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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

1. 8. 2016 - 12:36

Leckerschmecker Open Air

Fastfood oder Dosenfutter - auf manchen Festivals ernährt man sich lieber flüssig. Dass es auch ganz leicht anders geht, zeigt der Koch Stevan Paul mit seinem Festival- & Camping-Kochbuch "Open Air". Und empfiehlt Rezepte für Indie, Reagge, Rock und Techno.

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open air kochbuch

Daniela Haug/Brandstätter Verlag

Stevan Paul, Daniela Haug, Stefanie Hilgarth: Open Air. Das Festival- & Camping-Kochbuch, Brandstätter Verlag 2016

Stevan Paul ist nicht nur leidenschaftlicher Festivalbesucher, sondern auch mit Leib und Seele Koch. Gutes Essen hat auch er auf Festivals häufig vergeblich gesucht. "Als Koch hab ich mich immer geärgert, dass das Essen da so schlecht ist." Um das zu ändern hat er all seine Campingskills zusammengefasst, "damit man auch auf dem Festival eine gute Zeit hat, indem man auch etwas Gutes zu essen hat."

Mit seinem Campingbus und der Fotografin Daniela Haug fuhr er einen Sommer lang quer durch Europa zu verschiedenen Festivals um dort zu kochen. Von Roskilde über das Summerjam zum Melt und Dimmensions, weiter zum Sziget und auch zum Acoustic Lakeside.
Das Ergebnis ist das Festival- & Camping-Kochbuch "Open Air", das extrem Lust auf Festivals – und auf Essen - macht.

Neben vielen Rezepten, deren Ergebnisse übrigens auch auf Bergen, am Wasser, im Park oder im Wald gut schmecken, gibt Stevan Paul auch wichtige Tipps zum richtigen Grillen und dem Umgang mit dem Gaskocher, er erklärt verschiedene Varianten des Kaffeekochens für Unterwegs und zeigt ein ausgefinkeltes Kühlsystem, das tagelang halten soll – friert schon mal die Wasserflaschen ein.

Für das FM4 Festivalradio empfiehlt Stevan Paul vier Rezepte für Festivals, in denen hauptsächlich Indie, Rock, Techno oder Reagge gespielt wird.

Reggae-Festivals

Wir kochen: Jerk Chicken aus Jamaika

Wir brauchen: (für 6–8 Hähnchenkeulen)

Jerk Chicken

Daniela Haug/Brandstätter Verlag

  • 4 Frühlingszwiebeln
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2–4 rote Pfefferschoten
  • 1 EL Mangochutney (optional)
  • 2 Zweige Thymian
  • 1 Msp. Muskatnuss
  • 1 Msp. Zimt
  • 1 Msp. Nelkenpulver
  • 1 Msp. geräuchertes Paprikapulver Pimentón de la Vera (optional)
  • 50 ml Barbecuesauce
  • 100 ml Tomatenketchup
  • 1 Spritzer Sherryessig (wahlweise Weißweinessig)
  • 6–8 Hähnchenkeulen
  • Salz

Und so geht das:
Frühlingszwiebeln grob schneiden, Knoblauch pellen. Pfefferschoten längs halbieren, die Kerne entfernen. Alles im Mixer mit Mangochutney, Thymian, Muskatnuss, Zimt, Nelkenpulver, Räucherpaprika, Barbecuesauce, Ketchup und Essig pürieren.

Hähnchenkeulen mehrfach einschneiden, mit der Sauce marinieren und im Kühlschrank zugedeckt ziehen lassen, am besten über Nacht. Zum Grillen die Hähnchen zunächst salzen, dann in einer Grillschale auf dem Grill bei mittlerer Hitze und mit Deckel 8–10 Minuten grillen. Wenden und weitere 8–10 Minuten zugedeckt grillen.

