Erstellt am: 12. 6. 2016 - 20:43 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-26, 12-06-16.
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16.
Das war Frankreich vs Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs Slowakei und England - Russland. Das war Türkei - Kroatien und so ging Polen gegen Nordirland.
Hier steht alles übers ÖFB-Team. Die Gegner in Gruppe F sind Island und Ungarn sowie Portugal.
Außerdem: die Gruppe A mit Frankreich, Albanien und Rumänien sowie der Schweiz. Gruppe B mit England, Wales, Russland und der Slowakei. Die Gruppe C mit Weltmeister Deutschland, Polen, der Ukraine und Nordirland. Und dann noch Gruppe D mit Titelverteidiger Spanien, Türkei und Kroatien und Tschechien sowie Gruppe E mit Belgien, Italien, Schweden und Irland.
Die Klick-Übersicht übers Turnier.
Alles über die Trikotfarben - wie vieles Nutzvolles und Offizielles auf uefo.com zu finden. Hier schreibt der ÖFB, da die Previews und Analysen bei abseits.at und das ist die Info-Site von sport.orf.at.
#GERUKR #fußballjournal16 #emjournal16
Jetzt ist wieder Zeit für die dämlich-Phrasen aus der Fußball-Welt...
Zum Beispiel: Wer so ein Gurkenspiel gewinnt, kann auch den Titel holen!
Oder: Nach so einem Sieg interessiert es doch niemanden mehr, wie er zustande gekommen ist, Mund abputzen und weiter!
Nun bin ich aber kein deutscher Behübschungs-Berichterstatter, sondern meinem Analyse-Ethos und meinem Bauchgefühl verpflichtet. Und das sagt mir: sehr seltsam. Nicht nur dass sich die Ukraine nach einer Phase, in der klar war, wie es gehen könnte, dann in eine 2. Halbzeit des fatalistischen Nichtstuns flüchtete, auf eine Art die richtige Welt verließ und wie im Gaming auf den lucky punch hoffend abwartet. Sondern auch dass Team Deutschland sich nicht einmal ansatzweise dazu aufraffen mochte, das überlegene Spiel der ersten 20 Minuten fortzusetzen und so schon für Gegner zu proben, die härtere Nüsse werden.
Beides ist objektiv nicht nachvollziehbar. Und psychologisch bedenklich.
Das DFB-Team kann sich wenigstens mit dem positiven Momentum, mit dem Schweini-Comeback und mit der Freude über den ersten Sieg mit 2 Toren Unterschied ein entsprechendes Helden-Narrativ in den Sack lügen. Die Ukraine kann gar nichts: Sie hat verloren, weil sie 45 Minuten lang gar nicht erst versucht hatte, etwas zu tun. Das war noch deutlich hinter dem russischen Ansatz. Da hatte man auch lange das Gefühl, hier wäre jemand gelähmt, ehe Slutsky sich noch zu einem Coaching-Trick hinreißen ließ. Selbst die Nordiren heute am späten Nachmittag: alles riskiert. Bei den Gelben hingegen: nichts. Nur die Hoffnung auf ein Wunder. Als hätte die Mannschaft darauf gewettet. Strange.
Es ist eine groteske 2. Halbzeit, eine aufgesetzt wirkende
Deutschland wirkt so "pomadig" (sorry für den Piefke-Ausdruck, aber hier passt er), als hätte es 40 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit. So, als wäre das Resultat abgesprochen und bestünde gar keine Notwendigkeit ein zweites Tor zu erzielen. In der 78. kommt 9 Schürrle für 11 Draxler - ändert das was. Immerhin verschießt der neue Linksaußen seinen ersten Ball nur knapp.
Was die Ukraine von der 0:1-Absprache hätte? Nicht soviel wie Österreich damals in Gijon, klar. Nein, es ist ja nicht so, es wirkt nur so... Sich drauf zu verlassen, dass man es den Russen gleichmacht allein, ist schon ein bissl wie Lotto spielen.
Die letzten Minuten sind voller Absurditäten, halben Eigentoren, wilden Ausritten auf Schüler-Niveau und dann bringen sie auch noch ein kleines Märchen: Der frisch eingewechselte 7 Schweinsteiger kriegt noch sein Tor. 2:0 in der 92. Minute und niemand wird mehr über die krauseste Halbzeit seit langem reden.
