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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

6. 7. 2016 - 17:25

The daily Blumenau. EM-Journal '16-70, 06-07-16.

Das kleine Semifinale spielt mit Portugal einen würdigen Finalisten aus: im Duell zweier ausgeklügelter Konzepte setzt sich das feiner Gearbeitete durch.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16, da ist die Klick-Übersicht.

Das ist der Reality Check der Euro-Preview und das ist die Analyse des Erfolgs des demokratischen Europa.

Das waren die Viertelfinals: Polen gegen Portugal, dann Wales - Belgien und das Drama von Deutschland gegen Italien und Frankreich - Island

Das war die grundsätzliche System-Analyse nach dem Achtelfinale, das die Einschätzung der Auswirkungen des aktuellen Nationalismus.

Das waren die Achtelfinals: Schweiz - Polen. dann Wales - Nordirland und schließlich Kroatien gegen Portugal, der Sieg von Frankreich gegen Irland weiters Deutschland vs Slowakei und Ungarn - Beglien sowie schließlich Italien vs Spanien und England - Island

Das war das Aus von Österreich in Runde 3 und das die selbstkritische Schuldfrage.
Das war der Rasierklingen-Tanz von Österreich gegen Portugal, so sieht es in der Nachlese aus. Das war Österreich vs Ungarn und das ist die Analyse dazu.

Das ist die Bilanz der Vorunde.

Das war Runde 3 in der Frankreich-Gruppe A, das in der England/Wales-Gruppe B, der Deutschland-Gruppe C. der Spanien-Gruppe D und der Belgien/Italien-Gruppe E.

Das war die zweite Runde mit Rumänien vs. Schweiz sowie Frankreich - Albanien weiters Russland gg. Slowakei und England - Wales sowie Ukraine - Nordirland und Deutschland vs. Polen. Dann war Schweden gegen Italien sowie Tschechien gegen Kroatien und Spanien vs. Türkei

Weitere Erstrunden-Spiele: Frankreich vs. Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs. Slowakei und England - Russland. So gingen Polen gegen Nordirland und Deutschland - Ukraine. Und das war Türkei - Kroatien und Spanien - Tschechien.
Und dann noch Irland vs. Schweden und Belgien - Italien plus dann noch Portugal - Island.

Offizielles gibt's auf uefa.com und das ist die Info-Site von sport.orf.at.

#PORWAL #emjournal16 #fußballjournal16

Mein Wunschfinale lautete nach dem Achtelfinale Portugal vs Italien. Ich hätte gern gesehen, wie sich die beiden taktisch reifsten, gewagtesten, riskantesten Teams dieser Euro gegeneinander tun. Lieber als kalte Fische wie Island oder Polen, aber leider auch Belgien.

Mit Deutschland oder Frankreich wird Fernando Santos nun einen Finalgegner bekommen, der ihm in jedem Fall in die Karten spielt: denn beide Teams können gar nicht anders als offensiv spielen. Und Portugal, nicht das alte, in Schönheit sterbende, die Defensive gern vernachlässigende Portugal, sondern das aktuelle, neue, aus einer sicheren Verteidigung herausspielende Portugal, kann solche Teams knacken. Kroatien war so ein Fall.

Nicht heute: Wales war in vielerlei Hinsicht das exakte Spiegelbild zum portugiesischen Spiel. Und war letztlich nur deshalb unterlegen, weil es strategisch dann doch zu limitiert ist, um mit den ganz Ausgefuchsten mitspielen zu können. Das Semifinale ist mehr, als drin war, ein unglaublicher Erfolg für Wales, Coleman, Allen-Ledley, Ramsey und die gesamte Abwehr und natürlich Bale. Unglaublich, weil sie vorzeigen, wie eine kleine Nation mit wenigen Spielern und Möglichkeiten dann wachsen kann, wenn man über etliche Jahre einen Grundstock zusammenhält und eine Philosophie ausheckt, die zu den Akteuren und ihren Fähigkeiten passt, und alles wachsen lässt.

