Erstellt am: 24. 6. 2016 - 16:08 Uhr
"On Rusty Trails"
Es gibt wenige Spiele, die so einprägsam sind wie "Super Mario" und Co. Fast jede und jeder von uns ist schon das eine oder andere Mal durch bunte virtuelle Welten gelaufen und gesprungen. Die Gattung des sogenannten Jump'n'Runs oder "Platformer", wie es auf Englisch heißt, ist dementsprechend ausgereizt. Über 30 Jahre nach dem ersten "Super Mario" stellt sich die Frage, was man denn da noch rausholen kann ohne abzustinken. Pfeif' drauf, hat sich das deutsche Games-Studio Black Pants gedacht und jetzt trotzdem ihr ganz persönliches Jump'n'Run vorgelegt. "On Rusty Trails" heißt das, und es geht dort recht rostig zu.
Elvis lebt!
Es rostet, weil alles aus Metall ist - die Umgebung und auch wir selbst. In "On Rusty Trails" schlüpfen wir in die Rolle von Elvis, eine rote, ebenfalls schon etwas rostige Pyramide mit Armen und Beinen. Unser Haus wurde von einem Blitz getroffen, und jetzt müssen wir den langen Weg aus dem Armenviertel, in dem wir wohnen, zur Versicherungsanstalt antreten, die natürlich in den schicken - und vermutlich weniger rostigen - Gegenden der Metallstadt angesiedelt ist.
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Schon die ersten Schritte mit Elvis sind wunderbar flüssig. Wir laufen und springen, aber der Clou dabei ist, dass wir - Magnetismus sei Dank - auf jedem Metall kleben bleiben. Wo eine übliche Games-Figur runterfallen würde, wenn sie oder er über einen Abgrund hinausgeht, läuft Elvis einfach vertikal und später kopfüber um die Plattform herum. Dementsprechend verlaufen die 2D-Levels nicht nur von links nach rechts, sondern auch nach oben und unten - weil wir ja alle Wände hoch- und hinablaufen können.
Black Pants Studio
Irgendwann stößt Elvis auf Wasser, und das bekommt ihm gar nicht gut. Aber er findet bald darauf einen haarigen Schutzmantel, der ihn vorm Wasser schützt. Problem nur: Damit sind wir nicht mehr magnetisch und können darüber hinaus gar nicht mehr auf den roten Metallplattformen stehen. Mit dem Anzug kann Elvis nur auf blauen Plattformen stehen. Also heißt es ab sofort: Anziehen, ausziehen, anziehen und wieder ausziehen - je nachdem, ob wir beim nächsten Sprung auf rotem oder blauen Boden landen müssen.
Es ist das Farbwechselprinzip, das immer wieder mal in Games auftaucht, etwa im Shoot'em up "Ikaruga" (2001) oder dem Jump'n'Run "Outland" (2011). Spielerisch also nichts Neues, könnte man meinen, allerdings: Durch das Magnet-Feature und die Tatsache, dass sich "On Rusty Trails" mehr wie "Super Meat Boy" spielt - also schnell, dynamisch und so, dass man gleich wieder auf der digitalen Matte steht, wenn man virtuell stirbt -, bietet das Gameplay eine so bislang nicht gesehene Mischung.
Black Pants Studio
"On Rusty Trails" ist für Windows, Mac und Linux auf Steam erschienen und kostet bis 4. Juli nur 11 Euro - ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.
"On Rusty Trails" ist ein beschwingtes Jump'n'Run, das entspannt beginnt, später aber in einer positiven Weise herausfordernd wird. Manchmal muss man sich vorher erst einmal überlegen, wie man richtig springen und Farbe wechseln muss, bevor man sich an die Umsetzung machen kann. Bemerkenswert ist auch die Präsentation des Spiels. Black Pants Studio ist bekannt für einen großartigen Comic-Grafikstil und "On Rusty Trails" fügt sich in diese Tradition nahtlos ein. Der Soundtrack ist genauso herausragend.
Was die Länge des Spiels betrifft: Man ist zwar nach ein paar Stunden mit dem Spiel durch, doch dann gehen die Highscore-Jagden erst so richtig los. Nur, wer schnell ist, Abkürzungen nimmt und immer alle Speichersteine einsammelt, wird als König des Rostes in die Annalen eingehen.