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Rainer Sigl

Spiel, Kultur, Pop im Assoziationsblaster.

27. 6. 2016 - 14:34

Kampfroboter im Puppenhaus

Im taktischen Actionspiel "Brigador" steuern wir einen zerbrechlichen Kampfkoloss.

Stellar Jockeys

Klein wie Ameisen flüchten die feindlichen Soldaten. Auch Panzer und Geländewagen fliegen wie lächerliches Kinderspielzeug durch die Luft, wenn ich mit meinen stählernen Füßen aufstampfe. Rundherum erleuchten Explosionen und Raketen die Nacht. Bäume werden ebenso zerschossen wie ganze Industrieanlagen. Im Zentrum des Feuerwerks: mein haushoher Kampfroboter, der wie Godzilla eine Spur der Verwüstung zieht.

Im Indie-Spiel "Brigador" sitzen wir im Cockpit eines solchen Stahlmonsters und legen die niedliche Puppenwelt rund um uns in Schutt und Asche.

Mech-Krieger unterwegs

Was nach brutalem Machtrausch klingt, sieht aber eigentlich ganz niedlich aus. Aus der isometrischen Perspektive von schräg oben kommt uns auch der mächtigste Kampfroboter relativ klein vor, und auch die wildeste Zerstörungsorgie hat etwas vom Blick auf eine Modelleisenbahnstadt. Das ist kein Zufall, denn die Vorlage für die Welt von "Brigador" ist ein altbekannter taktischer Brettspielklassiker. "Battletech" heißt das Kultspiel, von dem man sich die riesigen Roboterschlachten für ein tactical vehicle action game ausgeborgt hat.

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In "Brigador" zählen Geschwindigkeit und Reflexe ebenso viel wie kluges und taktisches Vorgehen, denn unzerstörbar sind auch die schwersten Kolosse nicht. Im Gegenteil ist es sogar eine ziemliche Herausforderung, die letztlich doch recht zerbrechlichen Mechs am Leben zu erhalten: "Brigador" ist sowohl in seiner Kampagne als auch im Freelance-Modus knallhart und verzeiht keine Fehler. Die Science-Fiction-Story um Söldner in einem dystopischen Bürgerkriegsland wird zwar nur in Missionsbriefings erzählt, bietet aber einen angemessen lakonischen Rahmen.

Stellar Jockeys

Hybrid mit überraschendem Tiefgang

"Brigador" sieht aus wie ein rasanter Spielhallen-Shooter, bietet aber erstaunlichen Tiefgang und Simulationsanteil - vor allem Panzer und Mechs steuern sich deshalb anfangs stark gewöhnungsbedürftig. Neben einer Vielzahl von turmhohen Robotern können wir auch futuristische Panzer oder Schwebefahrzeuge freispielen und lenken, und das spielt sich jedesmal ein wenig anders. Taktik ist dabei aber immer Trumpf: Wer sich blind in den Kampf gegen die meist kleineren, aber aggressiven Gegner stürzt, zieht dabei schnell den Kürzeren. Defensive Werkzeuge wie Nebelgranaten oder kurzzeitige Tarnung sind ebenso wichtig wie die Wahl der richtigen Bewaffnung.

In vielerlei Hinsicht erinnert "Brigador" dabei nicht nur atmosphärisch an den spielerisch unterschiedlichen großen Cyberpunk-Klassiker "Syndicate" und seine letztjährige Hommage "Satellite Reign".

"Brigador" ist für Windows und Mac erschienen.

Wer sich vom eher spartanischen Tutorial, nüchternen Menüs und anfangs verwirrender Handhabung nicht abschrecken lässt, findet in "Brigador" einen fordernden Shooter, der überraschend viel Taktik verlangt. Die absolut gelungene Optik und ein hinreißender Achtzigerjahre-Synthesizer-Soundtrack machen es aber trotzdem zum Sommer-Geheimtipp für ehrgeizige Roboterkrieger und -kriegerinnen.