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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

11. 6. 2016 - 17:43

The daily Blumenau. EM-Journal '16-22, 11-06-16.

Wenn selbst die geheimen Erwartungen übererfüllt werden: Bale besiegt Hamsik, aber sowohl Wales als auch die Slowakei spielen sich in Herzen und Taktik-Lehrbücher.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16. Hier steht alles übers ÖFB-Team

Das war Frankreich vs Rumänien sowie Albanien - Schweiz

Die Gegner in Gruppe F sind Island und Ungarn sowie Portugal.

Außerdem: die Gruppe A mit Frankreich, Albanien und Rumänien sowie der Schweiz. Gruppe B mit England, Wales, Russland und der Slowakei. Die Gruppe C mit Weltmeister Deutschland, Polen, der Ukraine und Nordirland. Und dann noch Gruppe D mit Titelverteidiger Spanien, Türkei und Kroatien und Tschechien sowie Gruppe E mit Belgien, Italien, Schweden und Irland.

Die Klick-Übersicht übers Turnier.

Alles über die Trikotfarben - wie vieles Nutzvolles und Offizielles auf uefo.com/uefaeuro zu finden. Hier schreibt der ÖFB, da die Previews und Analysen bei abseits.at und das ist die Info-Site von sport.orf.at.

#WALSVK #fußballjournal16 #emjournal16

Die zentrale Überraschung von Spiel 3 dieser Euro ist eigentlich keine: dass nämlich sowohl Sieger Wales als auch die unterlegene Slowakei spielerisch stark aufgetreten sind, ein lässig-fetziges Match geliefert haben und beide ihre Rollen als high potentials gefestigt haben. England und vor allem Russland müssen sich warm anziehen.

Wales konnte nicht mit seiner Bestformation und seinem Bestsystem beginnen, hat aber mit beidem aufgehört - was auch ein Teilaspekt des Sieges war. Wie Joe Allen, Aron Ramsey und Gareth Bale ihre Rollen interpretiert haben, das war absolute Weltklasse. Da war sich niemand für nichts zu schade, da wurden zeitgleich zwei bis drei wichtige Rollen ausgefüllt. Das ist strategisch meisterlich und personalpolitisch unerhört geschickt: Chris Colemans 5-2-2-1 gehört jetzt schon in die Taktik-Lehrbücher.
Auch weil die Fünfer-Abwehr defensiv ganz eng stehen kann, während sich die Außenspieler im Offensivfall als zusätzliche Flügelstürmer mit nach vorne schieben.

Die Slowaken wurde durch diese Meisterleistungen in ihrer Entfaltung gestört, konnten nie ihr druckvolles Flügelspiel aufziehen, hatten auch im Zentrum das Nachsehen, kamen aber auch ohne die overall richtigen taktischen Mittel doch noch zurück ins Match, weil sie jede gegnerische Schwächephase zu nutzen vermochten. Ich würde die Slowakei keinesfalls schon abschreiben.

Und,. nicht vergessen: wird Österreich Gruppen-Zweiter, dann wartet im Achtelfinale der zweite aus dieser Gruppe...

Und dann doch die Entscheidung für das aktivere Team...

Ich würde sagen: beide Teams spielen jetzt auf Sieg. Die Slowaken mit dem Momentum des Ausgleichs, Wales mit dem Push der endlich möglichen Bestversion. Die geht, weil Robson-Kanu und Ledley nicht topfit waren, halt nur 20 Minuten lang.

Und sicher ist es auch Glück, wenn Ledley den Ball auf Ramsey spielt, der ihn danach zu Robson-Kanu stolpert, worauf der in Minute 81) das 2:1 macht. Noch ein Trainerhändchen-Treffer. Aber: es hat schon seine Logik, Wales war über den längeren Zeitraum die dominierendere Mannschaft.

Kozak bringt danach noch 10 Stoch für 7 Weiss für den linken Flügel. Das 4-1-4-1 bleibt, wiewohl Hamsik-Superstar sich gerne so tief neben Kucka fallen lässt, dass man fast weiter von einem 4-2-3-1 sprechen könnte. Und, schau, in der 85. hat Hamsik sein Vorbereitungsbein dabei bei Nemec' Stangenkopfball.

Der andere Superstar, Gareth Bale, zeigt seine Weltklasse in einem Konterlauf, dessen Krönung Ramseys Gewurstel verspielt. Weshalb er dann auch durch 15 Jazz Richards, den Alleskönner ersetzt wird (88.)

Nach dem Ausgleich stellt Wales auf seine Ideal-Formation um

Nachdem eine Viertelstunde lang wenig passiert ist, was den Duft der Veränderung in sich trägt, wechselt Kozák einen neuen Stürmer 11 Nemec (für 21 Duris) ein und den von mir erwarteten 8 Duda für 13 Hrošovský, also eine offensiven für den zweiten Sechser neben Kuco.

