Erstellt am: 9. 6. 2016 - 13:33 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-18, 09-06-16.
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16
EM-Journal '16-2: Der ÖFB-Kader, die Tests mit Malta und der Niederlande
EM-Journal '16-1, 11-05-16: Island und Ungarn
EM-Journal '16-4, 25-05-16: Portugal bleibt Favorit
EM-Journal '16-3, 20-05-16: Geheimfavorit England
EM-Journal '16-5, 27-05-16: Der Krieg, Russland und die Ukraine
EM-Journal '16-6, 30-05-16: Schweiz in Unform
EM-Journal '16-7, 31-05-16: Belgien, nicht mehr geheimer Geheimfavorit
EM-Journal '16-9, 01-06-16: Zlatan der Letzte und andere Schweden
EM-Journal '16-10, 02-06-16: Variable Deutschland
EM-Journal '16-11, 03-06-16: Tschech-o-Slowakei: grundverschieden.
EM-Journal '16-12, 04-06-16: Wie unterscheide ich Irland, Nordirland & Wales?
EM-Journal '16-14, 05-06-16: Noch hat Polen nichts gewonnen
EM-Journal '16-15, 06-06-16. Türkei und Kroatien, das Ottakringer Duell
EM-Journal '16-16, 07-06-16: Wundertüte Italien
EM-Journal '16-17, 08-06-16: Die Balkan-Außenseiter Albanien und Rumänien
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Tor: Iker Casillas (FC Porto/POR), David de Gea (Manchester United/ENG), Sergio Rico (Sevilla).
Abwehr: Sergio Ramos (Real Madrid), Gerard Piqué, Marc Bartra, Jordi Alba (Barcelona), Cesar Azpilicueta (Chelsea/ENG), Juanfran (Atlético Madrid), Hector Bellerin (Arsenal/ ENG).
Mittelfeld: Sergio Busquets, Andrés Iniesta (Barcelona), Mikel San José (Athletic Bilbao), Thiago Alcântara (Bayern München/D), Bruno Soriano (Villarreal), Koke (Atlético Madrid), David Silva (Manchester City/ENG), Cesc Fábregas, Pedro Rodríguez (Chelsea/ ENG),
Angriff: Aritz Aduriz (Athletic Bilbao), Nolito (Celta Vigo), Álvaro Morata (Juventus/ITA), Lucas Vázquez (Real Madrid).
Verletzt aus dem Kader ausgeschieden: Dani Carvajal (Real Madrid).
Stand-By: Isco Alarcon (Real Madrid), Saúl Ñíguez (Atlético Madrid).
In der Quali noch aktiv dabei: Paco Alcácer, Rodrigo Machado (Valencia), Santi Cazorla (Arsenal/ENG), Raúl Albiol, José Callejón (SSC Napoli/ITA), Munir El Haddadi (Barcelona), Diego Costa (Chelsea/ ENG), Juan Bernat (Bayern München/D), Vitolo (Sevilla), Juan Mata (Manchester United/ENG), Mario Gaspar (Villarreal), Nacho Fernández (Real Madrid), Xabier Etxeita (Athletic Bilbao).
In den Quali-Kadern sowie bei Tests waren noch dabei: Kiko Casilla (Real Madrid), Sergio Asenjo (Villarreal), Pau López (Espanyol); Óscar de Marcos, Iñaki Williams, Raúl García, Ander Iturraspe (Athletic Bilbao), Ignacio Camacho, Pablo Fornals (Malaga), Mario Suárez (Watford/ENG), Aleix Vidal, Sergi Roberto (Barcelona), Marco Asensio (Espanyol), Diego Llorente (Vallecano), Jorge Meré (Gijon), Denis Suárez (Vilarreal), Iñigo Martínez, Mikel Oyarzabal (Real Sociedad) und Juanmi (Southampton/ENG).
Out: Javi Martínez (Bayern München/D), Fernando Torres (Atlético Madrid), Ander Herrera (Manchester United/ENG), Jesús Navas (Manchester City/ENG), Roberto Soldado (Villarreal), José Luis Gayà, Álvaro Negredo (Valencia), Iker Muniain, Markel Susaeta (Athletic Bilbao), Asier Illarramendi (Real Sociedad), Nacho Monreal (Arsenal/ENG), Alberto Moreno (Liverpool/ENG), Borja Valero, Cristian Tello (Fiorentina/ITA), Jesé (Real Madrid), Javi García (Zenit St. Petersburg/RUS), Álvaro Domínguez (Borussia Mönchen-gladbach/D), Gerard Deulofeu (Everton/ENG), Bojan Krkic (Stoke/ENG) und auch Jonatan Soriano (RB Salzburg/AUT).
Zurückgetreten sind Xabi Alonso (Bayern München/ D), David Villa (New York City FC/USA), Pepe Reina (SSC Neapel/ITA), Víctor Valdés (Manchester United/ENG) und Xavi Hernández (Al-Sadd /KAT).
