Erstellt am: 28. 6. 2016 - 14:20 Uhr
Die erste flächendeckende Zentralmatura
Die Zentralmatura wurde dieses Jahr zum ersten Mal flächendecken in allen AHS und BHS in ganz Österreich durchgeführt. Das heißt, dass die Aufgaben in den schriftlichen Maturafächern Mathematik, Deutsch und Englisch von zentraler Stelle vorgegeben sind und für alle MaturantInnen in ganz Österreich gleich sind. Das soll eine fairere Prüfung einerseits und eine Vergleichbarkeit und Standardisierung der Ergebnisse andererseits bringen. Soweit die Theorie.
Harte Zahlen - Mathe
Bei den AHS hatte rund ein Fünftel aller SchülerInnen österreichweit einen Fünfer – die meisten von ihnen konnten sich den aber in der mündlichen Prüfung ausbessern. Damit sind es sieben Prozent endgültige Fünfer in Mathematik. An den BHS, wo die Zentralmatura heuer erstmals flächendeckend durchgeführt worden war, war das Bild ähnlich: Hier fielen in Mathe 13 Prozent bei den Klausuren durch, nach den Kompensationsprüfungen waren noch 5,5 Prozent negativ.
Interessant ist allerdings die Streuung: So gab es nach der schriftlichen Prüfung in den AHS 112 Schulklassen mit keinem einzigen Fünfer – dafür aber auch 107 Klassen, wo mehr als die Hälfte durchgefallen ist.
APA
Deutsch und Englisch
Auch in Deutsch ist die schriftliche Matura an den AHS schlechter ausgefallen als im Vorjahr: Insgesamt sind sechs Prozent der Schüler (2015: drei Prozent) durchgefallen - allerdings besserten sich die meisten dies bei der Kompensationsprüfung wieder aus. Im Endeffekt müssen nur 1,1 Prozent im Herbst nochmal antreten.
Kaum Unterschiede zum Vorjahr gab es an den AHS dagegen in Englisch: Bei den Klausuren fielen sechs Prozent durch (2015: ebenfalls sechs Prozent), nach den Kompensationsprüfungen dann zwei Prozent (2015: drei Prozent).
Bei den BHS waren die Klausuren in Englisch ein bisschen schlechter als an den AHS (13 Prozent durchgefallen), in Deutsch war das Ergebnis bei beiden Schultypen fast gleich.
Jungs und Mädchen
Unterschiede gab es wie im Vorjahr sowohl zwischen den Geschlechtern als auch zwischen den einzelnen Schultypen. An den AHS schnitten Burschen bei den Klausuren in Mathematik deutlich besser als die Mädchen ab, in Englisch leicht besser und in Deutsch deutlich schlechter. Nach den Kompensationsprüfungen waren die Unterschiede etwas geringer. An den BHS lieferten die Burschen in Mathe und Englisch klar bessere Ergebnisse, in Deutsch gab es kaum Geschlechterunterschiede.
Insgesamt mehr als 90 Prozent bestanden
Nach den mündlichen Prüfungen sieht eigentlich eh alles nach eitel Wonne aus: In Mathematik haben insgesamt (AHS und BHS zusammen) 93,8 Prozent der MaturantInnen bestanden, in Englisch 96,7 Prozent und in Deutsch 99 Prozent. Das ist im internationalen Vergleich sehr gut, meinte Johann Dorninger, Sektionschef im Bildungsministerium, denn international kommen bei solchen Prüfungen rund 90 Prozent der Antretenden durch.
Die Kompensationsprüfungen – also die Zusatzfächer bei der mündlichen Matura – sind Teil des zweistufigen Systems, so Bildungsministerin Hammerschmid bei einer Pressekonferenz gestern. Allerdings gibt es hier einig Unterschiede in den Bundesländern: mancherorts konnten sich über 80% der SchülerInnen ihre Fünfer noch ausbessern, anderswo nur die Hälfte.
Lernen für das System?
Kritik kommt von SchülerInnen und Elternvertretungen. Sie fordern, dass die Matura in Zukunft teilzentralisiert wird. Also nur Grundlagen zentralisiert abgefragt werden und der Rest der Aufgaben wieder von den KlassenlehrerInnen selbst erstellt wird.
Auch der Bildungsexperte Stefan Hopmann sagte heute im Ö1-Morgenjournal: „Das Wichtigste wäre, zu einer teilzentralen Lösung zu gehen, wo Vorleistungen eine Rolle spielen, wo die Grundkompetenzen ein Rolle spielen, aber auch an den tatsächlichen Unterricht an den einzelnen Schulen angepasster Teil eine Rolle spielt.“ Den sonst stelle sich ein „teaching for the test“ ein - dass also nur mehr auf den einen so zentral wichtigen Test hin gelehrt würde.
APA/HANS KLAUS TECHT
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid hat eine Teilzentralisierung gestern in der ZIB2 im Gespräch mit Armin Wolf allerdings bereits abgelehnt.
Frag die Bildungsministerin!
Sonja Hammerschmid kommt ins FM4 Studio. Wir werden sie zu den Ergebnissen der Zentralmatura befragen, aber auch zur Schule der Zukunft, wie dort Integration funktionieren kann oder soll oder wie künftig die Rolle des/der LehrerIn aussehen könnte.
Möchtest auch du eine Frage an die Bildungsministerin stellen? Poste sie hier im Forum oder schick uns ein Email an fm4@orf.at!