Dass sich das quasi sofort mit dem Ausgleich niederschlägt ist natürlich Glück. Und auch dass es gerade Duda ist, der nach einem guten Vorstoß von Mak, den Ball am 16er bekommt und ihn flach ins kurze Eck schiebt. Kein Glück, sondern Logik ist es, die die Slowaken dann gleich nachsetzen lässt: jetzt und vielleicht nur jetzt, ist Wales verwundbar.

Duda spielt jetzt übrigens halbrechts in einem neuen 4-1-4-1, neben Hamsik im Zentrum, vor nur noch einem Sechser.

Nach dem erfolgreichen Doppelwechsel will jetzt auch Coleman nachziehen: zuerst bringt er 16 Ledley (viel Bart) für 14 Edwards, danach soll 9 Robson-Kanu (wohl für 20 Jon Willams) kommen, das verzögert sich aber ein wenig (71.) - und damit ist bis auf den Torbüter die walisische Idealformation auf dem Feld: 2 Gunter, 5 Chester, 6 Ashley. Williams, 4 Davies, 3 Taylor; 7 Allen; 16 Ledley;10 Ramsey, 11 Bale und vorne 9 Robson-Kanu, das vielgerühmte 5-2-2-1 also. Mit Allen-Ledley vor der 5er-Abwehr, Ramsey halbrechts, Bale halblinks und Robson-Kanu als Center.

Halbzeit-Bemerkungen...

Ein guter Start für beide EM-Endrundenneulinge. Noch dazu trotz teilweise wirklich zu hochgesteckter Erwartungen. Sowohl Team Hamsik als auch Team Bale melden Anwartschaft auf einen Achtelfinal-Slot an - beide Teams müssen erst einmal geschlagen werden.

Wales tut sich nicht nur dank des erzielten Tores, sondern auch wegen der hochkreativen Organisation ihres Spiels (engstehende Fünfer-Abwehr, effizientes, ja überragendes Mittelfeld und schnell vorstoßende Angreifer) hervor, hat zurecht die Kontrolle übernommen.

Die Slowaken sind ob des Rückstands ein wenig zu konsterniert, finden gar nicht in ihr druckvolles Flügelspiel (das hat Chris Colemans Matchplan einfach gestutzt), können aber auch ihr an sich ebenso druckvolles Mittelfeld nicht als Macht einsetzen, sondern nur dagegenhalten. Es könnte Kopfsache werden, ob sie den Schalter noch umlegen können.

Schnelle Höhepunkte und die kontrollierte Ruhephase danach

Da will ein Match die Erwartungen erfüllen: dass nämlich das Tempo gleich sehr hoch ist, Spannung entsteht und dass die Stars ihre Duftnote hinterlassen. Und nach drei Minuten zieht Hamsik durch und nur Davies' Einsatz auf der Linie verhindert die slowakische Führung. Und dann macht Gareth Bale mit einem wahren Bananen-Freistoß die Führung, einfach so.

Wales hat wegen der Ausfälle auf ein 5-3-2 umgestellt, mit Bale vorne links und Jon Williams auf der rechten Seite - gleich zwei falsche Neuner sind das.
Dahinter teilen sich Edwards, Allen (der mit den fliegenden Haaren) und Ramsey (Blondie) die Räume so auf, wie ich es schon lange nimmer gesehen habe: jeder der drei macht alles, und zwar in einem Affentempo und der permanenten Gewissheit, dass die anderen beiden alles antizipieren, Eindrucksvoll.

Nach der Führung orientiert sich Ramsey noch einmal weiter nach vor, Wales spielt dann eher mit einem 5-2-3, mit Ramsey als dritten Anpresser an vorderster Front. Wenn die Waliser verteidigen, ordnet sich Ramsey aber weiterhin weiter hinten ein, er geht auch manchmal auf die Sechs zurück um aufzubauen, tolles Spiel von ihm.

Die Slowakei wie erwartet in einem gut organisierten 4-2-3-1, das angesichts der Fünfer-Abwehr des Gegners aber noch nicht seine Flügel-Wirksamkeit entfalten kann. Und weil im Zentrum eben die Waliser die Chefs sind, bleibt der Slowakei nur eine Nebenrolle.

Nach der tempo- und aufregungsreichen Anfangs-Phase stabilisiert sich das Match auf gutem, aber nicht mehr so geschwindigkeitsreichem Niveau. Mit Wales als Controller.

Vorbemerkungen...

Das ist das erste und vielleicht auch einzige Spiel des ersten Wochenendes, in das ich ohne jede Erwartung gehe.

Beide Teams werden - und das ist angesichts ihres eigentlich Zwergen-Status bemerkenswert - hoch gewettet: die Gazetta dello Sport sieht die Slowakei auf Platz 9, Gareth Bale ist sowieso jedermanns Posterboy und von Wales erwartet man auch viel, schließlich sind die in der Quali-Gruppe für die nächste WM unter den Topgesetzten gewesen (und Österreichs Gegner!).