Indie-Festivals

Wir kochen: heute wird gar nicht gekocht, wir trinken was, und zwar 'ne Bloody Mary

Bloody Mary

Daniela Haug/Brandstätter Verlag

Wir brauchen (für 4 bis 6 Gläser):

  • 500 ml Tomatensaft
  • 250 ml Sangrita picante,
  • 1 Spritzer Worcestershiresauce,
  • 1 EL Zitronensaft,
  • 1 TL Zucker,
  • Salz und etwas schwarzen Pfeffer

Und so geht das:
alles zusammen im Glas vermischen, ein paar Eiswürfel rein und genießen. Und wer es besonders fröhlich mag, der macht noch einen Schwups Wodka rein.

Rock-Festivals

Wir kochen: "Da hauen wir natürlich ein ordentliches Stück Fleisch auf den Grill – ich empfehle ein Thomahak Steak von 1,2 Kilo – "das macht Laune."

Wir brauchen:

Tomahawk Steak

Daniela Haug/Brandstätter Verlag

  • Besagtes Tomahawk-Steak,
  • bisschen Salz
  • bisschen Pfeffer
  • Olivenöl
  • wenn da ist Kräuter
  • Knoblauch ist auch nie falsch
  • Und dann ein bisschen Geduld und dann wird das ne zarte Angelegenheit
  • Und einen Grill natürlich

Und so geht das:
Kohle anzünden – warten bis die Glut schön rötlich glüht und keine Flammen mehr aufsteigen. Dann wird das Steak mit Salz, Pfeffer und Olivenöl eingerieben und langsam gebraten. Dabei immer wieder wenden. Nach 20 Minuten hat man ein Butterzartes Riesensteak für viele Leute.

Techno-Festivals

Wir kochen: Kartoffel-Möhren-Eintopf „Bäm!“* (Erdäpfel-Karotten-Eintopf) (*Eigentlich dem DJ Westbam gewidmet – das war aber rechtlich schwierig, daher heißt er nur „Bäm!“) - Ich find, dass Kartoffel-Möhren-Eintopf so wahnsinnig Deutsch ist. Und ich finde auch Techno so Deutsch. Und Westbam ist so ein Technopionier.

Wir brauchen: (für 4–6 Personen)

Eintopf

Daniela Haug/Brandstätter Verlag

  • 200 g Zwiebeln
  • 100 g durchwachsener Speck
  • 500 g fest kochende Kartoffeln (Erdäpfel)
  • 500 g mehlig kochende Kartoffeln
  • 1 EL Butterschmalz
  • 1 TL getrockneter Majoran
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1,5 l kräftige Brühe (Fleisch oder Gemüse)
  • 500 g Möhren
  • 1 Bund krause Petersilie
  • Salz
  • 1/2–1 TL Wasabi-Paste
  • (wahlweise 1–2 TL Meerrettich
  • aus dem Glas)
  • und für die Fleischfreunde ca. 300 g Cocktailwürstchen

Und so geht das:
Alles kleinhacken, mit ein bisschen Butter im Topf anschwitzen, die Gewürze zugeben, mit Brühe auffüllen, und dann warten, bis alles weich und cremig schlotzig eingekocht ist.

Am Schönsten war ...

Das Acoustic Lakeside war Stevan Paul am Ende der Reise das Liebste. "Weil es so wahnsinnig familiär war und wir dort auch von den Machern wahnsinnig herzlich aufgenommen worden sind." Außerdem fand er die kurzen Wege zu den Künstlern sehr angenehm. "Ich hab zum Beispiel einen Grießbrei gekocht für Charlie Cunningham und er hat mir ein Liedchen gespielt – das fand ich schon ganz großartig. Und das Acoustic Lakeside gönnt sich den Luxus eines eigenen Kochs, der a la carte für die Bands kocht. Das find' ich auch großartig und das Interview mit dem Kollegen findet sich auch im Buch."

Klar, Stevan Paul hatte einen Campingbus dabei und die vielen Utensilien spielen dabei kaum eine Rolle. Da kann man leicht dieses und jenes Sößchen machen. Wer aber nur mit einem Rucksack unterwegs ist, kann vorkochen - "Astronautenfood" nennt er das.

So oder so – das Buch macht Lust auf Draußen sein und Essen. Yummy!