#fußballjournal16 #emjournal
Ja, genau, Spanien ist der Titelhalter, nicht Deutschland. Die waren Weltmeister in Brasilien 2014, 2012 hingegen (es dämmert, Polen und Ukraine, Finale gegen hoffnungslos unterlegene Italiener) war es der Weltmeister von 2010, der Europameister von Wien 2008. Ob sich aus dieser Hochblüte heraus (alle 3 Titel innerhalb von vier Jahren) etwas mehr, nämlich eine von Spanien mitdominierte Fußball-Zukunft etabliert, hängt stark vom anstehenden Auftritt der Furia Roja ab. Sollte das Team von Vicente del Bosque nämlich wieder schnell aus dem Bewerb kippen, kann das zu einem Rückfall in verdrängt geglaubte Zeiten führen. Nämlich dorthin, wo sich in Spanien alle (also Publikum UND Spieler) nur noch für die Klub-Teams interessieren und die Nationalmannschaft links liegen lassen; wie das (mit ganz wenigen Ausnahmen) bis Anfang dieses Jahrhunderts schon war.
2006 gab es erste Lebenszeichen, als Fußnote beim Sommermärchen: Man unterlag zwar wieder dem Viertelfinal-Fluch, zeigte aber unerwartet guten Ehrgeiz. Der zeigte (unter Luis Aragonés) 2008 Wirkung, als die spanische Equipe ein Machtvakuum nutzte (Deutschland im Ballack-Rückzugsraum, Italien überaltet, die Niederlande instabil...) und durchs Turnier fuhr wie das Messer durch die heiße Butter. 2010 und 2012 hatte sich das spanische Spiel als stilprägendes State-of-The Art bereits so massiv durchgesetzt, dass Gegner teilweise wie hypnotisierte Kaninchen wirkten. Die beiden Finalspiele stehen prototypisch für den massiven inhaltlichen Vorsprung, den der spanische Fußball damals (rein taktisch und systemisch) hatte. Aber die Konkurrenz lernt schnell und holt auf: Bei der WM in Brasilien kam das blamable Vorrunden-Out. Es war nicht so, dass Spanien so abgebaut hatte - die anderen hatten in gleichem Maße aufgeholt. Und im Gegensatz zu den Klub-Teams, bei denen nicht nur taktische Finesse, sondern auch individuelle Power, also finanzielle Macht die Basis für die Dauererfolge (Real, Barca, Atletico, Sevilla dominieren die Bewerbe seit Jahren) legen, lassen sich die vergleichsweise zusammengewürfelten nationalen Kampf-Gruppen eben nicht so leicht aufpimpen.
Spaniens Nationalteam sollte jetzt also liefern, um nicht wieder in die zweite Reihe abzusinken. Wobei "liefern" ganz konkret zumindest das Halbfinale bedeutet; alles andere ist ein Misserfolg.
Und da spricht einiges dafür, wenn auch einiges dagegen.
Das Faktor Fluktuation etwa passt. Vom 08er-Europameister sind etwa noch Casillas, Ramos, Iniesta, Silva oder Fabregas dabei. Busquets, Pique oder Pedro waren auch schon Weltmeister, Alba auch schon einmal Europameister.
Spanien adaptiert vergleichsweise vorsichtig, aufstrebende Jungstars werden nicht gerade schnell in kalte Wasser geworfen, und im Zweifelsfall zieht das Coaching Team die altbekannten Köpfe vor.
Außerdem kann Del Bosque davon ausgehen, dass die Spieler, die er einberuft, in jeder Hinsicht rundum gut aus- und weitergebildet sind: Sie kommen von den großen der spanischen Liga, den absoluten englischen Spitzenklubs, Bayern, Juve und Porto. Besser geht nicht.
Dann verlässt man sich seit bereits geraumer Zeit auf ein in jeder Lebenslage erprobtes Basis-Rezept: das 4-1-4-1 mit einem raumgreifend agierenden Sechser, der zwei Achtern den Rücken freihält, die wiederum direkt an das Kreativspiel der Flügel und des vordersten Angreifers angebunden sind. Das traditionell offensive Außenverteidigerspiel und die mächtige Lufthoheit bei Standards sind zusätzliche Offensiv-Waffen im generellen Matchplan "Einfach ein Tor mehr schießen, solange Druck machen, bis das klappt".
Dieses Ausgangs-System wird seit 2008 andauernd variiert. Manchmal mit einem vorsichtigeren Achter (Xabi Alonso interpretierte seine Rolle eher so), mit asymmetrischem Flügelspiel (einer eher inversiv, wie Inista, einer an der Außenlinie klebend, wie Navas oder früher Pedro) oder mit der Erfindung des falschen Neuners (Cesc Fabregas in seiner verwirrendsten Rolle).
Manches davon geschieht, um Makel auszugleichen. Wenn man etwa keine g'scheite Spitze hat (oder keinen Center, dem man vertraut, Jogi Löw kennt das auch), dann ist der zurückhängende Mittelstürmer der Marke Messi eben eine Alternative. Und es waren immer die vordersten Stürmer, die am ehesten so etwas wie eine spannische Schwachstelle waren: Fernando Torres, El Niño, erreichte nie mehr die Klasse von 2008, die Form von David Villa schwankte ebenfalls stark, der Versuch mit dem launischen Diego Costa scheiterte klar.