Das (Tor in der 92.) war genau das, worauf die Ukrainer spekuliert haben - ist natürlich (weil zu dreist) nicht aufgegangen.
Stehversuche, die vor allem für die Ukraine keinen Sinn ergeben
In Halbzeit 2 ist jetzt nichts von alledem zu bemerken, was Halbzeit 1 auszeichnete: Die Mannschaften leisten sich beidseitige Stehversuche, den Gegner rauslocken, indem man sich selber kaum bewegt. Lange wird das so nicht vorhalten.
Die Deutschen spielen ihre wenigen Konter nicht aus, und warten bei ihren wenigen Angriffen so lange auf das Loch für den richtigen Pass, dass die Ukrainer alles zustellen können. Die tun ihrerseits außerhalb von Standards auch sehr wenig.
Dass die DFB-Elf sich mit der Kontrolle von wenig zufriedengibt, ist angesichts ihrer Führung noch nachvollziehbar; dass die Ukrainer nicht an die Klasse der Schlussphase der 1. Halbzeit andocken wollen, ist angesichts des Rückstands aber unverständlich.
In Minute 66 ersetzt 11 Seleznyov Stürmer 8 Zozulya. Seleznyov ist ebenso wie Butko und Zinchenko bei einem russischen Verein tätig, alle drei befanden sich nicht im vorläufigen Kader, der offenbar nationalistische Gelüste befriedigen sollte, wurden dann aber nachberufen.
Ein reiner Positionstausch wird aber das aktuelle Dilemma nicht lösen. Auch 21 Zinchenko, der acht Minuten später 9 Kovalenko ersetzt, ist nur einen Dreh offensiver als sein Vorgänger, es ändert alles nix an Formation oder gar System.
Hinten stehen die sechs defensiven Ukrainer so dicht, dass für die Deutschen wenig entstehen kann. Und auch die vorderen vier sind brave Gegenpresser. Man wird also vielleicht kein weiteres Tor mehr bekommen, okay. Aber: Wie eines erzielen, wenn sich nach vorne nichts bewegt?
Halbzeit-Fazit
Das war die vielleicht interessanteste erste EM-Halbzeit bisher. Nicht nur weil ein Favorit nach einem Kick-Start einen kapitalen Rückfall erleidet. Und auch nicht nur, weil ein Team nach Rückstand den Schalter umlegt. Sondern vor allem, weil beide Teams ihre Strategie über denselben Knackpunkt angelegt haben: über die Flanken. Das ist extrem ungewöhnlich.
Zuerst doppeln die Deutschen ihre Kräfte auf den Flanken und kreisen den Gegner so von beiden Seiten ein. Danach verlieren sie den Zugriff. Dafür rebootet die Ukraine ihr Spiel, verstärkt ihrerseits die Flanken und erwischt Deutschland immer wieder in Unterzahl.
... dann der bemerkenswerte Rückfall
Nach 30 Minuten, nach Khediras vergebenem Ball allein vor Pyatov, entziehen sich die Deutschen selber die Spielhoheit. Sie lassen sich nicht nur in (den ohnehin als gefährlich antizipierten ukrainischen) Standards verunsichern, sondern lassen auch vermehrt Angriffe über die Flanken zu, wiewohl sie dort zuvor die absolute Hoheit hatten. Daraus, und weil die göttliche Flügelzange Yarmo-Kono auch noch gute Unterstützung von z.B. Shevchuk links enthält, ist es mit der Deutlichkeit der Führung plötzlich vorbei. Nach den Tumulten in den Minuten 37 (Boateng-.Rettung auf der Linie) und 39. (Offsidetor, auch wieder über links eingeleitet) ist es nur noch das reine Glück, das Deutschland rettet.
Zuerst die deutsche Dominanz samt Führung...
Die Ukraine steht defensiv in einem 4-4-2, wobei Kovalenko als vorderster Mittelfeldspieler gemeinsam mit Spitze Zozulya anpresst. Yarmo-Kono auf den Seiten müssen vergleichsweise tief spielen, offensiv legt sich das ukrainische System dann gar wie ein 4-2-4 an, das ist dann auch recht gefährlich und setzt Deutschland recht früh unter Druck (mit einer Top-Chance für Konoplyanka).
