Erstellt am: 20. 6. 2016 - 16:32 Uhr
Urlaub auf der Fluchtstation
Man kann ihn fast schon schmecken, so nah und real ist er schon, der bevorstehende Sommerurlaub. Manche fahren auf Festivals, andere nutzen aus, dass die Stadt endlich leer ist und urlauben auf Balkonien und wieder andere brauchen Strand, Meer und Sonnenbrand.
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Wer so dauerpleite ist, wie ich, der mag zwar an den Strand, aber Destinationen wie die Seychellen, Bali oder Hawaii fallen gleich mal aus Cashgründen aus. Das ist kein Problem, weil wir hier in Europa ja eh haufenweise Inseln und Strände haben, die sich mit dem Billigflieger schnell erreichen lassen. So Inseln wie Chios, Kos, Lesbos oder Lampedusa...
Moment. Würde das jemand überhaupt machen? Den Urlaub auf einer wunderschönen Insel verbringen, die mittlerweile fast täglich in den Nachrichten mit einer humanitären Krise in Verbindung gebracht wird?
CC BY 2.0 Ann Wuyts via flickr
Anscheinend nicht. Die griechischen Inseln in der östlichen Ägäis mussten diesen Sommer einen Buchungsrückgang von teilweise bis zu 90 Prozent verkraften. Wobei ich gar nicht glaube, dass sich die meisten gegen den Urlaub auf der hellenischen Insel entscheiden wegen Ängsten, die reißerische Titelblattseiten gerne schüren. Sondern eher, weil man Angst vor dem Awkward Faktor des Ganzen hat. Sich sonnen, während daneben geflüchtete Familien mit all ihrem Hab und Gut vor einem Lager zelten, verbreitet eher kein Urlaubsfeeling.
Aber das muss gar nicht sein. Man kann beispielsweise auf Kos Entspannen und Gutes tun ein bisschen kombinieren. Auf der Insel betreiben Freiwillige den Verein Kos Solidarity der Spenden entgegennimmt und bei dem man vor oder nach dem Moped-Ausflug nachfragen kann, ob man mal kurz aushelfen könnte.
CC BY 2.0 Ann Wuyts via flickr
NDR-Beitrag über Flüchtlinge und TouristInnen auf Kos.
Wer sich - verständlicherweise - einfach nur psychisch und physisch vom Arbeitsstress erholen möchte, könnte das aber trotzdem auf einer der Inseln tun, die zu Fluchtstationen geworden sind. Denn wirtschaftlich hilft das den Inseln, deren Haupteinamequelle sehr oft der Tourismus ist. Man sollte sich nur bewusst sein, dass dort auch Menschen ankommen, die auf der Flucht ihr Leben riskiert haben und zumeist ihr ganzes Hab und Gut zurückgelassen haben und dass diese Realität nicht so einfach auszublenden ist. Auch wenn sich in den letzten Monaten die Fluchtrouten geändert haben und viel weniger Menschen ankommen. Aber die Flüchtlingskrise in Europa, die sollten nicht die BewohnerInnen der Mittelmeerinseln ausbaden müssen.