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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

4. 7. 2016 - 15:03

Sommer 808

80er Jahre-Nostalgie, Disco-Romantik und Sommermusik zum Sonnenbrilleaufsetzen: Metronomy haben ein neues Album und sind unser Artist of the Week.

Artist of the Week

Musikempfehlungen aus der FM4-Redaktion

2008 war ein großes Jahr für Metronomy: In Großbritannien ging die Band gerade auf ihre erste Headliner-Tour und das zweite Studioalbum "Nights Out" wurde von der Musikpresse mit zahlreichen Lorbeeren überschüttet. Acht Jahre später hat sich einiges verändert: Spätestens mit "The English Riviera", das 2011 für den Mercury Prize nominiert wurde, ist die Band aus Devon zum Toplevel des britischen Elektropops aufgestiegen, hat den eigenen Sound definiert und perfektioniert. Und so ganz nebenbei ist Metronomy-Mastermind Joseph Mount auch noch Familienvater geworden. Was ihm demonstriert hat, wie wertvoll und selten Freizeit sein kann.

"Ich hab' die Zeit finden müssen, ins Studio zu gehen und ein Album zu machen, während ich auf die Kinder aufgepasst habe," erzählt Mount im Interview. "Da war das einfacher, ein paar Wochen da und dort zu finden, um allein ins Studio zu gehen und nicht zu versuchen, Leute zu koordinieren."

Joseph Mount von Metronomy

Nicolas Coulomb

Was dabei herausgekommen ist, ist ein Album, das an den frühen Output von Metronomy anschließt. An "Pip Paine (Pay the £5000 You Owe)" und "Night Owl": "Das ist so wie früher, als ich angefangen habe, Musik zu machen. Da war ich auch allein in meinem Schlafzimmer, ohne mich auf andere verlassen zu müssen. Um jetzt ein Album schnell und ohne zuviel Stress zu machen, war das jetzt auch der beste Weg."

"Summer 08" heißt das neue Metronomy-Album, das den etablierten Sound der Band nimmt und damit spielt. Das hört man schon am Opener des Albums, "Back Together". Da treffen simple 80er-Jahre-Synthesizer-Sounds auf smoothes lyrisches Storytelling im Stile von Datarock oder LCD Soundsystem. "You and I have got to get back together", singt Mount darauf und beschwört dabei nicht nur die englische Riviera herauf, sondern auch die andere, berühmtere, die französische.

"Was ich am liebsten mache, ist im Sonnenschein herumsitzen, mit einem Drink, weiß angezogen", sagt Mount über die Inspirationen für seine Musik. "Wenn ich mir einen Ort vorstelle, wenn ich Musik mache, dann ist das entweder dieser sonnige Platz oder ein Wintertag in der Abenddämmerung. Das sind irgendwie die atmosphärischsten Momente, um Musik zu machen: Der herrliche Hochsommer und der dämmrige Abend."

"Summer 08", das ist Musik zum Chillen und Zurücklehnen, zum cool mit dem Fuß im Takt mittappen. Ein Ausflug in simplere Elektronikzeiten, ein bisschen Neon, ein bisschen Funk, ein bisschen Old-School-Drum-Machines. Ob "Summer 08" auch eine Anspielung auf den Roland TR-808 ist, den Klassiker der Drum-Synthesizer, und ob das vielleicht ein alternativer Titel für das Album hätte sein können, will ich von Joseph Mount wissen: "Summer 808" wäre auch ein guter Name für eine Platte, vielleicht mache ich das als nächstes Album." Ein Remixalbum quasi, noch minimalistischer und elektronischer.

Metronomy Summer 08 Albumcover

Metronomy

"Summer 08" von Metronomy ist auf Because Music erschienen.

Denn bis zum nächsten Release von Metronomy könnte es gar nicht so lange dauern, Joseph Mount fühlt sich zurzeit besonders inspiriert. Auch das zeitaufwendige Touren fällt diesmal weg, denn in der nächsten Zeit wird es Metronomy nicht live zu sehen geben. Erst 2017 wieder, vermutlich: "Weil ich so viel Zeit habe und nicht auf Tour gehe, möchte ich eine neue Platte aufnehmen. So schnell wie möglich ins Studio zurückgehen." Denn ein paar Ideen gibt es, die es nicht auf "Summer 08" geschafft haben. Aber wie die klingen, das will uns Joseph Mount erst irgendwann in Zukunft verraten.

Bis dahin gibt es zahlreiche schöne Momente auf "Summer 08" zu entdecken: die Single "Old Skool" mit Mix Master Mike von den Beastie Boys an den Turntables und die verträumte Nummer "Night Owl" mit der zentralen Zeile "So let's imagine right now, I'm just another night owl. And if you're going out tonight, girl, the city is my lighthouse." Sonst noch super: Der Track "Hang Me Out to Dry" featuring Robyn und die Nummer "Love's Not An Obstacle", die Mount gemeinsam mit der großartigen Melody Prochet von Melody's Echo Chamber geschrieben hat.