Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. EM-Journal '16-25, 12-06-16."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

12. 6. 2016 - 17:41

The daily Blumenau. EM-Journal '16-25, 12-06-16.

Mit Polen bringt sich der nächste selbsternannte Geheim-Favorit in Position; dank allzu lang allzu destruktiver Nordiren.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16.

Das war Frankreich vs Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs Slowakei und England - Russland. Das war Türkei - Kroatien.

Hier steht alles übers ÖFB-Team. Die Gegner in Gruppe F sind Island und Ungarn sowie Portugal.

Außerdem: die Gruppe A mit Frankreich, Albanien und Rumänien sowie der Schweiz. Gruppe B mit England, Wales, Russland und der Slowakei. Die Gruppe C mit Weltmeister Deutschland, Polen, der Ukraine und Nordirland. Und dann noch Gruppe D mit Titelverteidiger Spanien, Türkei und Kroatien und Tschechien sowie Gruppe E mit Belgien, Italien, Schweden und Irland.

Die Klick-Übersicht übers Turnier.

Alles über die Trikotfarben - wie vieles Nutzvolles und Offizielles auf uefo.com zu finden. Hier schreibt der ÖFB, da die Previews und Analysen bei abseits.at und das ist die Info-Site von sport.orf.at.

#POLNIR #fußballjournal16 #emjournal16

Und es wurde wieder ein knappes Resultat, noch keiner hat mehr als den Ein-Tor-Vorsprung geschafft,. Auch nicht Polen, trotz großer Überlegenheit. Was dieser trotzdem sehr klar erspielte Sieg wirklich wert ist, wird sich erst in den nächsten Spielen, bei weniger destruktiver Gegnerschaft weisen. Derweil einmal hat Polen sich selber als Option bestätigt. Und mit Linksaußen Kapustka die erste echte Personal-Überraschung gebracht. Den hatte echt niemand auf seiner Rechnung. Dass Milik den Siegtreffer erzielt hat ist kein Zufall - er ist der Angelpunkt des Teams. Deutschland ist gewarnt.

Michael O'Neills Nordiren drehten ihr gut durchdachtes, aber allzu defensives 5-4-1 erst dann auf konstruktiv (und das mit gleich mehreren Varianten) als es schon zu spät war; und sie nicht mehr für voll genommen wurden. Im Vergleich zum walisischen 5-2-2-1, das systemisch ähnlich klingt, aber eben ganz anders umgesetzt wird, fehlt es da an allen Ecken und Enden. Für das zweite Match gegen die Ukraine, für O'Neill schon das Entscheidungs-Match, wird er sich was einfallen lassen müssen.

2H: zuerst polnische Führung, dann nordirische Offensiv-Versuche

Die Halbzeit-Pause ist vorbei, 14 Dallas kommt für 17 McNair, wird das was ändern? Dallas übernnimmt die halbrechte Rolle im Mittelfeld, legt er sie etwas offensiver an? Nur partiell, es bleibt alles beim alten -. Davis stört neben Lafferty, dahinter eine Dreier-Abfangkette, ehe es gegen die Fünfer-Abwehr geht.

In Minute 51 wird dieser Plan aber zu Makulatur: Polen schafft endlich die Führung, es ist Milik, der einen Rückraum-Pass nach einem Flügelangriff (über Kuba) verwertet. Das spielt ihnen jetzt in die Karten, sie werden größere Räume vorfinden. Was aber macht Michael O'Neill? Auf Halten spielen macht keinen Sinn, oder?

Und plötzlich ist der Schalter umgelegt: Dallas und Norwood sind plötzlich Flügelangreifer, man probiert ein 5-1-3-1, vielleicht kommen demnächst auch einmal die Außenspieler der Fünferkette mit. Und dann kommt noch mehr Risiko: 11 Washington für 3 Ferguson, den linken Verteidiger. O'Neill löst also die Fünferkette auf und bringt eine zweite Spitze, nimmt also ein 4-4-2 mit einer Mittelfeld-Raute, also ein echt offensives System.

Das öffnet hinten sofort die Räume, vor allen an den Flanken stehen die Nordiren jetzt schlecht, bieten sich jetzt Kuba und Kapustka zum regelmäßigen überlaufen an.

