Erstellt am: 3. 7. 2016 - 20:02 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-67, 03-07-16.
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16, da ist die Klick-Übersicht.
Viertelfinale 1 mit Polen gegen Portugal, VF2 mit Wales - Belgien und das Drama von Deutschland gegen Italien.
Das waren die Achtelfinals: Schweiz - Polen. dann Wales - Nordirland und schließlich Kroatien gegen Portugal.
Tag 2 brachte den Sieg von Frankreich gegen Irland weiters Deutschland vs Slowakei und Ungarn - Beglien
Tag 3 dann Italien vs Spanien und Engand - Island
Das war das Aus von Österreich in Runde 3. Das war der Rasierklingen-Tanz von Österreich gegen Portugal, so sieht es in der Nachlese aus. Das war Österreich vs Ungarn und das ist die Analyse dazu.
Das war Runde 3 in der Frankreich-Gruppe A, das in der England/Wales-Gruppe B, das in der Deutschland-Gruppe C in der Spanien-Gruppe D und der Belgien/Italien-Gruppe E.
Das war die zweite Runde mit Rumänien vs. Schweiz sowie Frankreich - Albanien weiters Russland gg. Slowakei und England - Wales sowie Ukraine - Nordirland und Deutschland vs. Polen. Dann war Schweden gegen Italien sowie Tschechien gegen Kroatien und Spanien vs. Türkei
Weitere Erstrunden-Spiele: Frankreich vs. Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs. Slowakei und England - Russland. So gingen Polen gegen Nordirland und Deutschland - Ukraine. Und das war Türkei - Kroatien und Spanien - Tschechien.
Und dann noch Irland vs. Schweden und Belgien - Italien plus dann noch Portugal - Island.
Offizielles gibt's auf uefa.com und das ist die Info-Site von sport.orf.at.
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Frankreich wird sich also mit Deutschland auseinanderzusetzen haben, das Team, das es im Viertelfinale am leichtesten hatte, gegen das, das am härtesten fighten musste. Im Vorfeld werden historische Geschichten aufgewärmt werden und alle möglichen und unmöglichen Vergleiche gezogen. Ich gebe ehrlich zu: ich muss erst einmal drüber nachdenken, was da auf uns zukommen kann.
Was nach dem Halbzeit-Pfiff noch alles benennenswert ist
4:0 nach 45 Minuten, das gab's bei der Euro noch nicht. Es hätte aber auch jedem passieren können, es liegt nicht an Island. wenn ein Schwergewicht wie der Mit-Titelfavorit einmal ins Rollen kommt, ist ein kleines Debakel immer möglich.
Was jetzt in Halbzeit 2 passieren wird, bleibt dort, hat keine Aussagekraft über sonstwas.
Island wechselt zur Pause zweimal: 5 Ingasson statt Arnasson und 11 Finnbogasson für Bödvarsson. Deschamps lässt seine beiden gelbbelasteten Spieler (Koscielny und Giroud) drin, im Hinblick auf das Halbfinale vielleicht ein bissl riskant.
Anschlußtor (55.) durch Sigthorsson, der in einen guten Gylfi-Cross rutscht - und 4:1 entspricht sicher eher dem zu Sehenden. Auch 5:1 klingt immer noch besser - Giroud macht es (58.) per Kopf nach einem langen Freistoß-Ball und wird danach von 10 Gignac ersetzt. In Minute 72 kommt dann endlich auch 13 Mangala für den gelbbelasteten Koscielny, Deschamps ist damit auf der sicheren Seite fürs Halbfinale.
