Erstellt am: 16. 6. 2016 - 13:53 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-37, 16-06-16.
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16.
Die zweite Runde brachte bisher Rumänien vs Schweiz sowie Frankreich - Albanien und auch schon Russland gg Slowakei.
Das war Österreich gegen Ungarn, das ist die Analyse dazu, das dann noch Portugal - Island.
Die Klick-Übersicht übers Turnier.
Die weiteren Erstrunden-Spiele: Frankreich vs Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs Slowakei und England - Russland. So gingen Polen gegen Nordirland und Deutschland - Ukraine. Und das war Türkei - Kroatien und Spanien - Tschechien
Und dann noch Irland vs Schweden und Belgien - Italien.
Nutzvoll Offizielles gibt's auf uefo.com. Hier schreibt der ÖFB, da Previews und Analysen bei abseits.at und das ist die Info-Site von sport.orf.at.
#ENGWAL #emjournal16 #fußballjournal16
Ein ganz seltsames Spiel: schon kräftig, schon mit Verve, schon mit forcierten Angriffen. Aber dann auch wieder eigenartig wurschtig. Zuerst schien es England egal, dass sie von Wales strategisch limitiert wurden. Dann schien es Wales egal, dass sie England nach dem Ausgleich das gesamte Spiel überließen.
Zwei Mannschaften, die diese Euro nicht mit voller mentaler Kraft bestreiten, die ihre taktischen Optionen schleifen lassen? Ist das hier der Ligacup, den man halt so mitspielt, wo aber Schonung angesagt ist?
Letztlich hat mit England das Team gewonnen, das sich ein wenig weniger blöd angestellt hat. Und es glich den Punkteverlust gegen Russland aus.
Wales wiederum wollte sich nach dem Slowakei-Match, das sie durchaus verdient, aber knapp für sich entscheiden konnten, mit weniger Energie durchmogeln - und bekamen dafür die letztlich verdiente Rechnung.
Passt schon so.
Interessant jetzt die Ausgangsposition vorm dritten Match: England genügt gegen die Slowakei, die fix auf Sieg spielen muss, um nix zu verpassen, ein Remis. Nur ein Sieg bringt aber den Gruppensieg. Wales braucht gegen Russland einen Sieg für den fixen Platz 2. Und selbst Russland hat noch seinen Chancen.
Eine seltsam-fatalistische Schluss-Phase; mit finalem Knall
Coleman hat Wales mit dem 5-3-2 jetzt auf Remis-Halten eingetunt, seit dem Gegentor sind Momentum und Spielwitz verflogen. - es bleibt jetzt eine eher klassische Abwehrschlacht mit gelegentlichen Kontern. Bale und vor allem Ramsey sind abgetaucht.
Hodgson profitiert von der relativen Aufgabe des eigentlichen walisischen Matchplans und kommt also irgendwie davon. Man wird wohl übersehen, dass er dem Team keine eigenständige Idee mitgeben konnte. Das Remis wird wohl halten, vielleicht ist wegen des neuen Dampfs (drei frische Offensivleute) sogar noch mehr drin für sein Team.
Beide Mannschaften wirken wie die Russen: fatalistisch; was kommt, das kommt halt. Beide stellen keinerlei Nachdruck auf den Platz. Die Waliser, von Coleman auch absichtlich so hingestellt, geben sich seit dem Ausgleich mit allen zufrieden. Und bei England unternimmt weder Rooney noch Alli irgendeinen Versuch der Spiel- oder Selbstbestimmung. Auch auf den Rängen sind die englischen Fans im Gegensatz zu den Walisern eher schmähstad.
Und auch das dritte, das englische Siegestor wird nicht herausgespielt: Sturridge bekommt den selber in den Strafraum gespielten Ball in einem Haxen-Gewirr zufällig wieder zurück und nudelt ihn dann irgendwie ins kurze Eck (91.) Und wegen der walisischen Tatenlosigkeit seit Minute 56. ist das auch verdient.
England ändert nichts, es besinnt sich nur
Hodgsons rebootet sein Spiel, bringt 11 Vardy für 9 Kane und 15 Sturridge für 7 Sterling. Nein, doch nicht, er bringt nur neues Personal in sein nicht funktionierendes System. Oweia. Lallana spielt jetzt links, weil Sturrdige über rechts besser kommt, Vardy ist der neue Kane im Zentrum.
Und die ersten Minuten zeigen: Inhaltlich hat sich nichts geändert. Das neue Personal hat die alten Probleme; kein Wunder, wenn weder Coach noch Spiellenker (Rooney und Alli) an einer Veränderung arbeiten.
