Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Rückkehr des Blutdrachen"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

2. 7. 2016 - 15:00

Rückkehr des Blutdrachen

Es geht mal wieder zurück in die 80er. Doch dem Trickbike-Spiel "Trials" werden in diesem Neon-Spin-off auch einige neue Features spendiert.

So richtig los werden wir die 80er ja nie. Weiße Stirnbänder, Shorts und Leggings in Neonfarben, Pickerl-Sammelalben, Kalter Krieg, Kapitalismus und No Future. Für Entertainment-Konzerne ist das ja super: Wenn sonst alle Stricke reißen, dann taucht man seine schon etwas in die Jahre gekommene Marke einfach in den 80er-Jahre-Topf und alles sieht gleich wieder ganz neu aus!

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Der Games-Verlag Ubisoft hat das jetzt so mit seiner "Trials"-Serie gemacht. "Trials" ist eine Trickbike-Disziplin, wo man über Stock und Stein fährt und eben auch eine Computerspielserie, die bis ins Jahr 2000 zurückreicht. Jetzt gibt es den 80er Spin-off "Trials of the Blood Dragon", und neben einer absurd-blöden Story, die da drin erzählt wird, sind auch spielerisch ein paar neue Dinge ausprobiert worden.

Da zittert das VHS-Tape

Sergeant Rex "Power" Colt ist wieder da! Der augmentierte Supersoldat hat vor gut zwölf Jahren Dr. Darling geschwängert und mit ihr Zwillinge bekommen: Roxanne und Slayter, in dessen Rollen wir jetzt schlüpfen. Ja, genau: "Trials of the Blood Dragon" ist nicht das erste Trash-Spinoff von Ubisoft, denn die 80er-Jahre-Dröhnung hat vor drei Jahren bereits die "Far Cry"-Serie bekommen. Kinder und Jugendliche der 80er oder solche, die es gerne gewesen wären, gefällt das: Seichte, aber amüsante Pop-Satire, wo tapfere Amis fiese Kommunisten bekämpfen, der Bildschirm wie bei einem VHS-Tape zittert und ein Geschwisterpaar draufkommt, dass es zu je einem Drittel Mensch, Cyborg und Blutdrache ist.

Der fantastische Soundtrack stammt von der austrialischen Synthiepopband "Power Glove".

Die Entscheidung für das Spiel ist richtig: Die "Trials"-Serie ist in die Jahre gekommen und braucht frische Impulse. Vor über 15 Jahren hat die Reihe des finnischen Games-Entwicklers Red Lynx als bescheidenes Java-Spielchen begonnen. Ende der 2000er Jahre kam der große Durchbruch mit "Trials 2" und "Trials HD", letzteres für die Xbox 360.

Unser Bike springt vor neongetränktem Hintegrund über einen Abgrund.

Ubisoft

Das Spielprinzip hat sich nie verändert: Wir fahren und springen mit einem Motorrad durch höchst unwirtliches Terrain, auf steile Anhöhen, durch halsbrecherische Loopings und in enge Zwischenräume. Neben gezieltem Gas geben und bremsen können wir unseren Fahrer nach vorne und hinten lehnen. "Trials" zu beherrschen bedeutet intuitiv höchst präzise, subtile Bewegungen ausführen zu können - ein bisschen zu wenig oder zu viel Gas oder zu viel in eine Richtung gelehnt und schon kippen wir tollpatschig zu Boden anstatt stilsicher über einen Abgrund zu gleiten.

"Trials of the Blood Dragon" ist für Windows, Playstation 4 und Xbox One als Download erschienen. Wir haben die PS4-Version getestet.

"Trials of the Blood Dragon" fügt dem Trickbike-Klassiker neue Features hinzu: Wir fahren mit Monstertrucks und ferngesteuerten Mini-Autos, düsen mit einem Jetpack am Rücken durchs All, rasen auf einem Förderwagen durch Untergrundtunnels und können in Run-and-Gun-Manier per pedes und mit Waffe im Anschlag durch die 2D-Welt springen und schießen. Sogar ein Enterhaken ist diesmal mit von der Partie.

Der Biker springt im urbanen Japan über einen Abgrund.

Ubisoft

Diese neuen Elemente sind einzeln betrachtet weder technisch noch spielerisch besonders aufregend, als Mischung funktioniert das aber erstaunlich gut. Auch die Präsentation strotzt vor Abwechslung: Zwischen den insgesamt 27 Missionen gibt es Fake-80er-Werbungsschnipsel, Comic-Filmchen und dumm-dreiste Dialoge. "Trials of the Blood Dragon" ist kein Spiel, mit dem man sich tage- oder wochenlang beschäftigt, aber eine lustige, kurzweilige Angelegenheit für einige Stunden - und viele Stunden mehr, wenn man seine Highscores optimieren möchte.