Zeit für eine Wiederholung des Innenverteidiger-Dramas bei den Franzosen. Vor dem Turnier verletzt hat sich Fixstarter Raphaël Varane. Gesperrt wegen eines Drogendelikts war Mamadou Sakho. Dann verletzt sich der erste Nachrücker für den Job neben dem nun unumstrittenen Koscielny, Jérémy Mathieu; und weil auch Kurt Zouma bereits im Vorfeld langfristig ausgefallen ist, wird Adel Rami, der längst kein Leiberl mehr hatte, nachnominiert. Und weil Kaboul und Yanga-Mbiwa ihre Zeit hinter sich haben und Aymeric Laporte keine Berücksichtigung findet, kommen dann der auch nicht arg gut gelittene Mangala und Newcomer Umtiti zu Euro-Ehren - also die Nummer 8 und 9 im Innenverteidiger-Ranking. Und die zwei stehen jetzt auf dem Platz.
In Minute 80 kommt noch 20 Coman für den Helden Payet. Und drei Minuten später darf der alte Haudegen 22 Eidar Gudjohnsson, der Champions League-Sieger, noch einmal aufs Feld, für Sigthorsson und er kriegt sofort die Kapitänsschleife von Gudmundsson umgehängt. Bjarnasson macht in der nächsten Aktion dann das 2:5, es bleibt irgendwie ein Märchen.
Das war schon die Entscheidung, ab jetzt gilt France-Spotting
Ich leg mich einmal fest: ein 0:2 kann dieses isländische Team nur mit Hilfe eines Wunders (Wetter, Schiri, bewusstlose Eigentore, ein Wundermann kommt von der Bank...) aufholen. Falls Frankreich halbwegs draufbleibt, war es das.
Auch weil Gunnarssons Einwurf-Trick in Minute 24 nicht zum schnellen Anschlusstor führt.
Das schmälert das kleine isländische Fußball-Wunder gar nicht; macht es aber auch nicht größer (und boulevardesk-übertrieben-unerträglicher) als es eigentlich ist. Und es hätte natürlich auch anders kommen können - wenn Frankreich diese zwei und die nächsten acht Chancen nicht reinbringt, es lange 0:0 steht...
Jetzt allerdings fügen sich die Inselkicker ein wenig vorschnell, die Körpersprache erzählt nichts von einem trutzigen Aufbäumen, die schnellen Gegenstöße sind wuchtig, aber nicht wuchtiger als sonst auch. Islands Problem: da ist kein Steigerungspotential mehr da - wohin auch, sie haben sich selber schon mit gut 30% überbucht.
Frankreich steht defensiv 4-4-2, weitestgehend ohne Pressing. Island muss aufbauen und kann das nicht wirklich. Die Franzosen diktieren das Tempo, verschleppen massiv, sprinten dann aber wie wild in die Spitze, wollen den Gegner zu Handlungen verführen, die er schnell bereuen wird.
Das 3:0 von Payet (42.) ist allerdings keine Folge davon, sondern der Schlußpunkt unter eine wunderbare Angriffs-Aktion. Das 4:0 von Griezmann zwei Minuten später ist quasi-italienisch inszeniert, langer Paß von Pogba als letzter Mann, Giroud scherzelt ab, der neue Führende in der Torschützenliste geht allein durch und lupft.
Frankreichs Systemumstellung, die Gründe und die frühe Führung
Zugegeben: ich hatte gedacht, dass Deschamps im 4-3-3 bleibt, das bis dato seine Erfolge verursacht hatte. Wäre trotz Kantes Sperre (und Diarras Ausfall) leicht möglich gewesen - Pogba geht auf die Sechser-Position, Sissoko spielt halbrechts, Matuidi halblinks.
Schnecken, tut der Coach nicht: er riskiert das, was bis dato nicht geklappt hatte, das 4-2-3-1. Allerdings mit einem vielleicht entscheidenden Unterschied: Bisher stand da immer Payet im Zentrum hinter Giroud, diesmal ist es Griezmann, wie zuletzt in Halbzeit 2 gegen Irland. trotzdem: diese Rückkehr zum System B ist, vorsichtig gesagt, umstritten, etwa so wie Löws 5-2-3 von gestern.
