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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

15. 6. 2016 - 21:03

The daily Blumenau. EM-Journal '16-36, 15-06-16.

Auch der zweite Auftritt Frankreichs bringt einen Sieg im Finale, nach einem packenden Match, gegen unglaubliche Albaner.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16.

Das war Österreich gegen Ungarn, das ist die Analyse dazu, das dann noch Portugal - Island.

Die Klick-Übersicht übers Turnier.

Die weiteren Erstrunden-Spiele: Frankreich vs Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs Slowakei und England - Russland. So gingen Polen gegen Nordirland und Deutschland - Ukraine. Und das war Türkei - Kroatien und Spanien - Tschechien
Und dann noch Irland vs Schweden und -Belgien - Italien.

Nutzvoll Offizielles gibt's auf uefo.com. Hier schreibt der ÖFB, da Previews und Analysen bei abseits.at und das ist die Info-Site von sport.orf.at.

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Frankreich (Didier Deschamps): 1 Hugo Lloris (Tottenham/ENG), 16 Steve Mandanda (Olympique Marseille), 23 Benoît Costil (Rennes); 19 Bacary Sagna, 13 Eliaquim Mangala (Manchester City/ENG), 2 Christophe Jallet, 22 Samuel Umtiti (Lyon), 21 Laurent Koscielny (Arsenal/ENG), 4 Adil Rami (Sevilla/SPA), 3 Patrice Évra (Juventus/ ITA), 17 Lucas Digne (Roma/ITA); 6 Yohan Cabaye (Crystal Palace/ ENG), 5 N'Golo Kanté (Leicester/ENG), 14 Blaise Matuidi (Paris Saint-Germain), 15 Paul Pogba (Juventus/ITA), 18 Moussa Sissoko (Newcastle/ENG), 12 Morgan Schneiderlin (Manchester United/ENG); 8 Dimitri Payet (West Ham/ENG), 20 Kingsley Coman (Bayern/DEU), 10 André-Pierre Gignac (Tigres/MEX), 9 Olivier Giroud (Arsenal/ENG), 7 Antoine Griezmann (Atlético Madrid/SPA), 11 Anthony Martial (Manchester United/ENG).

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Albanien (Giovanni De Biasi): 1 Etrit Berisha (Lazio Roma/ITA), 23 Alban Hoxha (Partizani Tirana), 12 Orges Shehi (Skënderbeu Korça); 4 Elseid Hysaj (Napoli/ITA), 5 Lorik Cana (Nantes/FRA), 18 Arlind Ajeti (Frosinone/ ITA), 15 Mërgim Mavraj (Köln/D), 6 Frédéric Veseli (Lugano/ SUI), 17 Naser Aliji (FC Basel/SUI), 7 Ansi Agolli (Qarabağ Ağdam/AZE); 14 Taulant Xhaka (Basel/SUI), 22 Amir Abrashi (Freiburg/D), 20 Ergys Kaçe (PAOK Thessaloniki/GRE), 2 Andi Lila (Giannina/GRE), 13 Burim Kukeli (FC Zürich/ SUI), 9 Ledian Memushaj (Delfino Pescara/ITA), 8 Migjen Basha (Como/ITA), 3 Ermir Lenjani (Nantes/ FRA), 21 Odise Roshi (HNK Rijeka/CRO); 16 Sokol Cikalleshi (Istanbul Başakşehir/TUR), 10 Armando Sadiku (FC Vaduz/LIE), 19 Bekim Balaj (HNK Rijeka/CRO), 11 Shkelzen Gashi (Colorado Rapids/US).

#FRAALB #emjournal16 #fußballjournal16

Das ist im übrigen das Albanien, das ich in meiner optimistischen Preview vorm geistigen Auge hatte, das Albanien, das mir im Test gegen Österreich so gut gefallen hat, das Albanien, das sich im ersten Match noch zu ängstlich, zu zögerlich angestellt hatte und deshalb die Euro-Chance schon so gut wie verspielt hatte. Jetzt ist nur noch ein dritter Platz drin; und selbst das wird schwer. Ich weiß jetzt schon, dass wir Achtelfinalisten sehen werden, die deutlich weniger geleistet haben werden als die Shqipëria. Mir tut das Herz weh.