Fernando Santos hat sich wieder etwas überlegt, wieder seine Strategie umgestellt, wieder einen leicht veränderten Matchplan abgeliefert und damit von Beginn an dafür gesorgt, das seine Mannschaft immer Herr des Spiels war, sich nie zurückdrängen, sondern maximal Gleichwertigkeit zuließ.

In diesem Duell zweier ausgeklügelter Konzepte hat sich, zurecht, das feiner Gearbeitete durchgesetzt.

Die Schlussphase, die auch nix mehr ändern wird

Wales spielt final also mit 1 Hennessey; 2 Gunter, 5 Chester, 6 Ashley Williams (K), 3 Taylor; 8 King, 7 Allen; 20 Jon Williams, 11 Bale; 18 Vokes, 23 Church. - alos in einem sehr offensiven 4-2-2-2, mit Bale und Jon Williams hinter den beiden echten Spitzen.

Dass ist mutig, funktioniert aber nicht, weil Wales das nie spielt und einfach nicht so aus der Trickkiste zaubern kann. Hier zeigen sich die Limits dieser guten Mannschaft.

Portugal orientiert sich jetzt verstärkt an Renato, der mit seinen dynamischen Läufen für Ruhe und Entlastung sorgen soll. Zudem haben er und Joao Mario aktuell erstmals länger die Seiten getauscht. In Minute 74 ersetzt ihn dann 15 Andre Gomes.

Portugal bleibt im 4-4-2, sowohl im Pressing (wie immer erst ab der Mittellinie) als auch offensiv. Joao Mario ist jetzt fix rechts, Andre Gomes fix links, Adrien Silva bleibt zentral, wird dann (79.) von 8 Joao Moutinho ersetzt. Drei Minuten vor Schluss ersetzt, rein symbolpolitisch, 20 Quaresma noch Nani.

Die Waliser haben ihre Vorstöße und Szenen und Viertel bis Halbchancen, gefährlicher sind aber die anderen (wie Danilo bei seinem Nachsetzer, den Hennessey erst auf der Linie, 79.). Und das, was sich schon nach dem Doppelschlag angekündigt hat (dass ein solcher Vorsprung zu viel ist für eine durch ihre Ressourcen halt limitierte Mannschaft), wird immer dräuender und wahrer.

Portugals Doppelschlag und der folgende walisische Widerstand

Das mit dem einen Tor, auf das die beiden lauern, das passiert dann (50.) vergleichsweise früh in Halbzeit 2: Ronaldo überspringt Chester und köpft einen Raphael-Cross durch Hennesseys Arme. Entstanden aus einem Standard, einem Corner. Jetzt ist der Knoten gelöst; jetzt wird es spannend. Was passiert?

Das völlig Unerwartete, ein Doppelschlag (53.): Nani rutscht in einem Ronaldo-Schuss aufs lange Eck und fälscht ihn unhaltbar ins kurze ab.

Die Waliser werden sicher nicht konsterniert reagieren oder gar aufgeben. Aber: Können sie Rückstand? Hatten sie gegen Belgien, aber nur 18 Minuten lang. Zwei Tore? Was tut Chris Coleman? Er stellt schnell um (58.): Ledley geht (wie immer, ist eh nicht fit für 90 Minuten), für ihn kommt Stürmer 18 Vokes. Wales/Coleman stellt also einmal fix auf 5-2-3 um. In Minute 63 ersetzt 23 Church seinen Sturm-Kollegen Robson-Kanu. Und drei Minuten später dann auch noch 20 Jon Williams für Verteidiger Collins. Das bedeutet jetzt gar ein 4-2-4, Coleman geht - natürlich - volles Risiko.

Ronaldo hat übrigens mit nunmehr neun Toren den Euro-Rekord von Michel Platini (nunmehr offizieller Korruptionist) eingestellt. Mit einem weiteren (zehn dann) wäre er alleiniger Chef aller Euros.