Deutschland wie zu erwarten, anfänglich mit Verlagerung auf die Flanken, selbst Khedira orientiert sich seitlich. Die Mitte bleibt fast unbeackert. Damit wird die Ukraine gut kontrolliert.
Die deutsche Führung (19, Kopftor von Hummels-Stand-In Mustafi, nach krosser Kroos-Flanke) ist zwar nicht darauf zurückzuführen, aber trotzdem nur konsequent.
Im übrigen ist dieses Spiel ein Muster für Österreich - Ungarn: Auch da wird ein Team hintendrin stehen und das andere muss geduldig 25 Passes hintereinander spielen, ehe sich was ergibt.
Die Ukraine sucht ihr Heil weiter in Standards und vereinzelten Gegenstößen - und gefährdet das Neuer-Tor dabei öfter, als man vermuten mochte. Ob das allein als widerständiges Konzept reicht, darf aber bezweifelt werden. Denn auch die Deutschen setzen jetzt auf schnelles Umschalten und Kontern und werden so sicher noch ein Tor machen.
Was vor dem Spiel geschah
Die Staatsgeheimnisse sind gelüftet: Neuer ist der neue Kapitän, Götze spielt vornedrin den falschen Neuner. Alles wie zuletzt im Test gegen Ungarn, bis auf den mittlerweile verletzen Rüdiger, der damals den noch verletzten Hummels ersetzte und jetzt von Mustafi ersetzt wird, ist das die Formation des Ungarn-Tests; wo auch Neuer das Team aufs Feld führte. Und weil Schweinsteiger, auch wenn er fit ist, nicht an Khedira-Kroos vorbeikommen würde (wer würde das schon?), bleibt er das auch.
Schön, wie einfach Öffentlichkeit und Medien zuletzt tagelang zu beschäftigen waren: mit diesen banalen Fragen, deren Auflösung eh offen da lag.
Denn der ukrainische Gegner ist da egal; nur ein erster kleiner Stolperstein auf dem Weg zum Titel. Wenn die Mannschaft von Fomenko dieses Underdog-Ding annimmt, dann ist genau das ihre Chance; dass sie zu wenig ernst genommen wird. Nicht dass von ihr wirklich viel erwartet wird - die Gruppenphase überstehen, darum geht's.
Die Aufstellungen
Deutschland spielt in Weiß-Schwarz mit 1 Neuer (K); 4 Höwedes, 17 Jerome Boateng, 2 Mustafi, 3 Hector; 6 Khedira; 18 Kroos; 13 Thomas Müller, 8 Özil, 11 Draxler; 19 Götze. also ohne Experimente im 4-2-3-1, ohne Dreier-Abwehr, aber ohne Gomez, sondern mit Götze in vorderster Front. Hummels fehlt verletzt, Schweinsteiger detto.
Ukraine spielt ganz in Gelb mit 12 Pyatov; 17 Fedetskiy, 3 Khacheridi, 20 Rakitskiy, 13 Shevchuk (K); 16 Sydorchuk, 6 Stepanenko; 7 Yarmolenko, 9 Kovalenko, 8 Zozulya, 10 Konoplyanka. Das ist bis auf vielleicht den alten Rotan in der Zentrale die erwartbare Best-Formation, alles in einem 4-3-3 mit der Super-Flügelzange Yarmolenko-Konoplyanka.
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Deutschland (Jogi Löw): 1 Manuel Neuer (Bayern München), 22 Marc-André ter Stegen (Barcelona/SPA), 12 Bernd Leno (Bayer Leverkusen), 17 Jérôme Boateng (Bayern München), 5 Mats Hummels (Borussia Dortmund), 4 Benedikt Höwedes (Schalke 04), 2 Shkodran Mustafi (Valencia/SPA), 14 Emre Can (Liverpool/ENG), 3 Jonas Hector (Köln), 16 Jonathan Tah (Leverkusen), 6 Sami Khedira (Juventus/ITA), 7 Bastian Schweinsteiger (Manchester United/ENG), 21 Joshua Kimmich (Bayern München), 15 Julian Weigl (Borussia Dortmund), 18 Toni Kroos (Real Madrid/SPA), 8 Mesut Özil (Arsenal/ENG), 11 Julian Draxler, 9 André Schürrle (VfL Wolfsburg), 20 Leroy Sané (Schalke 04), 10 Lukas Podolski (Galatasaray/TUR), 19 Mario Götze, Thomas Müller (Bayern München), 23 Mario Gomez (Beşiktaş/TUR).