Die Hereinnahme von Umtiti führt dazu, dass Koscielny halbrechts verteidigt, also Ramis Platz übernimmt. Im zentralen Mittelfeld ist Pogba der halbrechte, Matuidi der halblinke Mann.
Auch bei Island haben die Innenverteidiger getauscht: Árnason halbrechts, Ragnar Sigurdsson halblinks.
Island bleibt sich in jeder Hinsicht, systemisch, strategisch und matchtaktisch, treu. Island lebt davon bei dieser Euro bislang keinen Ausfall gehabt zu haben - weder den tatsächlichen durch Verletzung oder Sperre, noch den psychischen durch eine ausnehmend schwache individuelle Leistung; eine Art Anti-Österreich in dieser Hinsicht.
Frankreich übernimmt sofort die Verantwortung für das Spiel, Island demonstriert ebenso schnell, dass sie willig sind mitzumachen und etwas dagegenzusetzen.
Und dann gelingt den Hausherren erstmals ein frühes Tor (12.) Matuidi lupft einen Ball von der Mittellinie hinter die Offside-Linie, Giroud erläuft den Ball und schließt humorlos ab. Sieben Minuten später köpft Pogba einen Cornerball wuchtig ins Netz und entscheidet mit dem 2:0 das Match schon früh. Unerwartete Effizienz bei einem Team das bisher ewig gebraucht hat um seine Tore zu machen.
Voraussetzungen eines Spiels mit eigentlich klaren Ausgangs-Basis
David/Goliath, eh.
Wiewohl: Island hat seine Quali-Gruppe (die mit der Niederlande) dominiert, hat die Gruppe F, die mit Portugal schon einen Semifinalisten stellt ohne Niederlage abgeschlossen und mit England schon einen wirklich Großen besiegt und ist mitten im Turnier seiner Träume.
Frankreich hingegen kam gratis zur Euro und durfte bislang gegen ausschließlich kleine Gegner auflaufen, hatte noch keinen echten Maßstab, weiß also gar nicht wo sie wirklich steht.
Spricht letztlich also eindeutig für Island. Und dabei habe ich die leeren Floskeln vom Zusammenhalt und dem Mannschaftsgeist noch gar nicht bemühen müssen: so etwas entsteht einfach aus dem beschriebenen langen immer erfolgreicher werdenden Weg, der auch das Ziel ist; und kommt nicht aus dem luftleeren Raum, in dem Anti-Analytiker derlei Cinderella-Stories dann gerne verorten.
Was eindeutig für Frankreich spricht, ist die höhere individuelle Klasse, das höhere Potential, der Heimvorteil und das Wissen darum, ein Spiel auch erfolgreich drehen zu können - gegen Irland gelang ein 2:1 nach einem schnellen 0:1. Für Frankreich spricht auch, dass Didier Deschamps über einen Plan B verfügt, an den Schrauben seines Gefüges drehen kann, während die joint-chiefs Lagerbäck/Hallgrimsson nur einen einzigen Anzug für ein langes Bankett mit dabei haben.
Weiteres Plus für die Equipe Tricolore: die deutlich höhere Kreativität, der Island bis dato Entschlossenheit und Effektivität entgegensetzen konnte. Lässt sich Frankreich ebenso wie Österreich und danach England tölpelhaft mit dem Einwurf-Trick von Kapitän Gunnarsson austricksen, dann ist ihnen allerdings nicht zu helfen.
Frankeich in blau mit 1 Lloris (K); 19 Sagna, 21 Koscielny, 22 Umtiti, 3 Évra; 15 Pogba, 14 Matuidi; 18 Sissoko, 7 Griezmann, 8 Payet; 9 Giroud
Deschamps kehrt also ins überkommenere seiner beiden Systeme, das 4-2-3-1 zurück, Sissoko kommt über die rechte Seite, Umtiti ersetzt Rami, hat als Nachrücker den eigentlichen Back-Up Mangala überholt und feiert sein Debut.