Preview auf den zweiten Teil, schon vor dem Halbzeitpfiff

In der dritten Viertelstunde ist es dann ein Patt. Portugal hat zwar Feldvorteile, begnügt sich aber mit der Kontrolle, riskiert kaum etwas.
Für beide gilt: ein Tor erzielen und das Spiel dann mit einem anlaufenden Gegner und Kontern erledigen. Nur: Dieses Tor kann derzeit eher nur aus einem Zufall entstehen; die Zeit, um ein bisserl mehr Risiko zu nehmen, wird erst in Halbzeit 2 kommen.

Extralob für den Schiri, der das Match wirklich toll durchlaufen lässt.

Viertelstunde 1 gehörte Portugal, die zweite dann Wales

Der Cornertrick mit Bale-Abschluss (19.) zeigt: Bei dieser Klasse kann jede Einzelaktion eine Entscheidung bringen. Und: Wales ist nach einer Viertelstunde angekommen, probiert es mit schnellen vertikalen Passes entlang der Flanken und scharfen Hereingaben. Hinten ist Collins ein Unsicherheitsfaktor.

Portugals sonst so wild rochierende Offensive hält heute ihr Positionen fast schon starr; selbst Nani und Ronaldo vorne teilen sich das letzte Drittel fast linealgenau.

Weil die beiden Mannschaften einander - wohl auch wegen ihrer Gleichartigkeit, und im Versuch zu locken, und auch wegen Fehlpasses - viele Freiräume geben, entstehen eine Menge Halbchancen und zeitlupenwürdige Szenen, die Laien das Gefühl geben einem eher 'besseren' Spiel beizuwohnen. Alles Kokolores. Sowohl Portugal als auch Wales spielen jeweils ihr normal-gutes Euro-Spiel; bleiben im Schnitt.

Die ersten Eindrücke bestätigen Erwartetes und bringen auch Unerwartetes

Ein Fan, der sich zuvor ein Selfie mit CR7 erschlichen hat, ist auch mit dabei am Mannschaftsfoto - und Ronaldo peckt sich drüber ab. Wie der Superstar damit angesichts der Anspannung so locker umgeht: maximum respect...

Collins, der Glatzkopf mit dem roten Rauschebart, der Ben Davies ersetzt, spielt natürlich nicht - wie allerorten angekündigt - statt Ashley Williams im Zentrum (der Kapitän ist wegen seiner geringen Körpergröße dort ideal platziert), sondern halbrechts, Chester rückt stattdessen nach halblinks. King ist der rechte Mann im Dreier-Mittelfeld (allen zentral, Ledley halblinks).

Portugal hat sein Mittelfeld wieder neu strukturiert: Danilo ist der Sechser, davor agiert eine Dreier-Kette mit Renato Sanches rechts, Adrien Silva zentral und Joao Mario links - also komplett durchgewirbelt. Vorne beginnt Nani eher rechts und CR7 eher links. Schiere Verwirrspiele von Fernando Santos, in einem neuen 4-1-3-2.
Hinten nimmt Bruno Alves die halblinke Innenverteidiger-Position ein, Fonte rückt auf die rechte Seite, die sonst Pepe gehört.

Obwohl Portugal Wales spielen und kommen lässt, sind die heute Türkisen die deutlich gefährlichere Mannschaft in der Anfangsphase: Die Gegenstöße sind bissiger, die Offensiv-Switches zeigen Wirkung.

Wales wirkt - wie erwartet, siehe unten - nervös, muss die neue Formation erst finden, verliert deutlich öfter als sonst den Ball, begeht dumme Fouls und kann sich beim Schiri bedanken, nicht schon früh zurückzuliegen.

Das Team gewinnt Sicherheit, indem es - spiegelgleich - seine defensiven Qualitäten betont und Portugal bedeutet, das es bei Ballbesitz nicht ins Spiel kommen wird. Die beiden Mannschaften sind einander in der Philosophie aktuell ja näher, als einen das die platte, auf Stereotypen fixierte Berichterstattung glauben lassen will. Der Unterschied: Portugal kann auch mehr, Wales hat nur diesen einen Modus.

