Erstellt am: 25. 6. 2016 - 14:23 Uhr
"Some sort of Country music, probably. But for people our age."
David Kasnic
Die Smith Westerns haben sich aufgelöst. Aus der Asche der grungigen Chicagoer Glamrockband erhebt sich nach Phönix Cullen Omori (ehemaliger Sänger) nun auch Max Kakacek, ehemals Gitarrist. Nicht ganz so fancy und ein bisschen mehr im Careless-Mode, und das ist gut so. Er und Julien Ehrlich sind die zwei zentralen Mitglieder der neuen Band Whitney, die dem Namen nach einem Alter Ego der beiden geschuldet ist. Whitney ist ein alter, trauriger Mann. „Aber immerhin ist er nicht immer traurig“, so Max.
Nicht viel älter, aber ein bisschen weiser
Max Kakacek hat also schon einige Banderfahrungen gesammelt. Er erzählt, dass die ganze Band eigentlich schon seit ihren späteren Teenie-Jahren in irgendeiner Art und Weise im Musikzirkus involviert war. Ein ironisches Zucken kräuselt seinen Mund bei diesen Worten. Er merkt, das könnte falsch verstanden werden.
It’s not that I think we’re the only ones involved in music industry for the last years. I just think that we really – the both of us – experienced really high highs and really low lows. This made the album a much more personal matter to us. We actually wrote it for our friends, for ourselves.
Julien hakt ein. Er hat schon beim Unknown Mortal Orchestra getrommelt, das tut er nun auch bei Whitney, singt gleichzeitig. Falsett und Drums, beides in der Mitte der Bühne.
I just moved in at Max‘ flat for one day. The Smith Westerns broke up mutually, and both of us were working on different projects, mainly solo-stuff. One night we just got together, figuring out, that we could put some of those together. It was quickly quite clear to us. We gotta screw the shit we did before and start together something new.
David Kasnic
Spar dir die Samthandschuhe
Gute Freunde, das sind Whitney. Vor allem Max und Julien, aber auch die anderen Bandmitglieder, die sich schon lange kennen. Darauf führen sie auch die harmonische Stimmung zurück, die das locker-lässig dahinplätschernde Album ausstrahlt.
Viel reden musste man nicht.
Es ist nicht einfach, die passende Art von Dialog zu finden, so Max. Aber auch das sei ihrer vorhergehenden musikalischen - und vor allem bandinternen Erfahrung geschuldet, dass sie ziemlich schnell einen Draht zueinander hatten, wo der eine dem anderen auch mal sagen kann, was einfach gar nicht geht.
It’s easy to tell someone, that he’s good at what he’s doing. Or that what he does is actually good. But it’s not that easy to tell someone: Hey, wait. That sucks.
Vom Gefühl, dass die Musik, die du machst, eigentlich besser ist als du selbst
Julien kümmert sich hauptsächlich um die Texte, Max um die Gitarre, die prominent auch auf jedem der zehn kurzweiligen Songs den Ton – und die Melodie – vorgibt. Die Überbrückungszeit zwischen der einen und der anderen Band war „important for my growing as a writer“, so Julien.
Secretly Canadian
Das Debutalbum „Light Upon The Lake“ von Whitney ist via Secretly Canadian erschienen.
Das alles klingt so arrangiert, so theoretisch überlegt. Deshalb fügt Julien schnell hinzu, dass sich die Band in einem sehr organischen Prozess aus reiner Euphorie für die Sache so ergeben hat.
We just did the shit we ourselves wanted to listen for let’s say, 100.000 times. Because this is what we did.
“Dave’s Song” und “On Our Own”, die beiden ersten Songs, waren in zwanzig Minuten fertig. Whitney arbeiten intuitiv, wenn’s läuft, dann läuft’s. Das dachten sich Julien und Max zumindest anfangs, dann kam Max mit dem Akkord zur ersten Single „Golden Days“ daher. Julien war klar, dass er jetzt mal eine Nacht lang nicht schlafen wird, weil es ihn viel zu sehr beschäftigt, wie großartig er den Entwurf findet.
You know that feeling when you’re doing something great. Something even so great, it’s actually beyond your reach? I felt that way when we wrote down “Golden Days”.
Von der Liebe
Zwei weiße Chicagoer Jungs schreiben Songs über Herzschmerz, über Breakups. Das, finden sie auch selbst, klingt doch ein bisschen nach Cliche.
Aber es ist eben einfach so.
Die Songs, die – einer mehr als der andere – im Easylisteningmodus bequem durch die Boxen schnurren, sind im lyrischen Kern dann oft gar nicht so lässig. Es geht nicht nur um zwei happy guys, die da in der Sonne sitzen, ein bisschen die Saiten zupfen und darüber singen, wo sie heute Abend ausgehen werden.
Mehr Infos zur Band gibt's unter whitneytheband.com
When we thought about making this record, we knew, that if, it has to be wholehearted. Not that our music before wasn’t, but we of course have grown, too. We just wanted to do and write stuff that not only lasts for our friends, our listeners. But which lasts with us.
Whitney live? Whitney live!
Whitney, das ist also ein alter, vielleicht zorniger, oft trauriger Typ. Der Lebowski der 10er Jahre, vielleicht trinkt er statt White Russian aber doch lieber Averna Sour. Wenn er davon dann genug hat, der Schaukelstuhl auf der Holzterrasse sich Richtung Sonnenuntergang schwingt und die Jungs der Band Whitney sich dazusetzen, singt er vielleicht sogar ein bisschen mit.
Amy E. Price