Flügel 19 Jamie Ward kommt (76) für den Sechser, 6 Baird, das ist der letzte nordirische Versuch sich in die polnische Überlegenheit hineinzuarbeiten. Davis geht in die Zentrale, Ward ist die dritte Spitze in einem 4-3-3, wow! Vor allem weil sich das Dreier-Mittelfeld wieder völlig neu orientiert: Davis rechts, Norwood zentral und Dallas (zuvor rechts) jetzt links - das zeugt von erheblicher Spielintelligenz aller Beteiligten.

Damit lebt und bebt das nordirische Spiel; und womöglich hätten sie damit auch von Anfang an Chancen gehabt - jetzt ist Polen zu sicher, wiegt sich im Tanz der Überlegenheit, spielt das Match (noch mit drei Einwechslungen - Jodłowiec, Grosicki und Peszko kommen für 5, 16 und 21) locker über die Zeit.

1H: Gnadenlose Überlegenheit, die zu wenig fruchtet

So, bei den Nordiren ist alles ganz andeers als angekündigt: Coach Michael O'Neill hat auf seine B-Variante zurückgegriffen, auf eine 5er-Abwehr; noch dazu mit dauereingreifendem Sechser. Dafür ist Kapitän Davies neben Lafferty vorne als erster Anpresser ohne sonstige Defensivarbeit. Alles zusammen ist das dann ein 5-3-1-1.

Polen drückt sofort an, Nordirland wirft alles dagegen, hegt aber keinerlei eigenen Gestaltungswunsch. Longpasses, ein wenig Flügelspiel, das ist es derweil einmal. Es geht aber wohl auch darum die erste Angriffswelle einmal heil zu überstehen.

Polen setzt auf seine körperlich starke Abwehr, zwei eröffnungsfähige Sechser, die noch dazu mit Milik eine kreative Annahme-Station haben und ihre Flügel-Doppel, zum einen die (Ex-)Dortmunder Achse mit Piszczek und Kuba und auf der anderen Seite mit Jędrzejczyk und Jungstar Kapustka. Robert Lewandowski würde dann im Zentrum warten. Von seinem Kollegen Lafferty hat man schon mehr gesehen, was Strafraum-Aktionen betrifft.

Ab Minute 15 sind dann sowohl Anfangs-Nervosität als auch Anfangs-Elan vorbei und ein durchaus ansehnliches Spiel, das nicht viel vom Leben will, hat Platz gegriffen. Erst die Hunderprozentige von Milik in Minute 31 verspricht dann endlich mehr.
Mittlerweile haben die Nordiren Davis ein wenig zurückgezogen, jetzt agiert er als vorderster Teil einer Mittelfeld-Raute in einem 5-4-1. Davis hat dadurch mehr Anbindung ans Spiel und beschäftigt so die Achse Krychowiak-Mączyński.

Polen schafft es nur ganz selten seine Überlegenheit auszuspielen, im Strafraum für Tumult zu sorgen und gute Abschluß-Positionen zu erzielen (in der 38., einmal mit Kapustka-Versuch).

Das Halbzeit-Fazit spar' ich mir. Polen muss mehr Druck entwickeln, nicht nur über die gut abgesicherten Flügel, sondern auch übers Zentrum, mit vertikalen Zuspielen auf Milik ginge das. Nordirland wird seine Spielweise nicht ändern.

Im übrigen ist jetzt klar, warum der junge Bartosz Kapustka hier stammspielt: das ist eine echte Zukunftshoffnung.

Vor dem Spiel: Erwartungen und Grundformationen

Fällt euch was auf? 1) bislang gab es in jedem Match eine Überraschung, einige kleine, einige große, einige sportliche, einige negative. 2) sind alle Spiele knapp ausgegangen. Auch wenn es überlegener geführte Spiel gab, es war Nägelbeissen bis zum Abpfiff.

Was das mit Polens Auftritt gegen den Außenseiter Nordirland zu tun hat, dem Start in der Deutschland-Gruppe D (gut zu merken, was?)?
Viel.
Wird sich Polen als einer der in aller Öffentlichkeit als ganz geheim gehandelten Geheim-Co-Favoriten so profilieren können wie eben Kroatien.
Und: wird sich Nordirland an anderen Kleinen wie Wales und an anderen als chancenlos gehandelten wie Rumänien orientieren und richtig mitspielen? Die Nordiren werden nämlich im Vorfeld als der destruktivste aller Teilnehmer gehandelt.

Es wäre also eine Überraschung, wenn die eine und auch die andere Zuschreibung nicht eintreffen würde. Und ich mag Überraschungen.