King müht sich redlich Ramsey mit seinem großen Aktionsradius zu ersetzen, geht fast immer mit nach vorne.

Und das sind jetzt die tatsächlichen Aufstellungen...

Portugal spielt trotz Heimrecht wieder in den ungewohnten türkisen Auswärtstrikots (ich schätze einmal, weil die mittlerweile als Glücksbringer gesehen werden) mit 1 Rui Patricio; 21 Cédric Soares, 4 José Fonte, 2 Bruno Alves, 5 Raphael Guerreiro; 10 João Mário, 13 Danilo Pereira, 16 Renato Sanches, 23 Adrien Silva; 17 Nani, 7 (K) Cristiano Ronaldo.

Zwei kleine personelle Überraschungen in der taktisch so erwarteten Mannschaft: 3 Pepe ist nicht fit geworden und wird nicht durch 6 Ricardo Carvalho, sondern den alten Bruno Alves ersetzt. Und Adrien Silva bleibt in der Mannschaft, wird nicht vom zuvor angeschlagenen 15 André Gomes zurückersetzt.

Ersatz ist wie immer 20 Ricardo Quaresma, außerdem 11 Vieirinha, 19 Eliseu, 8 João Moutinho, 18 Rafa Silva und 9 Éder.
Gesperrt ist 14 William Carvalho.

Wales spielt in Gemischtgrau-Schwarz mit 1 Hennessey: 2 Gunter, 19 Collins, 6 Ashley Williams (K), 5 Chester, 3 Taylor; 8 King, 7 Allen, 16 Ledley; 11 Bale, 9 Robson-Kanu.

Chris Coleman hat auf die mittlere seiner drei (weiter unten genauer erklärten) Optionen zurückgegriffen: Er ersetzt den gesperrten Ramsey durch Andy King. Der ist offensiver als 14 Edwards, aber kein Angreifer wie 20 Jonathan Williams.

Wechsel-Optionen sind außerdem 15 Richards, 18 Vokes.
Gesperrt sind 4 Ben Davies und 10 Ramsey.

Von seltsamen Zuschreibungen und Marketing-Images, die mit der Realität wenig zu tun haben

Das wichtigste ist mittlerweile geklärt: Gareth Bale und Cristiano Ronaldo schätzen einander. Die beiden 100-Millionen-Männer von Real Madrid haben nichts dazu beigetragen den vom Boulevard seit Tagen befeuerten Schwanzvergleich zu fördern. Beide Superstars stehen seit Anbeginn dieses schwierigen Turniers ausgesprochen weit hinter ihren Egos zurück. Dutt'n'Bart-Träger Bale hat seines ebenso zugunsten einer die Mannschaft in den Vordergrund spielenden Strategie hintangestellt wie CR7.

Vorteil Wales: Dort passiert das schon länger. Chris Coleman hat seine Spielidee, seine Philosophie und damit auch seinen jeweiligen Matchplan rund um das Können seiner Spieler gebaut. Er hat nur etwa 18; und nur die Hälfte davon sind potentielle Entscheider. Und auf deren Stärken und Können ist das System mit der Fünferkette vor dem ausschussstarken Goalie Hennessey, der läuferisch wie spielerisch agierenden Mittelfeld-Zentrale Allen-Ledley und dem Kreativ-Duo Aaron Ramsey und Bale aufgebaut.

Portugal hat erst diesen März von einem 4-3-3 mit zwei echten Außenstürmern (wie es Nani und CR7 von ihrem Naturell aus eigentlich sind) auf ein 4-4-2, in dem dann beide das gesamte Feld beackern müssen, umgestellt. Und ist damit lange nicht in die Gänge gekommen.

Erst der Paradigmenwechsel nach den drei Vorrunden-Remis, als Fernando Santos die offensiv-losgelöste Chancenherausspielerei ohne Rücksicht auf Verluste zugunsten einer Doppelstrategie mit rigider Defensive, Verzicht auf den klassischen Ballbesitz-Fußball sowie unberechenbarer Offensive-Switches beerdigte, brachte der Seleção Portuguesa die fast schon verlorene Selbstsicherheit zurück.

