Erstellt am: 27. 6. 2016 - 17:26 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-60, 27-06-16.
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16, da ist die Klick-Übersicht.
Die bisherigen Achtelfinale: Schweiz - Polen. dannWales - Nordirland und schließlich Kroatien gegen Portugal.
Tag 2 brachte den Sieg von Frankreich gegen Irland weiters Deutschland vs Slowakei und Ungarn - Beglien
Das war das Aus von Österreich in Runde 3. Das war der Rasierklingen-Tanz von Österreich gegen Portugal, so sieht es in der Nachlese aus. Das war Österreich vs Ungarn und das ist die Analyse dazu.
Das war Runde 3 in der Frankreich-Gruppe A, das in der England/Wales-Gruppe B, das in der Deutschland-Gruppe C in der Spanien-Gruppe D und der Belgien/Italien-Gruppe E.
Das war die zweite Runde mit Rumänien vs. Schweiz sowie Frankreich - Albanien weiters Russland gg. Slowakei und England - Wales sowie Ukraine - Nordirland und Deutschland vs. Polen. Dann war Schweden gegen Italien sowie Tschechien gegen Kroatien und Spanien vs. Türkei
Weitere Erstrunden-Spiele: Frankreich vs. Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs. Slowakei und England - Russland. So gingen Polen gegen Nordirland und Deutschland - Ukraine. Und das war Türkei - Kroatien und Spanien - Tschechien.
Und dann noch Irland vs. Schweden und Belgien - Italien plus dann noch Portugal - Island.
Offizielles gibt's auf uefa.com und das ist die Info-Site von sport.orf.at.
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Erstaunliches passiert bei dieser Euro. Spanien, die in den beiden ersten Spielen wie die künftigen Titelträger ausgesehen haben, kippen durch ihr aus der Hand gegebenes Match gegen Kroatien in die falsche Hälfte und müssen ausgerechnet gegen Italien ran, gegen die einzige Mannschaft, die sie strategisch kein Mittel hat; das war auch im März beim letzten Test schon so. Dass sich del Bosque danach nichts überlegt hat und ohne speziellen Matchplan in dieses Spiel ging, ist ein schlimmer Fehler. Dass seine Leader wie Fabregas oder Iniesta keinen Fuß auf den Boden bekommen haben, dass das spanische Spiel nie ins Rollen kam, das wäre mit einer speziellen Idee zu verhindern gewesen.
Italien kann man so nicht kommen. Italien hat nicht nur den perfekten Defensiv-Plan, sondern kann Teams, die sich auf genau das einstellen, auch mit dem Gegenteil überraschen: einer spielerisch außergewöhnlichen Leistung, einem Offensiv-Spektakel, einem an sich gerissenen Match. Italien wird es auch Deutschland unendlich schwer machen weiter zu kommen.
Beide, Spanien und Italien werden sich im Herbst schon wieder sehen, in der WM-Quali-Gruppe für 2018. Auf ein Neues!
APA/AFP/PIERRE-PHILIPPE MARCOU
Spanien bleibt im Autopilot - zu wenig für Italiens Klasse
Eine halbe Stunde vor Schluss sehen die Italiener auch so aus, als könnten sie auf destruktives Mauern zurückgreifen, wenn sie wollten. Zwanzig Minuten vor Schluss bringt Del Bosque sein Baby, 9 Lucas Vasquez für Morata. Lucas geht auf den rechten Flügel, Silva ist jetzt links. Die Qualität der spanischen Versuche wird dadurch nicht wirklich besser.
16 Minuten vor Ende riskiert Conte einen Ausschluss, um sein Team noch einmal zu putschen. Iniesat hat erstmals ein paar Szenen, auch wenn der Aufbau der Spanier weiter extrem fahrig ist und man sich mit Schüssen behelfen muss, wo die Passes nicht klappen.
