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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

12. 6. 2016 - 14:36

The daily Blumenau. EM-Journal '16-24, 12-06-16.

Das Brunnenmarkt-Derby sieht einen klaren Sieger: Der gute kroatische Matchplan hinterlässt die Türken verdutzt.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16.

Das war Frankreich vs Rumänien sowie Albanien - Schweiz und aus der der Gruppe B Wales vs Slowakei und England - Russland.

Hier steht alles übers ÖFB-Team. Die Gegner in Gruppe F sind Island und Ungarn sowie Portugal.

Außerdem: die Gruppe A mit Frankreich, Albanien und Rumänien sowie der Schweiz. Gruppe B mit England, Wales, Russland und der Slowakei. Die Gruppe C mit Weltmeister Deutschland, Polen, der Ukraine und Nordirland. Und dann noch Gruppe D mit Titelverteidiger Spanien, Türkei und Kroatien und Tschechien sowie Gruppe E mit Belgien, Italien, Schweden und Irland.

Die Klick-Übersicht übers Turnier.

Alles über die Trikotfarben - wie vieles Nutzvolles und Offizielles auf uefo.com zu finden. Hier schreibt der ÖFB, da die Previews und Analysen bei abseits.at und das ist die Info-Site von sport.orf.at.

#TURCRO #fußballjournal16 #emjournal16

Ich hab nichts dagegen eine Sache schönzureden, wenn die Substanz dazu da ist. Im Fall der türkischen Vorstellung heute bleibt es aber bei der Vorstellung von Qualität. Gegen Kontrahenten der Klasse Kroatiens, die nicht nur über individuelle Qualität, sondern den besseren Matchplan haben, sieht das türkische System ganz schlecht aus. Nicht weil es per se schlecht wäre. Schlecht dran ist nur, dass es keinen echten Plan B gibt, wenn man sich so wie gegen Kroatien überhaupt nicht aus der taktischen Umklammerung lösen kann.
Die Türkei hat sich (und auch das ist Teil der nationalen Politik Erdogans) zu früh, noch am Anfang einer Aufwärtsentwicklung, wieder zur Großmacht hochlabern lassen. Dort ist man noch weit nicht, die Grenzen waren heute zu offensichtlich.

Kroatien andererseits hat doppelt überzeugt. Zum einen alle bekannten Tugenden abgerufen, blutige Innenverteidiger, bananenflankende Außenverteidiger, Modric'sche und Rakitic'sche Weltklasse im Mittelfeld und wunderbare Angreifer (heute vor allem Perisic); zum anderen ein erstklassiges strategisches Konzept, ein exzellenter Matchplan. Man hat sich als klare Nummer 2 der Gruppe positioniert, man deutet an Größeres vorzuhaben.

Scheinbare, vom Gegner kontrollierte Augenhöhe bringt nix

Zu Beginn von Halbzeit 2 ersetzt 20 Volkan Şen, nein, nicht 16 Ozan, der sich offenbar die (schönen) Haare gerichtet hatte, ehe er sich gegen Modrics Torschuss stellte, sondern 14 Oğuzhan. Sen ist ein linker Flügel, das wird eine Umstellung ergeben: 10 Arda geht nach rechts, d.h. 6 Hakan statt Oguzhan aus dem Zentrum. Das ist die 1b-Variante, die auch von Anfang an hätte gespielt werden können, da hat Terim alle Optionen, Arda und Hakan sind vielseitig einsetzbar. Es bleibt beim 4-2-3-1, das Herr Mählich als 4-1-4-1 lesen will.

Inhaltlich hat sich nicht viel geändert: Kroatien macht Druck, die Türkei wankt. Und auch Corluka blutet schon wieder.

In Minute 65 kommt 17 Burak Yılmaz für 10 Arda Turan, den Kapitän. Warum das? Kapitän ist jetzt 7 Gökhan Gönül.
Und dann (70.) auch noch 21 Emre Mor, das Wunderkind, für 9 Cenk Tosun. Terims Final-Konzept ist ein 4-2-4, mit Sen und Hakan an den Flügeln und Ylmaz & Mor vornedrin.

Das alles bringt aber nur scheinbare Augenhöhe. Die Kroaten lassen ihre Gegner jetzt kommen und kontern sie aus und haben dabei (Perisic einmal mit Lattenkopfball, einmal allein vor Volkan) die deutlich besseren Chancen. Wenn ihnen Corluka nur nicht verblutet...
9 Kramaric ersetzt (87.) den angeschlagenen 4 Perisic.

Worte zur Halbzeit

Im Gegensatz zum anderen Team, das bislang eine Halbzeit total dominierte, nämlich England, vermochte Kroatien die Überlegenheit auch in Tore, besser: eines, umzusetzen.