Vorteil Portugal: Dieses neue System ist personal-unabhängig. Da macht etwa der Ausfall des Stabilisators William Carvalho (dem MVP der U21-Euro des Vorjahres) wegen einer Sperre nichts.
Wales hingegen muss nach dem Ausfall von Aaron Ramsey (der aktuell stark blondierte Mann von Arsenal) alles umbauen. Und weil Colemans Mannschaft bei dieser Euro immer nur dann wirklich stark war, wenn sie auf ihre ideale 5-2-2-1-Formation zurückgreifen konnte, droht ihr ein verhaltener Anfang.

Patt: Das ist deswegen kein Beinbruch, weil Wales seine Matches ja ohnehin tendenziell reaktiv anlegt. Wenn man selber - gegen einen guten Gegner - gefordert ist, dann kommen auch Matches wie das gegen Nordirland raus, wo die roten Drachen eher alt ausgeschaut haben. Wenn es Portugal gelingt, in diese womöglich unsichere Findungsphase der Waliser hineinzustoßen und eine frühe Führung zu erzielen, dann können wir uns auf einen italienischen Rest einstellen: hinten gar nichts zulassen.

Fernando Santos wird also entweder versuchen Wales dazu zu zwingen selber etwas zu unternehmen (was Colemans Team spürbar unangenehm ist) oder sie mit schlimmer Defensive zu reizen.

Chris Coleman wird probieren so schnell wie möglich Präsenz zu zeigen, seinerseits Portugal zu locken und dann das erfolgreiche Belgien-Spiel zu wiederholen.

Mythos: Wales ist nämlich keineswegs die befreit und locker aufspielende Truppe, als die sie im Medien-Boulevard verkauft werden. Das ist reines Marketing, ein Eindruck auf Basis von Zusammenschnitten. Wales ist, wie das neue Portugal oder Belgien eine Mannschaft, die lieber die Räume kontrolliert und schnell dagegenhält als selber das Spiel zu machen oder gar Ballbesitz anzustreben.

Wales macht aus vergleichsweise geringen Möglichkeiten (wenige Ressourcen, wenig Personal) das allerbeste.

Vorteil Portugal: Ihr Semifinal-Gegner hingegen verwendet diesen reaktiven Ansatz nicht aus schierer Notwendigkeit (weil es keine andere Option gibt), sondern weil er es kann. Und was anderes auch; nämlich wild nach vorne fighten, offensives Ballbesitzspiel.

Auch der Einsatz der alten Tugend ist heute möglich; wie nahezu jeder Spielverlauf. Ich würde mich nicht wundern, wenn einer der beiden Coaches mit einer guten Matchplan-Idee das Spiel entscheidet. Vielleicht geht es aber auch nur darum, wer den einen besseren Freistoß schießt; und dann wären wir wieder beim Seitenblicke-Duell zwischen Ronaldo und Bale.

Noch ein bisschen Häme: In den Augen der an Oberflächen, planen Schlagzeilen und populistisch-einfachen Antworten interessierten paneuropäischen Öffentlichkeit, die strategisch meisterhaften Fußball wie den Italiens für "schiach" und hirnloses, krankeliges Nachvornestürmen für "schön" hält, ist Portugals neu gelebte Strategie nahe am Verrat. Wenn das andere Überraschungsteam der Euro, wenn also Island einen noch wesentlich betonangereicherteren Defensiv-Fußball zeigt, wird das als putzig und lieb verziehen und über Luftgebilde wie "Teamgeist" oder Kampfkraft schöngeschwatzt. Und Wales erhält per (inhaltlich völlig falscher) Zuschreibung ein Label umgehängt, das es gar nicht anstrebt.

Fußball-Rezeption ist eine echt verquere Sache; glücklicherweise werden Spiele nicht über Volksabstimmungen entschieden. Auch nicht das heutige.