Italien steht defensiv weiter in einem 5-3-2, statt mit 5-5-0 zu mauern, gibt also die offensiven Optionen nicht auf. Zehn Minuten vor dem Ende bringt Del Bosque 11 Pedro als Mittelstürmer für 20 Aduriz, der zur Halbzeit kam, absurde Höchststrafe; Conte bringt 20 Insigne statt 17 Eder, auch ein reiner Stürmertausch, und dann (84.) auch 4 Darmian für 8 Florenzi, auch ein Positionswechsel für die rechte Seite.
Das, was Spanien zeigt, ist immer noch maximal der Autopilot, Fabregas und Iniesta sind nicht einmal ansatzweise im Spiel, der Aufbau krankt im Ansatz. Das wird nix mehr, jetzt ist es zu spät, Italien hält sich sicher und klar. Und hat genug Muße für ein Quasi-Konter-Tor durch Pelle in Minute 91.
APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ
Spaniens Notprogramm in Halbzeit 2 zwickt Italien
Nach der Pause kommt 20 Aduriz für Nolito; und damit stellt Del Bosque tatsächlich auf die Angriffs-Formation um, die schon im März nichts gebracht hatte - Morata geht auf die linke Seite, Aduriz bleibt im Zentrum, alles im System.
Auf den italienischen Flanken wird wieder individuell arbeitsgeteilt: Es sind De Ciglio und Parolo, die die defensiven Halbräume im Auge haben, und es sind Florenzi und Giaccherini, die Freibriefe für die Offensive haben. Das ist strategisch wieder so wie in Match 2. In Minute 54 ersetzt 10 Thiago Motta den Positionskollegen De Rossi.
Spanien findet sich mühsam, und zwar über ein bisserl Härte und über Standard-Situationen, ins Spiel hinein. Und fängt sich fast das zweite Tor durch einen Eder-Konter ein (55.). Jetzt ist es ein offener Abtausch, in dem auch Spanien mit einfachen Aktionen mittut - denn es sind simple Dinge, die man macht, einfache Passes und Läufe, simple Flanken. Eine Art Notprogramm, das man fahren muss, wenn das Kombinationsspiel gar nicht klappt.
Italien hat die Härte angenommen, und auch das ist nicht gut für das spanische Kombinationsspiel, das einfach nicht und nicht beginnt; die schnellen italienischen Attacken sind weiterhin deutlich gefährlicher als die spanischen Halbszenen und Viertelchancen.
Und wieder ein verblüfftes Halbzeit-Fazit
Italien hält sich wieder nicht an die Vorhersagen. Da wo alle eine Defensiv-Schlacht gegen die spielerisch überlegenen Spanier erwartet hatten, knüpft Conte an einem Testpiel an, in dem er mit fast schon dieser (damals neu zusammengewürfelten) Mannschaft in fast schon diesem System Spanien durchaus an die Wand gespielt hat. Spanien wiederum findet auch bei der Wiederholung kein Mittel, überhaupt ins Match einzutreten.
Das überbietet die italienische Vorstellung gegen Belgien und auch die Portugals gegen Kroatien: zur festgefügten Defensive, die den Spielaufbau schlicht verhindert, kommt schwarmartiges Ausströmen mit originellen Offensiv-Varianten. Italien hat also das Spiel zur Gänze in seinen Händen, dominiert es defensiv und offensiv, hat mehr Ballbesitz und auch gerne Überzahl in der gefährlichen Zone.
APA/AFP/PIERRE-PHILIPPE MARCOU
Die verkehrte Welt von Halbzeit 1 ist nur die Wiederholung eines März-Testspiels der beiden Teams
Trainer Conte hat sein sensationelles Pärchen auf der linken Seite Florenzi-Giaccherini zerrissen. 8 Florenzi muss Candreva rechts ersetzten, Rechtsverteidiger 2 Di Sciglio spielt stattdessen links, was eigentlich auch 22 El Shaarwy gut könnte. Das nimmt dem italienischen Spiel ein bissl was von seiner bisher gezeigten Raffinesse. Florenzi und Di Sciglio werden in der Defensive auch in die Fünfer-Kette einrücken, Parolo und Giaccherini bleiben nominell auf den Achter-Positionen in den Halbräumen und werden immer wieder Box-to-Box gehen und Angriffe ankurbeln.