Dass sich die Türkei nicht wie Rumänien, Albanien oder die Slowakei auf Augenhöhe und wirklich wehrhaft präsentieren konnte, sondern wie Russland als klar schwächeres Team über den Platz stapfte, kam - im Gegensatz zu Russland - unerwartet.
Nachdem sich Fatih Termin vielleicht nicht drauf verlassen sollte, dass sein Gegner so einbricht wie gestern England, sollte er dem kroatischen Matchplan etwas entgegenstellen.

Eine eindeutig kroatisch dominierte erste Halbzeit

Kroatien dominiert, überfallsartig.
Die Türken stellen sich hinten an, artig.
Dabei hätten sie die stimmliche Stadion-Hoheit.

Luca Modric orientiert sich deutlicher neben Badelj, als ich erwartet hätte, er gibt einen halbrechten Box-to-Box-Achter, Rakitic hingegen bleibt auf der Zehner-Position, und übernimmt gar keine Wühlarbeit, bis aufs Erste-Linie-Pressing gemeinsam mit Manduzik. Defensiv steht Kroatien also in einem 4-4-2 (wie so viele Mannschaften), offensiv sieht man fast ein 4-2-4.

Die Türken mühen sich damit ins Spiel zu finden. Ihre Außenverteidiger sind sofort unter Druck, Celcuk Inan und Ozan Tufan haben Probleme mit der Ordnung, sie werden allzu oft umlaufen, zu viel auf die Flanken gezogen. Das ist Absicht, der kroatische Matchplan, und der geht vorerst auf.

Rechts überläuft Srna oft Brozovic, der sich dann eher um Arda Turan kümmert, links bliebt Strinic brav hinten, dafür läuft Perisic die Linie entlang. Zudem sorgen Brozovic und Rakitic für seitliche Zuarbeit. Das genügt in der 1. Halbzeit, um die Türkei zu paralysieren.

Und: Die Blauen dominieren die Roten klar, zeigen die türkischen Grenzen auf, erden die (auch staatlich inszenierte) Selbstüberschätzung der Terim-Truppe.

Gegen Ende von Halbzeit 1 erspielen sich Celcuk und Ozan (auch mit einer Groß-Chance) ihre Anteile, schaffen es aber auch nicht ihr Team auf Augenhöhe zu bringen.
Und nach vielen Halbchancen verwertet Modric (41.) einen Abpraller aus 20 Meter volley (per Dropkick) zum 1.0.

Vor dem Spiel...

Bei den Buchmachern meines Misstrauens stehen die beiden Teams mittlerweile in der gleichen Reihe. Kroatien gilt als Geheim-Co-Favorit und die Türkei ist das berühmte dark horse, also das Team, das nur die Auskenner auf der Rechnung haben. Alles Bullshit.

Sowohl die Kroaten, die diesmal ganz Ex-Yugoslawien vertreten (Serbien, Bosnien, Slowenien, Montenegro, Mazedonien haben es ja nicht geschafft) als auch die Türken, die den Ägäis-Vorderasien-Raum vertreten (von Griechenland, Zypern, Israel, von Georgien, Azerbeidjan und Armenien gar nicht zu reden - alle draußen), haben gute Chancen aufs Achtelfinale, aber alles, was drüber hinausgeht. Bis dorthin ist aber noch ein weiter Weg.

Das Spiel gilt als Revanche für das Euro-Viertelfinale 2008, wo Kroatien im Elferschießen ausschied, da waren Corluka, Srna, Rakitic, Modric, bzw Gökhan Gönül, Arda Turan, Hakan Balta sowie Mehmet Topal schon dabei.

Spieldaten

Türkei spielt in Rot mit 1 Volkan Babacan; 7 Gökhan Gönül, 15 Mehmet Topal, 3 Hakan Balta, 18 Caner Erkin; 8 Selçuk İnan, 16 Ozan Tufan; 6 Hakan Çalhanoğlu, 14 Oğuzhan Özyakup, 10 (K) Arda Turan; 9 Cenk Tosun.
Das ist die Einser-Panier, in einem klaren 4-2-3-1, wobei die vier Offensiv-Kräfte sich viele Freiheiten nehmen dürfen.

Die Erfahrenen unter euch wissen es: Die Türken haben zumeist die Vornamen am Trikot stehen, werden aber von kulturell unbeleckten Kommentatoren gern beim (unsichtbaren) Nachnamen aufgerufen.

Kroatien spielt in blau-karierten Dressen mit 23 Subašić; (K) 11 Srna, 5 Ćorluka, 21 Vida, 3 Strinić; 10 Modrić, 19 Badelj; 7 Rakitić; 14 Brozović, 17 Mandžukić, 4 Perišić. Das zu erwartende 4-3-3, überraschenderweise mit Brozovic am rechten Flügel. Vor dem Sechser Badelj haben Modric und Rakitic alle Freiheiten nach vorne, werden aber auch alle Jobs nach hinten toll erledigen. Mateo Kovacic, Schildenfeld und Ante Covic, die drei Kroaten mit Österreich-Bezug bleiben auf der Bank. 22 Duje Cop ist noch gesperrt.