Gesperrt sind also 4 Rami und 5 Kanté. Erste Wechsler sind 11 Martial, 20 Coman, 6 Cabaye und 10 Gignac.
Island spielt in weiß mit 1 Halldórsson; 2 Sævarsson, 14 Árnason, 6 Ragnar Sigurdsson, 23 Skúlason; 7 Gudmundsson, 17 (K) Gunnarsson, 10 Gylfi Sigurdsson, 8 Birkir Bjarnason; 15 Böðvarsson, 9 Sigthórsson.
Das ist das bereits gut bekannte 4-4-1-1, Island ist damit das formations- und personaltreueste Team der Euro. Und tat gut daran, dass man fair spielt und bisher keine Ausfälle zu beklagen hatte. Einwechsler sind 18 Theódór Bjarnason, 21 Traustason, 11 Finnbogason und Oldie 22 Guðjohnsen.
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Frankreich (Didier Deschamps): 1 Hugo Lloris (Tottenham/ENG), 16 Steve Mandanda (Olympique Marseille), 23 Benoît Costil (Rennes); 19 Bacary Sagna, 13 Eliaquim Mangala (Manchester City/ENG), 2 Christophe Jallet, 22 Samuel Umtiti (Lyon), 21 Laurent Koscielny (Arsenal/ENG), 4 Adil Rami (Sevilla/SPA), 3 Patrice Évra (Juventus/ ITA), 17 Lucas Digne (Roma/ITA); 6 Yohan Cabaye (Crystal Palace/ ENG), 5 N'Golo Kanté (Leicester/ENG), 14 Blaise Matuidi (Paris Saint-Germain), 15 Paul Pogba (Juventus/ITA), 18 Moussa Sissoko (Newcastle/ENG), 12 Morgan Schneiderlin (Manchester United/ENG); 8 Dimitri Payet (West Ham/ENG), 20 Kingsley Coman (Bayern/DEU), 10 André-Pierre Gignac (Tigres/MEX), 9 Olivier Giroud (Arsenal/ENG), 7 Antoine Griezmann (Atlético Madrid/SPA), 11 Anthony Martial (Manchester United/ENG).
Island (Lars Lagerbäck/Heimir Hallgrimsson): 1 Hannes Þór Halldórsson (Bodø Glimt/NOR&NEC Nijmegen/NED), 12 Ögmundur Kristinsson (Hammarby/ SWE), 13 Ingvar Thor Jónsson (Sandefjord/NOR); 2 Birkir Már Sævarsson (Hammarby/ SWE), 6 Ragnar Sigurðsson (Krasnodar/RUS), 14 Kári Árnason (Malmö/SWE), 23 Ari Freyr Skúlason (Odense/ DEN), 3 Haukur Heiðar Hauksson (AIK Solna/ SWE), 19 Hörður Björgvin Magnússon (Cesena/Juventus/ITA), 4 Hjörtur Hermannsson (IFK Göteborg/SWE&PSV Eindhoven/NED), 5 Sverrir Ingi Ingason (Sporting Lokeren/BEL), 17 Aron Einar Gunnarsson (Cardiff/ENG),10 Gylfi Þór Sigurðsson (Swansea/ENG), 7 Jóhann Berg Guðmundsson (Charlton/ENG), 20 Emil Hallfreðsson (Udinese/ITA), 8 Birkir Bjarnason (FC Basel/SUI), 18 Theódór Elmar Bjarnason (Aarhus/DEN), 16 Rúnar Már Sigurjónsson (Sundsvall/SWE), 21 Arnór Ingvi Traustason (IFK Norrköping/SWE), 9 Kolbeinn Sigþórsson (Nantes/FRA), 11 Alfreð Finnbogason (Augsburg/D, gehört Real Sociedad/SPA), 15 Jón Daði Böðvarsson (1. FC Kaiserslautern/D), 22 Eiður Smári Guðjohnsen (Molde FK/NOR).