Das sind die zu erwartenden Mannschaften

Portugal spielt wohl mit 1 Rui Patricio; 21 Cédric Soares, 3 Pepe, 4 José Fonte, 5 Raphael Guerreiro; 10 João Mário, 13 Danilo Pereira, 16 Renato Sanches, 15 André Gomes; 17 Nani, 7 (K) Cristiano Ronaldo.

Raphael und Andre Gomes kommen nach ihren Verletzungen zurück und ersetzen wohl wieder 19 Eliseu bzw 23 Adrien Silva; Gesperrt ist 14 William Carvalho, für ihn kommt Danilo zum Einsatz.

Portugal bleibt im sehr speziell arrangierten 4-4-2.
Erstes Back-Up für den nicht 100% fitten Pepe ist 6 Ricardo Carvalho. In Minute 60 oder 70 kommt unter Garantie 20 Ricardo Quaresma. Außerdem sind 11 Vieirinha 8 João Moutinho, 18 Rafa Silva und 9 Éder auf der Bank.

Wales spielt mit 1 Hennessey: 2 Gunter, 5 Chester, 6 Ashley Williams (K), 19 Collins oder 15 Richards, 3 Taylor; 7 Allen, 16 Ledley; 11 Bale, 9 Robson-Kanu oder 18 Vokes.

Gesperrt sind 4 Ben Davies und 10 Ramsey, was Chris Coleman wohl zu einer Strategieänderung zwingt. Entweder er bleibt im 5-2-2-1 und bringt 20 Jonathan Williams statt Ramsey, oder er geht auf das vorsichtigere 5-3-2 zurück und zieht 14 Edwards als Sechser hinter Allen-Ledley ein oder er zieht mit 8 Andy King die leicht offensivere Option.

Referee in Lyon (das angenehmes Wetter erwartet) ist Jonas Eriksson aus Schweden.

Das sind die Kader

Portugal (Fernando Santos): 1 Rui Patrício (Sporting), 12 Anthony Lopes (Olympique Lyon/FRA), 22 Eduardo (Dínamo Zagreb/CRO), 11 Vieirinha (VfL Wolfsburg/ D), 21 Cédric Soares, 4 José Fonte (Southampton/ ENG), 3 Pepe (Real Madrid/SPA), 6 Ricardo Carvalho (Monaco/FRA), 2 Bruno Alves (Fenerbahçe/ TUR), 19 Eliseu (Benfica), 5 Raphaël Guerreiro (Lorient/FRA), 14 William Carvalho, 23 Adrien Silva, 10 João Mário (Sporting), 13 Danilo Pereira (Porto), 8 João Moutinho (Monaco/ FRA), 16 Renato Sanches (Benfica), 15 André Gomes (Valencia/SPA), 18 Rafa Silva (Braga), 20 Ricardo Quaresma (Beşiktaş/TUR), 17 Nani (Fenerbahçe/ TUR), 7 Cristiano Ronaldo (Real Madrid/SPA), 9 Éderzito António Macedo Lopes = Éder (Swansea/ENG-Lille/FRA).

Wales (Chris Coleman): 1 Wayne Hennessey (Crystal Palace), 21 Danny Ward (Liverpool), 12 Owain Fon Williams (Inverness/SCO); 2 Chris Gunter (Reading), 4 Ben Davies (Tottenham), 5 James Chester (West Bromwich), 3 Neil Taylor, 6 Ashley Williams (Swansea City), 15 Ashley "Jazz" Richards (Fulham), 19 James Collins (West Ham); 7 Joe Allen (Liverpool), 14 Dave Edwards (Wolverhampton), 22 David Vaughan (Nottingham Forest), 17 David Cotterill (Birmingham), 13 George Williams (Fulham), 8 Andy King (Leicester), 16 Joe Ledley, 20 Jonathan Williams (Crystal Palace), 10 Aaron Ramsey (Arsenal); 11 Gareth Bale (Real Madrid/SPA), 9 Hal Robson-Kanu (Reading), 18 Sam Vokes (Burnley), 23 Simon Church (Nottingham Forest).