Die Teams

Polen spielt in weiß-rot mit 1 Szczęsny; 20 Piszczek, 15 Glik, 2 Pazdan, 3 Jędrzejczyk; 16 Kuba Błaszczykowski, 10 Krychowiak, 5 Mączyński, 21 Kapustka; 7 Milik, 9 (K) Lewandowski also im gewohnten 4-4-1-1, mit Milik hinter Lewandowski.
Szczęsny hat sich gegen Fabiański durchgesetzt, Grosicki ist verletzt, Jodłowiec und Zieliński wurden eher in der Grundformation erwartet als der junge Kapustka.

Nordirland in grün-weiß mit 1 McGovern; 2 McLaughlin, 20 Cathcart, 4 McAuley, 5 Johnny Evans, 3 Ferguson; 17 McNair, 6 Baird, 16 Norwood; 8 (K) Steven Davis; 10 Lafferty das ist eine vorsichtige 5-4-1-Version, mit drei zentral-defensiven Mittelfeldspielern.

--------------

Polen (Adam Nawałka): 22 Łukasz Fabiański (Swansea/ENG), 1 Wojciech Szczęsny (Roma/ITA), 12 Artur Boruc (Bournemouth/ ENG); 20 Łukasz Piszczek (Borussia Dortmund/DEU), 4 Thiago Cionek (Palermo/ITA), 15 Kamil Glik (Torino/ITA), 2 Michał Pazdan, 3 Artur Jędrzejczyk (Legia Warszawa), 18 Bartosz Salamon (Cagliari/ITA), 14 Jakub Wawrzyniak (Lechia Gdańsk); 16 Jakub 'Kuba' Błaszczykowski (Fiorentina/ITA), 11 Kamil Grosicki (Rennes/FRA), 6 Tomasz Jodłowiec (Legia Warszawa), 21 Bartosz Kapustka (Cracovia), 10 Grzegorz Krychowiak (Sevilla/SPA), 8 Karol Linetty (Lech Poznań), 5 Krzysztof Mączyński (Wisła Kraków), 17 Sławomir Peszko (Lechia Gdańsk), 23 Filip Starzyński (Zagłębie Lubin), 19 Piotr Zieliński (Empoli/ITA), 7 Arkadiusz Milik (Ajax), 9 Robert Lewandowski (Bayern), 13 Mariusz Stępiński (Ruch Chorzów).

Abruf: Przemysław Tytoń (VfB Stuttgart/DEU); Paweł Dawidowicz (Benfica/POR), Maciej Rybus (Terek Grozny/RUS); Paweł Wszołek (Verona/Sampdoria/ITA); Artur Sobiech (Hannover/DEU).

Missed: Łukasz Szukała (Osmanlıspor/TUR), Paweł Olkowski (FC Köln/DEU), Marcin Komorowski (Terek Grozny/RUS) und Ex-Austrianer Sebastian Mila (Lechia Gdańsk)

-------------

Northern Ireland (Michael O'Neill): 12 Roy Carroll (Notts County), 1 Michael McGovern (Hamilton/SCO), 23 Alan McManus (St Johnstone/SCO); 20 Craig Cathcart (Watford), 5 Jonny Evans, 4 Gareth McAuley (West Bromwich), 15 Luke McCullough (Doncaster Rovers), 2 Conor McLaughlin (Fleetwood Town), 18 Aaron Hughes (Melbourne City/AUS), 22 Lee Hodson (Milton Keynes Dons), 6 Chris Baird (Derby County), 17 Paddy McNair (Manchester United), 8 Steven Davis (Southampton), 16 Oliver Norwood (Reading), 13 Corry Evans (Blackburn Rovers), 19 Jamie Ward (Nottingham Forest), 14 Stuart Dallas (Leeds), 7 Niall McGinn (Aberdeen/SCO), 3 Shane Ferguson (Millwall), 9 Will Grigg (Wigan), 10 Kyle Lafferty (Birmingham), 11 Conor Washington (Queens Park Rangers), 21 Josh Magennis (Kilmarnock/SCO)

Abruf: Daniel Lafferty (Burnley), Michael Smith (Peterborough), Ben Reeves (Milton Keynes), Billy McKay (Dundee United/SCO), Liam Boyce (Ross County/SCO).

Verletzt: Chris Brunt (West Bromwich Albion)