewordenen Robotern auf der Spur. Am Ende jedes Levels sitzt einer. Haben wir ihn besiegt, nehmen wir dessen Kraft auf und haben so im Laufe des Spiels eine immer größere Auswahl an Spezialfähigkeiten. Das grundlegende Spielprinzip ist aber immer laufen, springen, schießen und dashen, also nach vorne preschen, um Abgründe zu überwinden und Gegner zu neutralisieren. Ist einer der bösen Bots nämlich geschwächt, können wir eine Art finishing move machen und damit Energie aufladen.

"Mighty No. 9" lässt nichts anbrennen: Das Spiel kommt sofort zur Sache und sorgt dabei für Hektik - vor allem bei SpielerInnen, die "Mega Man" nie gespielt haben. Die Levels sind nicht besonders lang, aber ziemlich schwierig - vor allem, wenn man sie langsam und überlegt spielen will. Schnell spielen kann man aber wiederum nur dann, wenn man schon geschickt genug ist. Zum Üben gibt es aber wenige Möglichkeiten: Schon der erste Endboss ist fortgeschritten anstrengend, wenn die Moves nicht richtig sitzen.

Reinfall

Es ist schade, dass das Entwicklerteam von "Mighty No. 9" die "Mega Man"-Serie so unterwürfig kopiert hat. Die Ungereimtheiten sind 1:1 übernommen worden, was das Spiel für EinsteigerInnen sehr frustrierend macht. Technisch und von der Story her ist das Game unterdurchschnittlich, was auch daran liegt, dass es für alle erdenklichen Computersysteme entwickelt worden ist, inklusive Nvidia Shield und Xbox 360. Selbst "Mega Man"-Fans werden das nicht uneingeschränkt super finden, und für alle anderen ist "Mighty No. 9" sowieso ein Reinfall.