Und auch heuer entzündet sich wieder einiges an den Angreifern. Auch weil Vincente Del Bosque seinen klar besten Torschützen aus der Qualifikation, Paco Alcácer, zu Hause ließ. Er wäre ihm gerade zu formschwach. Wie wir aus dem Lehrbuch "Koller macht den Janko" ist das nicht die allerbeste Option, zumal in einem Großkader, dessen Stürmer nicht die überragende Qualität anderer haben. Del Bosque hat jetzt mit Aduriz, Vasquez und Morata einen alten Mann, ein Kind und einen Ersatzmann mit. Wie seit 2011 schwelt dieses Thema. Und der Vorwurf sich seit damals nicht intensiv genug mit Lösungen beschäftigt zu haben, trifft Del Bosque völlig zurecht.
Die zweite Baustelle befindet sich am entgegengesetzten Teil des Platzes: wird weiter Iker Casillas, der das letzte Turnier großteils mitverpatzt hat, das Vertrauen bekommen, oder der bessere Tormann, nämlich David De Gea? Da geht es nicht nur um objektivierbare Faktoren, sondern auch um Team-Hierarchien, Stimmungen und um den ewigen Kampf um das richtige Timing für Ablösen. Es sind ohnehin schon einige ehemalige Fixsterne (wie Mata, Cazorla, Navas, Xavi und Xabi) nicht mehr dabei.
Ansonsten sind die Formationen bestens besetzt. Im Mittelfeld auch auf höchstem Niveau und doppelt. Hinter der Einser-Abwehr schaut es etwas schütterer aus: mit Azpilicueta (außen beidseitig verwendbar) und Bartra gibt es exakt zwei eingespielte Ersatzleute, falls Sperren anfallen, andernfalls muss der für Carvajal nachnominiert Rookie Bellerin bzw San José oder Busquts innen einspringen. Das sind Notlösungen, die Del Bosque hinnimmt, weil er im Offensivbereich (wir erinnern uns: "Ein Tor mehr als die anderen") mehr Optionen haben mag. Dass er dabei lieber etwa auf den bulligen Bruno Soriano (keine Verwandtschaft) statt des Tricksters Saúl und auf Nolito anstelle des versatilen Isco zurückgreift, darf als Fingerzeig für eine Option auf einen diesmal vielleicht auch etwas rustikaleren Stil gewertet werden.
Der wird auch nötig sein.
Denn im Gegensatz zu etwa Gastgeber Frankreich ist Spanien in eine schwere Gruppe gelost worden, wo drei Gegner (Kroatien, Türkei, Tschechien) warten, die ihrerseits spielerische Mittel zum Einsatz bringen wollen und werden, und sich nicht - wie die meisten der Quali-Gegner - einfach hinten reinstellen werden.
Weil der Gruppensieger im Viertelfinale auf den sehr wahrscheinlichen Gruppensieger Frankreich treffen wird, ist ein zweiter oder gar dritter Platz für Spanien übrigens kein Beinbruch, sondern sogar eine strategische Option. Österreich kann schon im Achtelfinale auf Spanien treffen, wenn es nur Dritter wird und der titleholder seine Gruppe gewinnt. Auch ein Grund, eher lieber besser abzuschneiden.
Gefühlt kommt Spanien im aktuellen Wett-Ranking derzeit zurecht erst hinter Frankreich und Deutschland daher. Aber wie gesagt: Das Halbfinale würde schon reichen, um wieder aufzuzeigen.
Bestformation: Casillas/De Gea; Juanfran/Azpilicueta, Piqué, Sergio Ramos, Jordi Alba; Sergio Busquets; David Silva/Pedro, Thiago Alcântara/Koke, Cesc Fábregas, Andrés Iniesta; Aduriz/Morata
Finalkader: Iker Casillas (FC Porto/POR), David de Gea (Manchester United/ENG), Sergio Rico (Sevilla); Sergio Ramos (Real Madrid), Gerard Piqué, Marc Bartra, Jordi Alba (Barcelona), Cesar Azpilicueta (Chelsea/ENG), Juanfran (Atlético Madrid), Hector Bellerin (Arsenal/ ENG); Sergio Busquets, Andrés Iniesta (Barcelona), Mikel San José (Athletic Bilbao), Thiago Alcântara (Bayern München/D), Bruno Soriano (Villarreal), Koke (Atlético Madrid), David Silva (Manchester City/ENG), Cesc Fábregas, Pedro Rodríguez (Chelsea/ ENG), Nolito (Celta Vigo), Aritz Aduriz (Athletic Bilbao), Álvaro Morata (Juventus/ITA), Lucas Vázquez (Real Madrid).
PS: Weil Javi Martinez nie zur Diskussion stand, Xabi Alonso zurückgetreten ist und sich Xavi im katarischen Ausgedinge befindet, fällt diesmal die oberflächlichste Verwechslungsgefahr für reine WM/EM-Schauer weg.