Erstellt am: 8. 6. 2016 - 17:55 Uhr
The Future of Rock
Let there be Rock!
Am Mittwoch gibt FM4 die Devise "Let there be Rock" aus und feiert Rock'n'Roll in all seinen Facetten!
Es ist jetzt schon tatsächlich 18 Jahre her, seit Marilyn Manson mit der plakativen Zeile "Rock is deader than dead" das Ende eines ganzen Genres herbeibeschworen hat. Tot ist die Rockmusik seit damals aber immer noch nicht. Denn was von vielen als Aussterben der Musik betrachtet wird, ist eigentlich nur eine ständige Transformation. Ein Herausbrechen aus vordefinierten Kategorien, wie es schon seit der Entstehung des Genres stattfindet.
Kein Wunder daher, dass sich die Leute so schwer tun, genau zu definieren, was denn jetzt eigentlich Rock ist. Wenn sich etwas permanent bewegt und verändert, dann lässt sich das auch nicht leicht festnageln. Was Rockmusik alles sein kann und was es vor allem in Zukunft sein wird, repräsentieren unzählige Bands weltweit mit ihrer individuellen Auslegung des Genres. Zehn davon finden sich hier.
Savages
"Adore Life", das im Jänner erschienene zweite Album der Savages, ist ein Triumph, eine Abrechnung mit dem, was man oft Liebe nennt. Und ein Feststellen, dass diese Liebe die Antwort auf sehr vieles sein kann.
Savages repräsentieren eine schweißtreibende, atemlos machende Facette des Rock, gnadenlose Coolness und eine kompromisslose Durchführung der eigenen musikalischen Grundkonzepte. Das was Rock eben schon immer groß gemacht hat, wird hier noch größer, schärfer und eigensinniger realisiert.
Deafheaven
Dass man sich zu schreienden Vocals zurücklehnen und entspannen kann, scheint bizarr, wird aber von Deafheaven möglich gemacht. Die Band aus San Francisco mischt Black Metal mit Shoegaze und Verzerrung mit Ruhe.
Das ist Musik der endlosen Layer, die mit den Konventionen des Metal-Genres spielt, diese mal erfüllt, dann aber auch wieder ignoriert. Immer herausfordernd, immer einzigartig, Dreampop für die angry generation.
PPL MVR
PPL MVR ist unglaublich und wenn alles gut geht schon bald die größte Rockband der Welt. Drei Yetis (ja, Yetis!), die mit Vocodern und Metal-Gitarren erstklassige Mitgrölnummern im visuellen VHS-80er-Jahre-Gewand performen.
Mit all der pompösen Vermessenheit, die dem Rockgenre so zugrunde liegt (nicht zuletzt nennt sich die Band "the one and only") und der kompletten Anonymität und damit kreativen Freiheit, die das mit sich bringt, ist PPL MVR mehr als nur eine lustige Parodietruppe. Die Zukunft des Rock könnte in dem satirischen Auseinandernehmen seiner eigenen Vergangenheit liegen.
Myrkur
Amalie Bruun heißt das einzige permanente Mitglied der dänischen Black Metal Band Myrkur. Amalie spielt die Gitarre, den Bass und singt, produziert und komponiert. Was daraus entsteht ist teils atmosphärischer Ambience-Sound, teils überwältigende Distortion. Mit einer Stimme, die darüber stimmungsmäßig zwischen ruhigen Schlafliedern und brüllender Härte variiert.
Isolation Berlin
Man kann von Isolation Berlin halten was man will, kann ihnen vorhalten ihre Einflüsse zu offen zu präsentieren, die Joy Division- und Primal Scream-T-Shirts zu plakativ zu tragen.
Aber in all ihrem simplen Weltschmerz, in ihren einfachen Botschaften sind Isolation Berlin eine Band, die einer neuen Generation von Musikhörern einen Eintrittspunkt in das Vermächtnis des Rock liefert, eine Möglichkeit sich im Rückwärtsgang durch die Referenzbands und musikalischen Vorbilder der Gruppe zu arbeiten und damit zu entdecken, was es da draußen alles Schönes gibt.
Pinkshinyultrablast
Die Band aus Sankt Petersburg ist nicht nur die Gruppe mit dem vermutlich besten Namen der letzten Jahre, sondern auch ein musikalisch beeindruckendes Projekt, das versucht irgendwo zwischen Shoegaze, Funk und Post-Rock das eigene Genre zu definieren. Traumwandlerische Vocals, eingängige Melodien und eine zauberhafte Präsenz, die da von der Band ausgeht, die ihren Sound selbst als "Happy songs for happy zombies" beschreibt.
Wolf Alice
In den letzten Jahren hat sich viel getan in der Welt von Wolf Alice. Best New Artist bei den iTunes Awards, shortlisted für den Mercury Prize, nominiert für den Brit Award. Das Debüt-Album "My Love is Cool" schaffte es bis zur Nummer 2 der UK-Charts, von der Musikpresse wird die Band schon mit den ganz Großen des Genres verglichen.
Trotzdem schaffen es Wolf Alice ihren ganz eigenen Sound zu definieren, mit dem sie dank Zugänglich- und Eingängkeit auch noch ein ordentlich großes Publikum erreichen. The Sky is the Limit, solange man am Weg dorthin nicht vom Hype kaputt gemacht wird.
Nothing
Wenn sich eine Band Nothing nennt und die ein Album namens "Tired of Tomorrow" herausbringt, dann lässt sich dahinter schon eine ordentliche Portion Nihilismus vermuten. Die Gruppe aus Philadelphia bedient sich an diesem, bringt aber auch Einflüsse aus Punk- und Noise-Rock in ihren musikalischen Mix. Pointierte Songs über die scheinbar endlose Wiederholung derselben Emotionen, die musikalische Aufarbeitung des "Been there, done that"-Gefühls einer Generation von Menschen zwischen zwanzig und dreißig, die sich irgendwie dabei schwer tut, sich selbst zu kategorisieren. Und catchy sind die Tracks von Nothing auch noch.
Dispossessed
"The most uncompromising, unapologetic and important band in Australia", nannte Noisey Australien die Band aus Sydney. Die Musik von Dispossessed findet sich zwischen Black Metal, Noise Rock und Hardcore: wütend, hart und politisch. Das ist thematisch aufrichtige, kompromisslose pure Wut und Energie, die hier eine Haltung gegen soziale Misstände einnimmt und für ein besseres Morgen kämpft.
Babymetal
Babymetal könnte man leicht als einen "Novelty Act" abtun, als ein synthetisches Parodieprojekt. Das japanische Trio ist aber vielmehr als das, ein Zusammenfügen von Widersprüchlichkeiten und damit eine Dekonstruktion des klassischen Metal-Verständnisses. Gleichzeitig ist die Band aber auch einer der erfolgreichsten Acts der letzten Jahre, der es aus Japan heraus auch auf globale Bühnen schaffte. Womit die Gruppe auch als Chance gesehen werden kann, in Zukunft mehr des teils grandiosen Outputs der Insel einem weltweiten Publikum näherzubringen.