Spanien spielt wie erwartet (mit vier Kreativen und Morata vor Busquets) - dieses Team hat kein strategisches Geheimnis, ihm reichte bislang spielerische Klasse.
Unerwarteterweise übernehmen es zu Beginn die Azzurri das Spiel aufzubauen und vorzutragen. Spanien kommt entweder nicht dazu, oder hat beschlossen sich nicht zu interessieren und ihrerseits zu kontern; was nicht gelingt. Es ist ein bissl verkehrte Welt, die erste Viertelstunde über: gut herauskombinierte Angriffe und Chancen entstehen, weil nur Italien wirklich spielt. Spanien kommt einfach nicht in seinen Aufbau-Modus, kriegt wegen den hohen Pressings der Gegner kaum eine Kombination über die Mittellinie. Morata ist bei seinen Juve-Kollegen in der blauen Abwehr so gut bekannt, dass er unsichtbar wird.
Das Führungstor ist nur folgerichtig: Chiellini staubt einen Eder-Freistoß, den De Gea nicht festhalten kann, nach einer Giaccherini-Störung ab (33.)
Der ARD-Kommentator erinnert mich an ein fast vergessenes Testpiel der beiden Teams im März, das ich unter "strange" in meinem Notizblock drinhabe. Damals spielten beide Teams eine Rohversion dessen, was sie heute auf den Platz stellen. Spanien war schon im 4-1-4-1, hatte damals Morata am Nolito-Platz links außen und Arduriz im Zentrum, rechts war noch Mata tätig, der gar nicht mehr im Kader ist. Italien war mit einer Vorstufe des heutigen Systems da, schon mit fast identische, Team (Chiellini und Barzagli fehlten verletzt, Motta war statt de Rossi im Zentrum, aber die prägenden Spieler wie Florenzi, Parolo und Giaccherini und auch die beiden Stürmer waren schon da. Und Italien war im damaligen 1:1 die bessere, durchaus dominantere Mannschaft; mit denselben Mitteln wie heute. Ich hatte dieses Match (raiuno war einmal nicht verschlüsselt an diesem Spielabend) vergessen; aber diese heutige Wiederholung hier holt es wieder hervor.
Und es stellen sich einige Fragen: kann es sich Vicente Del Bosque leisten, diese damalige Warnung ebenfalls vergessen zu haben? Warum hat Spanien keine Lehren aus dieser schwachen Vorstellung gezogen? Es war doch wohl klar, dass Italien da dran anknüpfen würde. Wo ist die Idee, die Spanien wenigstens so etwas wie eine Spieleröffnung ermöglicht?
Zwei Würdigungen und eine Träne vor dem Spiel:
Das ist nicht deshalb das vorweggenommene Endspiel, weil es das von 2012 ist: das war damals ein einseitiges, eher nicht finalwürdiges Match.
Es ist deshalb ein eigentliches Endspiel, weil a) beide Teams die Kapazitäten dafür haben, taktisch, technisch, personell. Und weil b) Spanien im Normalzustand sich seine Gruppe geholt und dann die obere Hälfte mit einem Durchmarsch dominiert hätte. Und weil c) Italien diesmal das (vor allem taktische) Potential hat, die großen Favoriten zu kitzeln und sich gegen sie alle durchzusetzen.
Mit dem spanischen Blackout gegen Kroatien wurde aus dem Finale das Achtelfinale; damit heißt es jetzt umzugehen - und es trifft beide hart.
Italien hätte eigentlich Kroatien bekommen sollen; und sich auf die schon gut eingestellt. Letztlich hat Portugal dass, was Antonio Conte da auf seinem Matchplan-Zettel hatte, gecopypasted und eingespielt: nichts zulassen und die kreativ angedachten und schnell herausgespielten wenigen Chancen nützen.
Spaniens Matchplan ist gegen jeden Gegner derselbe: mit dem unglaublich kreativen, pass-sicheren, aber gleichzeitig kampfkräftigen Mittelfeld so viel Druck ausüben, bis sich eine Lücke ergibt.