Frankreich ist der Sieg dabei durchaus zu gönnen. Das war die vielleicht noch tollere von zwei großen Mannschaften. Und: wer Spiele nach großen Lauf und mit viel Geduld dann gleich zweimal im Finish entscheiden kann, der ist ein Großer. Da machen die scheinbar kleinen Namen der Gegner nichts, das ist eben nur der Schein.
Diese Mannschaft, mit diesem Personal, diesen Möglichkeiten und dieser Wucht, kann Meister werden. Die ich-würds-ihnen-gönnen-Liste sieht sie gerade in Führung.

Packendes Finish und wieder ein Last-Minute-Sieg

Von Minute zu Minute dreht sich die Spirale, es wird immer dichter und enger. Frankreich erhöht permanent das Tempo. Albanien will auch, bringt (71.) 21 Roshi für 2 Lila, also die offensive Variante für rechts außen, und dann (74.) auch noch 14 Taulent Xhaka für 13 Kukeli, das ist schon die Stellpriobe fürs dritte Match, für das Kukeli wegen zwei gelber Karten gesperrt ist. Und holt sich so wieder zurück, kommen wieder ins Angriffsdrittel.

77.: Überraschung, 7 Giroud muss gehen, obwohl er sich immer näher zum Torerfolg hin bewegt hat, es kommt 10 Gignac, ein Marseiller local hero. Und die Blauen wuchten weiter, spielen sich mit allem was sie haben in den albanischen Strafraum.

Der letzte Wechsel (85.): 6 Veseli für 18 Ajeti; Albanien bleibt im System, das 4-5-1 ist so flexibel spielbar, dass man da nie groß umsortieren muss.

Dass es dann wieder in letzter Sekunde (90.) ist, dass es der eingewechselte Griezmann ist, der einköpft, dass die Flanke von rechts vom Innenverteidiger Rami kommt, das ist alles unfaßbar. Armes Albanien. Der draufgesetzte Konter zum 2:0 durch Payet, whatever.

Ein Klassespiel verbessert sich in Halbzeit 2 noch

Und da ist er dann: 15 Paul Pogba ist für 11 Martial gekommen. Das bedeutet: Deschamps rückt auf 4-3-3 zurück; Payet geht statt Martial auf die linke Flanke.
Nicht dass die Top-Chance von Coman nach wenigen Sekunden schon etwas mit der Umstellung zu tun hatte, aber es schubst natürlich etwas an. Und die nächsten Minuten bestätigen das: die Blauen brennen jetzt förmlich.

Weil sich der Gegner aber nicht abschütteln lässt, behält das Match seinen Thriller-Charakter: nach einem Tumult quetschen Sagna und Memushaj gemeinsam einen Ball an die Stange (52.) - fast im Gegenzug haut Pogba einen unglaublichen Giroud-Außenrist-Cross knapp drüber.

Nach einer Viertelstunde hat sich der erste französische Schwall wieder gelegt, Albanien spielt weiter im Rahmen seiner maximalen Möglichkeiten mit, hat 40% Anteil an allem, und zerreißt sich dafür.

Frankreich steigert sein Pressing, Pogba und Matuidi greifen weit in der gegnerischen Hälfte an, schieben sich eng hinter Giroud, geben dem albanischen Aufbau so zunmehmend keine Chance (67.) - Sekunden später kommt 7 Griezmann für 20 Coman auf den rechten Flügel. Und wieder nur Sekunden später setzt Giroud einen wieder tollen Kopfball an die Außenstange.

Halbzeit-Bilanz

Ich sag jetzt nicht "wer hätte das gedacht?", weil einige das ja genau so gedacht hatten. Dass nämlich die Albaner mit fliegenden Fahnen in dieses Match, in dem sie punkten müssen, gehen, voll des Mutes, den sie gegen die Schweiz noch nicht aufbringen konnten.
Ihnen fehlt hinten zwar der Kapitän (und Ajeti kann ihn in der Antreiber-Rolle nicht ersetzen) aber Memushaj, den ich schon letztens in einer zentralen Rolle erwartet hatte, bringt einiges. Ob es klug war Taulent Xhaka draußen zu lassen - ich hätte Abrashi geopfert, egal.

Die Flanken-Burlis auf französischer Seite haben sich bewährt, Griezman ist doch eher eine (vielleicht hängende) zentrale Spitze; Pogba hätte wohl mehr Akzente gesetzt als Matuidi/Kante.