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Turkiye (Fatih Terim): 1 Volkan Babacan (İstanbul Başakşehir), 12 Onur Kıvrak (Trabzonspor), 23 Harun Tekin (Bursaspor); 7 Gökhan Gönül, 22 Şener Özbayraklı, 15 Mehmet Topal, 18 Caner Erkin (Fenerbahçe), 4 Ahmet Çalık (Gençlerbirliği), 2 Semih Kaya, 3 Hakan Balta (Galatasaray), 13 İsmail Köybaşı (Beşiktaş); 20 Volkan Şen, 16 Ozan Tufan (Fenerbahçe), 6 Hakan Çalhanoğu (Bayer Leverkusen/DEU), 8 Selçuk İnan (Galatasaray), 10 Arda Turan (Barcelona/SPA), 21 Emre Mor (Nordsjælland/DEN ->Borussia Dortmund/D), 5 Nuri Şahin (Borussia Dortmund/DEU), 11 Olcay Şahan, 14 Oğuzhan Özyakup; 9 Cenk Tosun (Beşiktaş), 17 Burak Yılmaz (Beijing Guoan/CHN), 19 Yunus Mallı (Mainz/DEU).

Abruf: Ali Şaşal Vural (Eskişehir); Çağlar Söyüncü (Altınordu Izmir), Serdar Aziz (Bursaspor); Gökhan Töre (Beşiktaş), Yasin Öztekin (Galatasaray), Mahmut Tekdemir (İstanbul Başakşehir), Alper Potuk (Fenerbahçe); Mevlüt Erdinç (Guingamp)

Missing: Tolga Zengin (Beşiktaş); Ersan Gülüm (Hebei Fortune/CHN), Ömer Toprak (Leverkusen/D), Emre Tasdemir (Bursaspor), Hamit Altintop, Olcan Adın, Bilal Kısa (Galatasaray), Emre Belözoglu (Başakşehir), Mehmet Ekici; Muhammet Demir (Trabzonspor), Umut Bulut (Galatasaray), Colin Kazim-Richards (Celtic Glasgow/SCO) und der in Feldkirch/Vorarlberg geborene Türk-Schweizer Kerim Frei (Beşiktaş).

Zurückgetreten: Volkan Demirel (Fenerbahçe), Sinan Bolat (FC Brügge/BEL); Sabri Sarioglu (Galatasaray), Halil Altintop (Augsburg/D), Gökdeniz Karadeniz (Rubin Kazan/RUS), Mehmet Topuz (Fenerbahçe)

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Hrvatska (Ante Čačić): 23 Danijel Subašić (AS Monaco/FRA), 12 Lovre Kalinić (Hajduk Split), 1 Ivan Vargić (HNK Rijeka); 5 Vedran Ćorluka (Lokomotiv Moskva/RUS), 11 Darijo Srna (Shakhtar Donetsk/UKR), 21 Domagoj Vida (Dynamo Kyiv/UKR), 2 Šime Vrsaljko (Sassuolo/ ITA), 13 Gordon Schildenfeld (Dinamo Zagreb), 3 Ivan Strinić (Napoli/ITA), 6 Tin Jedvaj (Leverkusen/DEU); 10 Luka Modrić, 8 Mateo Kovačić (Real Madrid/SPA), 7 Ivan Rakitić (Barcelona/SPA), 14 Marcelo Brozović, 4 Ivan Perišić (Internazionale Milano/ITA), 19 Milan Badelj (Fiorentina/ ITA), 15 Marko Rog, 18 Ante Coric (Dinamo Zagreb); 17 Mario Mandžukić (Juventus/ITA), 16 Nikola Kalinić (Fiorentina/ITA), 20 Marko Pjaca, 22 Duje Cop (Dinamo Zagreb), 9 Andrej Kramarić (Hoffenheim/D- Leicester/ENG).

Abruf: Dominik Livaković (NK Zagreb), Duje Ćaleta-Car (RB Salzburg/AUT), Alen Halilović (Barcelona/Gijon/ SPA), Domagoj Antolić (Dinamo Zagreb).

Missing: Dejan Lovren (Liverpool/ENG), Marin Leovac (PAOK Saloniki/GRE),Danijel Pranjić (Panathinaikos/ GRE), Ante Rebić (Hellas Verona/ITA), Jozo Šimunović (Celtic Glasgow/SCO), Ivan Močinić (HNK Rijeka), Mato Jajalo (Palermo/ITA) und Nikica Jelavić (Beijing Renhe/CHN).

Rücktritt: Ivica Olić (Hamburger SV/D)