Auf Abruf: Sebastian Rudy (Hoffenheim), Julian Brandt, Karim Bellarabi (Bayer Leverkusen)
Verletzt: Antonio Rüdiger (AS Roma/ITA), Marco Reus (Borussia Dortmund), Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund), Holger Badstuber (Bayern München).
Zurückgetreten: Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (Arsenal/ENG), Miroslav Klose (Lazio Rom/ITA)
Missed: Kevin Trapp (Paris Saint-Germain/FRA), Ron-Robert Zieler (Hannover 96); Marcel Schmelzer, Erik Durm, Matthias Ginter (Borussia Dortmund); Christoph Kramer, Lars Bender (Bayer Leverkusen), Patrick Hermann (Borussia Mönchengladbach), Kevin Volland (Hoffenheim), Max Kruse (VfL Wolfsburg) sowie René Adler (Hamburger SV), Sven Bender, Gonzalo Castro (Borussia Dortmund), Robert Huth (Leicester City/ENG), Heiko Westermann (Betis Sevilla/SPA), Philipp Wollscheid (Stoke/ENG), Max Meyer, Leon Goretzka (Schalke 04), Christian Träsch, Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg), Lewis Holtby, Aaron Hunt, Nicolai Müller (Hamburger SV), Marko Marin (Trabzonspor/TUR) und Stefan Kießling (Bayer Leverkusen).
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Ukraine (Mykhailo Fomenko): 12 Andriy Pyatov (Shakhtar Donetsk), 1 Denys Boyko (Beşiktaş/TUR), 23 Nikita Shevchenko (Zorya Luhansk); 17 Artem Fedetskiy (Dnipro Dnipropetrovsk), 3 Yevhen Khacheridi (Dynamo Kyiv), 5 Olexandr Kucher, 20 Yaroslav Rakitskiy, 13 Vyacheslav Shevchuk (Shakhtar Donetsk), 2 Bohdan Butko (Amkar Perm/RUS); 4 Anatoliy Tymoshchuk (Kairat Almaty/KAZ), 6 Taras Stepanenko, 9 Viktor Kovalenko (Shakhtar Donetsk), 16 Serhiy Sydorchuk, 19 Denys Garmash, 18 Serhiy Rybalka (Dynamo Kyiv), 14 Ruslan Rotan (Dnipro Dnipropetrovsk), 22 Oleksandr Karavayev (Zorya Luhansk); 10 Yevhen Konoplyanka (FC Sevilla/SPA), 7 Andriy Yarmolenko (Dynamo Kyiv), 15 Pylyp Budkivskiy (Zorya Luhansk), 8 Roman Zozulya (Dnipro Dnipropetrovsk), 11 Yevhen Seleznyov (Kuban Krasnodar/RUS), 21 Oleksandr Zinchenko (FK Ufa/RUS).
Abruf: Maksym Malyshev, Serhiy Sydorchuk, Oleh Gusev (Dynamo Kyiv), Yevhen Shakhov (Dnipro Dnipropetrovsk), Ivan Petriak (Zorya Luhansk), Artem Kravets (VfB Stuttgart/DEU->Dynamo Kyiv); Mykyta Kamenyuka (Zorya Luhansk), Artem Putivtsev (Termalica Nieciecza/POL), Vitaliy Buyalskiy (Dynamo Kyiv), Ivan Ordets (Shakhtar Donetsk), Artem Gordiyenko (Zorya Lugansk).
Missed: Andriy Pylyavsky (Rubin Kazan/RUS), Evgen Selin (Platanias Chania/GRE); Mykola Morozyuk (Dynamo Kyiv), Edmar Golovsky, Roman Bezus (Dnipro Dnipropetrovsk), Kyrylo Kovalchuk (Karsiyaka/TUR), Ruslan Malinovsky (KRC Genk/BEL), Oleksandr Gladky (Shakhtar Donetsk), Denys Oliynyk (Vitesse Arnhem/NED).