Will Deschamps sein Ursprungskonzept - die Albaner rauslocken und sie dann in vollem Tempo zu überlaufen - noch umgesetzt sehen, dann muss er an den Stellschrauben drehen, es hat noch nicht gegriffen. Stattdessen entwickelten die über die Zeit ein Selbstbewusstsein, das sie zunehmend gefährlicher gen Lloris schickte.

Und wieder erwischt uns ein Spielverlauf jenseits unserer Annahmen

Verkehrte Welt: es sind, nach einer kurzen Anfangs-Phase, die Weißen, die Albaner, die den gepflegten Paß-ball spielen, gegen eine recht tiefstehende französische Mannschaft, die auch noch scharf angepresst wird. Aber hallo?

Deschamps Roßkur hat Pogba und Griezman das Leiberl gekostet, es bleibt Kante und Matuidi vorbehalten ein stabiles Zentrum zu bilden, vor ihnen hat Payet, der echte Star in Match 1, alle Freiheiten. Ins Spiel gebracht werden sollen Coman (der Bayern-Jungstar) rechts und Martial (der ManU-.Jungstar) links.
Und jetzt wird auch klar, warum sich die Franzosen gern so reindrängen lassen: es ist der mögliche Tempo-Gegenstoß, der die beiden Sprinter mit dem Ball am Fuß in den Strafraum rennen lässt und die Albaner so austricksen will. Schau an, da hat sich der Trainer des Großen an der Spielweise des Kleinen orientiert; zeugt von Größe.

Die Rollen sind also verteilt: der Favorit erweist dem Außenseiter seine Anerkennung, will ihn aber trotzdem überrennen. Der Außenseiter hat beschlossen mit fliegenden Fahnen anzutreten und, wenn nötig auch damit unterzugehen.

Es ist also angerichtet für einen echten Appetithappen; das Anfangstempo ist jedenfalls atemberaubend, die Pressings unglaublich hoch angelegt, die Atmosphäre eine Sensation.

Im übrigen: bleibt es bei einem Remis, dann haben vor dem letzten Spieltag alle vier Teams die Chance sich direkt und fix (also über Platz 2) ins Achtelfinale zu gehen.

Vor dem Spiel...

Das weite Antreten des Hausherren, und wieder ist ein Außenseiter der Gegner, und wieder ist heftiger Widerstand zu erwarten. Albanien wurde nach dem, 1. Spiel durchaus gelobt, auch weil man trotz Unterzahl die Schweiz in Bedrängnis brachte und nur unglücklich verlor. Ich habe allerdings zu viel Verzagtheit und zu frühes Aufgeben gesehen.

Didier Deschamps zieht drastische Konsequenzen aus dem ersten Spiel, all jene, die nicht entsprochen haben, werden umgehend ersetzt - vor allem im Offensivbereich hat man beim Titelanwärter genug Auswahl.

Frankreich verzichtet auf zwei im Vorfeld als Turnier-Stars ausgelobte Akteure, nämlich 7 Griezmann und 15 Pogba und spielt in blau mit 1 Lloris (K); 19 Sagna, 4 Rami, 21 Koscielny, 3 Évra; 5 Kanté, 14 Matuidi; 20 Coman, 8 Payet, 11 Martial; 9 Giroud und stellt damit von einem 4-3-3 eher auf ein 4-2-3-1 um, mit der Junior-Flügelzange Coman - Martial.

Albanien musste einiges ändern: Kapitän 5 Cana ist gesperrt, zudem ersetzt der vorsichtige Lila rechts den offensiveren, aber im ersten Spiel schwachen 21 Roshi; außerdem kommt Memushaj für den nicht fit wirkenden 14 Taulent Xhaka rein; vorne bleibt 16 Cikalleshi weiter auf der Bank - man spielt also in weiß mit 1 Etrit Berisha; 4 Hysaj, 18 Arlind Ajeti, 15 Mavraj, 7 Agolli; 2 Lila, 22 Abrashi, 13 Kukeli, 9 Memushaj, 3 Lenjani; 10 Sadiku. Kapitän ist in Abwesenheit von Cana nicht wie im 1. Spiel Hysaj, sondern Linksverteidiger Agolli.