Beides kann zum Sieg führen; gegen jeden Gegner. Beide Spielanlagen sind finalwürdig. Ich presse mir gerade eine Träne ab, weil eines dieser beiden grandiosen Teams heute seinen Abschied nimmt. Und es ist, sorry Österreich, die tatsächlich erste Mannschaft, um die's einem wirklich leid tun muss.
APA/AFP/MARTIN BUREAU
Italien spielt in blau mit 1 Buffon (K); 15 Barzagli, 19 Bonucci, 3 Chiellini; 8 Florenzi, 18 Parolo, 16 De Rossi, 23 Giaccherini, 2 De Sciglio; 9 Pellè, 17 Éder.
Das ist wieder das komplexe 3-5-2, mit De Sciglio statt des verletzten 6 Candreva.
Auf der Bank bleiben 4 Darmian und 22 El Shaarwy, weiters 10 Motta und 7 Zaza.
Spanien spielt heute in weiß weiterhin mit 13 De Gea; 16 Juanfran, 3 Piqué, 15 Sergio Ramos (K), 18 Jordi Alba; 5 Sergio Busquets; 21 David Silva, 10 Cesc Fábregas, 6 Andrés Iniesta, 22 Nolito; 7 Morata.
Das ist das bisherige, auch als 4-3-3 lesbare 4-1-4-1, auch mit dem bisher durchaus erfolgreichen Personal, eine hochoffensive Angelegenheit, weil auch die beiden Außenverteidiger mitgehen und es oft zu Situationen kommen wird, in denen sich bis auf Pique-Ramos-Busquets alle Feldspieler offensiv anbieten werden.
Taktische Brillanz gegen spielerische Finesse, Italien gegen Spanien. Schade, dass einer gehen muss.
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Italia (Antonio Conte): 1 Gianluigi Buffon (Juventus), 12 Salvatore Sirigu (Paris St.Germain/FRA), 13 Federico Marchetti (Lazio); 15 Andrea Barzagli. 19 Leonardo Bonucci, 3 Giorgio Chiellini (Juventus), 4 Matteo Darmian (Manchester United/ENG), 2 Mattia De Sciglio (Milan), 5 Angelo Ogbonna (West Ham/ ENG); 6 Antonio Candreva, 18 Marco Parolo (Lazio), 16 Daniele De Rossi, 8 Alessandro Florenzi, 22 Stephan El Shaarwy (Roma), 10 Tiago Motta (Paris St.Germain/FRA), 14 Stefano Sturaro (Juventus), 21 Federico Bernadeschi (Fiorentina), 23 Emanuele Giaccherini (Bologna); 7 Simone Zaza (Juventus), 9 Graziano Pellè (Southampton/ENG), 11 Ciro Immobile (Torino), 17 Éder Citadin Martins = Éder (Internazionale), 20 Lorenzo Insigne (Napoli)
Spanien (Vincente Del Bosque): 1 Iker Casillas (FC Porto/POR), 13 David de Gea (Manchester United/ENG), 23 Sergio Rico (Sevilla); 15 Sergio Ramos (Real Madrid), 3 Gerard Piqué, 4 Marc Bartra, 18 Jordi Alba (Barcelona), 2 Cesar Azpilicueta (Chelsea/ENG), 16 Juanfran (Atlético Madrid), 12 Hector Bellerin (Arsenal/ ENG), 5 Sergio Busquets, 6 Andrés Iniesta (Barcelona), 17 Mikel San José (Athletic Bilbao), 14 Thiago Alcântara (Bayern München/D), 19 Bruno Soriano (Villarreal), 8 Koke (Atlético Madrid), 21 David Silva (Manchester City/ENG), 10 Cesc Fábregas, 11 Pedro Rodríguez (Chelsea/ ENG); 20 Aritz Aduriz (Athletic Bilbao), 22 Nolito (Celta Vigo), 7 Álvaro Morata (Juventus/ITA), 9 Lucas Vázquez (Real Madrid).