Passieren kann alles.
Wales wird sich wohl in einem aufwendig inszenierten 5-3-2 präsentieren - diesmal ohne Stoßstürmer Robson-Kanu, die Slowaken mit einem klassischen 4-2-3-1, wie sie es zuletzt gegen Deutschland gezeigt haben.

Wales: 21 Danny Ward; 2 Gunter, 5 Chester, 6 Ashley. Williams (K), 4 Ben Davies, 3 Taylor; 14 Edwards, 7 Allen; 20 Jonathan Williams, 10 Ramsey, 11 Bale. in blau und im Zeichen des Drachens.

Es fehlen Keeper Hennessey (der hat sich beim Aufwärmen verletzt), Joe Ledley und Robson-Kanu (beide bleiben angeschlagen auf der Bank), die sonst erste Wahl wären. Weshalb auch das geplante 5-2-2-1 nicht zum Tragen kommt.

Slowakei: 23 Kozáčik, 2 Pekarik, 3 (K) Škrtel, 4 Ďurica, 18 Svento; 19 Kucka aka Kuco, 13 Hrošovský; 20 Mak, 18 Hamšík, 7 Weiss; 21 Ďuriš in rot-weiß.

Dusan Svento ersetzt Hubocan und verteidigt links, Mak spielt statt Duda rechts offensiv.

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Wales (Chris Coleman): 1 Wayne Hennessey (Crystal Palace), 21 Danny Ward (Liverpool), 12 Owain Fon Williams (Inverness/SCO); 4 Ben Davies (Tottenham), 3 Neil Taylor, 6 Ashley Williams (Swansea City), 2 Chris Gunter (Reading), 5 James Chester (West Bromwich), 15 Ashley "Jazz" Richards (Fulham), 19 James Collins (West Ham); 10 Aaron Ramsey (Arsenal), 16 Joe Ledley, 20 Jonathan Williams (Crystal Palace), 22 David Vaughan (Nottingham Forest), 7 Joe Allen (Liverpool), 17 David Cotterill (Birmingham), 13 George Williams (Fulham), 8 Andy King (Leicester), 14 Dave Edwards (Wolverhampton); 11 Gareth Bale (Real Madrid/SPA), 9 Hal Robson-Kanu (Reading), 18 Sam Vokes (Burnley), 23 Simon Church (Nottingham Forest).

Auf Abruf: Paul Dummett (Newcastle), Adam Henley (Blackburn), Adam Matthews (Sunderland); Emyr Huws (Wigan), Tom Bradshaw (Walsall), Tom Lawrence (Leicester), Wes Burns (Walsall).

Slovakia (Ján Kozák): 23 Matúš Kozáčik (Viktoria Plzeň/TCH), 1 Ján Mucha (Slovan Bratislava), 12 Ján Novota (Rapid Wien/AUT); 2 Peter Pekarík (Hertha Berlin/D), 4 Ján Ďurica (Lokomotiv Moskva/RUS), Kapitän 3 Martin Škrtel (Liverpool/ ENG), 15 Tomáš Hubočan (Dinamo Moskva/RUS), 5 Norbert Gyömber (AS Roma/ITA), 16 Kornel Saláta (Slovan Bratislava), 14 Milan Škriniar (Sampdoria/ITA), 18 Dušan Švento (FC Köln/D); 8 Ondrej Duda (Legia Warsaw/POL), 17 Marek Hamšík (SSC Napoli/ITA), 13 Patrik Hrošovský (Viktoria Plzeň/TCH), 19 Juraj Kucka (AC Milan/ITA), 20 Róbert Mak (PAOK Saloniki/GRE), 22 Viktor Pečovský (Žilina), 6 Ján Greguš (Jablonec/ TCH), 10 Miroslav Stoch (Bursaspor/TUR), 9 Stanislav Šesták (Ferencvárosi TC/UNG), 7 Vladimír Weiss (Al-Gharafa/KAT); 21 Michal Ďuriš (Viktoria Plzeň/TCH), 11 Adam Nemec (Willem II/NED).

Vermisst: Martin Dúbravka (Esbjerg/DEN); Lukáš Tesák (FC Kairat/KAZ), Filip Kiss (Haugesund/NOR), Erik Sabo (PAOK Saloniki/ GRE), Martin Jakubko (Ružomberok), Filip Hološko (FC Sydney/AUS), Róbert Vittek (Slovan Bratislava); Patrik Mráz (Piast Gliwice/POL), Peter Čögley (Bohemians Praha/TCH), Matúš Bero (Trenčín), Marek Sapara (Ružomberok), Karim Guédé (SC Freiburg/D), Adam Zreľák (Slovan Bratislava), Marek Bakoš (Viktoria Plzeň/TCH), Jakub Sylvestr (Paderborn/ DEU).