Das 1:1 ist jedenfalls nicht darauf zurückzuführen: Dazu bedarf es eines eigentlich meterweit im Offside stehenden Vardy, der zufällig einen Assist von Ashley Williams bekommt, weshalb sein Abstauber aus 2 Metern dann auch zählt. Absurdes Tor (56.) Trotzdem ist der Spielstand, von den Chancen her gesehen, okay.
Interessant jetzt die walisische Reaktion. Da ist nämlich erst einmal keine. Stattdessen lässt man weitere Tumulte vorm eigenen Tor zu. Und die Körpersprache der heute Grauen gefällt mir zunehmend weniger.
Also: England hat strukturell nix geändert, profitiert aber jetzt von der eigenen Verve, dem Rückfall des Gegners und schierem Nachdruck. Auch das ist eine alte englische Tugend, wenn man so will die positive Seite der angesprochenen strategischen Ignoranz. Britischer Fußball als Resultat des Willens.
Der Haken dabei: auch Wales spielt britischen Fußball, kann also jederzeit mitlizitieren. Nur weil sie die letzten Minuten tatenlos blieben... 14 Edwards wird (67.) den angeschlagenen 16 Ledley (den er auch schon im 1. Spiel vertreten hatte) ersetzen. Fünf Minuten später kommt 20 Jon Williams statt 9 Robson-Kanu, damit hat Coleman auf die Anfangs-Formation des ersten Matchs zurückgewechselt, also in ein 5-3-2, eine deutlich vorsichtiger Variante, mit Edwards als Sechser, Allen und Ramsey als Achter und Bale sowie dem Neuen in den Freiräumen davor.
Hodgson bringt Newcomer 22 Rushford für den guten 8 Lallana.(73.) und zieht damit seine bereits letzte Option.
Halbzeit-Fazit
Wales hat sein Ziel schon auf halbem Weg erreicht: England ist strategisch unter Kontrolle, Rooney-Alli aus dem Spiel genommen, die gegnerischen Angriffe über die Flügel umgeleitet. Selber hat man offensiv noch nix vorzuweisen, aber alle Optionen sind offen., die Möglichkeiten angerissen.. Und: Man führt. Wales muss ja nicht, das Unentschieden reicht einmal völlig.
England verfällt in alte Probleme: taktische Schwächen, kein nachvollziehbarer Matchplan. Man lässt sich dominieren, lässt es zu, dass der Gegner die Umleitungsschilder aufstellt und folgt ihnen auch noch brav. Das breite Mittelfeld agiert sehr unflexibel und heute - im Gegensatz zur ersten 1. Halbzeit - auch bar jeder kreativen Idee.
England ist übrigens mit einer Niederlage keineswegs bereits ausgeschieden, wie ich es bei den Deutschen höre. Mit 4 Punkten (also einem Sieg gegen die Slowakei) wäre immer noch Platz 2 in der Gruppe drin.
Ein seltsames Patt in einem seltsamen gut-schwachen Match
Die Formationen bestätigen die Erwartungen: England stellt sich offensiv gleich mit vier Mann hinter Kane auf. Wales hat Allen und Ledley vor der 5er-Abwehr, davor Ramsey und Bale, die auf den offensiven Halbpositionen auch gut rochieren, und davor wiederum Robson-Kanu. Das ist ein derart flexibel-intelligentes System...
England tut sich schwer die Lücken zu finden, einmal gelingt es Lallana, der auch Sterling findet, dem der Ball aber über den Fuß rinnt - sonst sind die Waliser 2-6 aber einen Schritt schneller. Offensiv übt sich Wales noch in Vorsicht, riskiert zunächst nur Einzelvorstöße von Ramsey und Bale und lange Bälle auf den Center Robson-Kanu.
Die englische Orientierungsphase läuft noch. Das 3-Löwen-Team kommt mit dem hohen Pressing noch allzu gut zurecht. Die einzigen Mittel sind schnelle Doppelpasses durch die engen Lücken der gegnerischen Abwehr; Lallana hat da heute ein Händchen dafür. Viel mehr ist aber nicht: Rooney und Alli werden von Allen/Ledley neutralisiert, kommen nicht zur Geltung.
So müssen Walker/Clyne versuchen ihre Außenverteidiger-Kollegen anzubohren und so über die Flügel Druck zu entfachen, was dann vor allem Lallana die Möglichkeit gibt nach innen zu ziehen. Wirklich gefährlich werden die Weißen aber nur über Standards (Smallings Kopfball nach Corner etwa).
Dass Rooney und Alli auch in Minute 37 noch immer freiwillig in Stups-Distanz zu Allen-Ledley stehen und nicht einmal den Versuch unternehmen sich zu entziehen, muss ich unter taktisch unbedarft verbuchen.
Wales macht aus keiner Chance ein Tor (42.): Freitsoß aus gefühlten 40 Metern, gut geschossen, Joe Hart kommt nicht ganz ran - 0:1.
Das ist vor dem Spiel los:
Die beiden Teams sind (weiterhin) die Favoriten für einen 1-2-Einlauf, aber England steht schon gehörig unter Druck - mit der Slowakei wartet noch ein unangenehmer Gegner; Wales kriegt es nach diesem Match, in dem ihnen ein Remis eigentlich genügt, nur noch mit den geistig bereits wieder zu Hause angekommenen Russen zu tun.
Ob Roy Hodgson sofort den Deschamps macht und nach einer schiefgegangenen Halbzeit sein System wieder ändert? Also wieder auf zwei klassische Sechser und nur einen Rooney-oder-Alli? Und wäre das sinnvoll oder nur feig?
Wales ist gefühlt auf einer sehr sicheren Seite, kann in jedem System antreten. Vor allem kennt Chris Coleman die Kontrahenten sehr sehr gut; wahrscheinlich sogar besser, als es andersrum der Fall ist.
Kann England noch so eine Top-Halbzeit auf den Platz stellen, vielleicht sogar zweimal so lang? Wird es gegen Wales, den stärksten Gruppen-Gegner, überhaupt anders klappen?
England spielt in Weiß mit 1 Hart; 2 Walker, 5 Cahill, 6 Smalling, 3 Rose; 17 Dier; 8 Lallana, 20 Alli, 10 (K) Rooney, 7 Sterling; 9 Kane. Also ein unverfroren forsches 4-1-4-1, mit Rooney in einer fordernden (und Aufopferungsbereitschaft benötigenden) Doppelrolle als Umschalter. (Als erste Optionen bleiben 11 Jamie Vardy, 4 Milner, 18 Wilshere, 14 Henderson)
Wird Wales wieder wechseln? Und zwar zurück auf das 5-2-2-1, das in der Schlussphase von Spiel 1 brilliert hat? Oder doch mit dem anfänglichen 5-3-2? Oder ist das egal, weil das Team Hodgsons Truppe in jedem Fall überlegen sein wird, strategisch und auch vom Spielwitz und partiell sogar von der individuellen Klasse her?
Wales kommt nicht in Rot, sondern auch grau-schwarz mit der der Bestbesetzung im besten System: 1 Hennessey: 2 Gunter, 5 Chester, 6 Ashley Williams (K), 4 Ben Davies, 3 Taylor; 7 Allen, 16 Ledley; 10 Ramsey, 11 Bale; 9 Robson-Kanu. Das ist das bahnbrechende 5-2-2-1! Tormann Hennessey kommt zurück, 21 Danny Ward, der ihn im 1. Match gut ersetzt hat, geht auf die Bank; dort sind 14 Edwards, 20 Jonathan Williams und 15 Richards die ersten Optionen.
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England (Roy Hodgson): 1 Joe Hart (Manchester City), 13 Fraser Forster (Southampton), 23 Tom Heaton (Burnley); 2 Kyle Walker, 3 Danny Rose (Tottenham Hotspur), 12 Nathaniel Clyne (Liverpool), 5 Gary Cahill (Chelsea), 6 Chris Smalling (Manchester United), 16 John Stones (Everton), 21 Ryan Bertrand (Southampton); 17 Eric Dier, 20 Dele Alli (Tottenham Hotspur), 14 Jordan Henderson, 4 James Milner, 8 Adam Lallana (Liverpool), 19 Ross Barkley (Everton), 7 Raheem Sterling (Manchester City), 18 Jack Wilshere (Arsenal); 11 Jamie Vardy (Leicester City), 9 Harry Kane (Tottenham Hotspur), 15 Daniel Sturridge (Liverpool), 10 Wayne Rooney, 22 Marcus Rashford (Manchester United).
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Wales (Chris Coleman): 1 Wayne Hennessey (Crystal Palace), 21 Danny Ward (Liverpool), 12 Owain Fon Williams (Inverness/SCO); 2 Chris Gunter (Reading), 4 Ben Davies (Tottenham), 5 James Chester (West Bromwich),3 Neil Taylor, 6 Ashley Williams (Swansea City), 15 Ashley "Jazz" Richards (Fulham), 19 James Collins (West Ham); 7 Joe Allen (Liverpool), 14 Dave Edwards (Wolverhampton), 22 David Vaughan (Nottingham Forest), 17 David Cotterill (Birmingham), 13 George Williams (Fulham), 8 Andy King (Leicester), 16 Joe Ledley, 20 Jonathan Williams (Crystal Palace), 10 Aaron Ramsey (Arsenal); 11 Gareth Bale (Real Madrid/SPA), 9 Hal Robson-Kanu (Reading), 18 Sam Vokes (Burnley), 23 Simon Church (Nottingham Forest).