Erstellt am: 10. 6. 2016 - 06:00 Uhr
Die FM4 Sound Selection 34 ist da!
Pünktlich zum Sommerbeginn, wenn sich das ÖFB-Team nassforsch zum ersten genuin österreichischen Triumph der EM-Geschichte auftrainiert, sich die Rockfestivals im Osten Österreichs zum Volumenkampf rüsten und die Radiosender - spät aber doch - nach Konsens-Sommerhits Ausschau halten, präsentieren wir die frisch gepresste Sound Selection Vol. 34 - kompaktgelistet zwischen zwei CD-Deckeln.
Radio FM4
Superstar-Sommerhits
Teleman heißt die Band, die mit einer Single im Vorbeigehen den schon recht kalkulierbar gewordenen englischen Pop rettet, mit dem, was man von englischem Pop braucht: Eine lässig mäandernde Pop-Hookline, nonchalant eingestreiften Krach, melancholischen, hohen Kunstgesang der Sylvian / Mackenzie/ Almond Schule - und originelle Referenzen an Krautrock, DAF, ZTT Records und die kurzlebige deutschbritische Band Propaganda. "Düsseldorf" ist der Soundtrack für die, die den nicht in die Gänge kommenden Sommer gerne oben in einem Doppeldeckerbus verbringen. Ähnlich lagern Miike Snow "Genghis Khan" ihre Version des Badehit-Themas: Ein Lied, das einen Mörderfürst zum Titel hat, wird von einem sehnsuchtsvollen Falsett in Richtung Torch Song gelenkt, Tuttututu!
Mehr Onomatopoetik in Form von Scat Vocals macht "Come" von Jain zum startlöcherigsten Sommerhitmaterial seit "Jungle Drum", und niemand versteht, warum das nicht auch schon außerhalb der französischen Heimat zum Konsenshit des EM-Sommers ausgerufen worden ist.
Und was soll man noch von "Banshee" sagen, außer, dass es von der größten Künstlerin der Gegenwart stammt und gar nicht daneben gehen konnte... aber so ins Sommerhit-Schwarze hat Santigold eigentlich seit "L.E.S Artistes", vielleicht sogar seit "Say Aha" nicht mehr getroffen.
Schwelgen in Schönheit
Sich wegdrehend vom allzu oberflächlichen Konsum- und Liebskummer-Spaßpop hin zur Kunst, bleibt man an Martin Klein hängen, der bei uns schon lange als Geheimtipp gehandelt wird. "The Sun" versteckt sich nicht vor Scott Walker, vor Get Well Soon oder Polyphonic Spree, seine schweren Herbstakkorde markieren hoffentlich den Durchbruch für den bescheidenen Innsbrucker Pianisten. Und wenn dann der himmlische Cullen Omori (of Smith Westerns-Fame) dazu nicht den Galaxie 500-/Big Star-Gedächtnispreis bekommt ...
Jack Garratt und Louis the Child bestechen durch wundervoll komplexen, minimalistischen Soul, Rüfüs erinnert an die Hochzeiten des luftigen House Pop von Crystal Waters oder Everything But The Girl, Yeasayer breiten die Popsingle gewordenen Soundsensiblitäten der etwas still gewordenen Brooklyner Rock-Avantgarde aus, Foreign Air addieren die TV on The Radio-Gedächtnisnummer, Animal Collective springen nochmal drüber... Nicht das Material, das man auf Sommerhitsamplern des Frühstücksfernsehens der Welt findet, trotzdem ist auch hier Sommer-Material zuhauf zu finden.
Girlpower
Kann man "Girlpower" noch sagen, oder klingt man da wie ein vierzigjähriger männlicher Rockkritiker der Niederösterreichischen Apothekerzeitung? Manchmal ist es aber schwer zu vermeiden: Santigold ist eh klar, Jain ebenso, und auch Allison Mosshart lässt seit Längerem wieder ein kräftiges Lebenszeichen als The Kills hören.
Auf der ÖsterreicherInnen-Seite haben sich die Sawoff Sisters schon vor Längerem in Resisters umbenannt, die Vokalistin Lissa reitet den Electro-Störtrack "Side Note" von Palastics so unbeirrt nach Hause, als wäre sie bei Neneh Cherry in die Schule gegangen, Leyya und Eloui fordern die skandinavisch kühle Elektroklasse von Lykke Li und Fever Ray zum Tee. Als DiesDasSo liefert Female MC Yasmo die Angebernummer der Saison, sie hat "Gefühle" und krault sich die Eierstöcke ... Und darüber, was Mira Lu Kovacs alles kann, bleibt einem sowieso jedes Mal der Mund vor Bewunderung offen stehen.
1. | Santigold | Banshee |
2. | Jain | Come |
3. | Miike Snow | Genghis Khan |
4. | Neonschwarz | Atmen |
5. | Yeasayer | Silly Me |
6. | Animal Collective | Golden Gal |
7. | Foreign Air | Free Animal |
8. | The Kills | Doing It To Death |
9. | The Last Shadow Puppets | Bad Habits |
10. | Cullen Omori | Synthetic Romance |
11. | Rüfüs | Brighter |
12. | Teleman | Duesseldorf |
13. | Drangsal | Allan Align |
14. | Marcus Marr & Chet Faker | The Trouble With Us |
15. | Jack Garrat | Worry |
16. | Louis The Child feat. K-Flay | It’s Strange |
17. | Hylu & Jago feat. Kosher | Pressure (Ghost Writerz remix) |
18. | Moderat | Reminder |
19. | Boys Noize feat. Polica | Starchild |
20. | Jordan Klassen | Baby Moses |
21. | Cage The Elephant | Trouble |
Dialekt
Voodoo Jürgens ist da, und sein "Heite grob ma Tote aus" erzeugt in jedem Zugereistenherz so ein Wiener Kurt-Sowinetz-Gefühl, wie es nur ein Tullner Genie vermag. Fuzzman bekommt für seine Kifferhymne die Unterstützung des Obermillstätter Männergesangsvereins und hat diese voll verdient. Wo uns Ernst Palicek letztes Jahr den Sommer in Wien schmackhaft gemacht hat, tun dies jetzt Café Fatal mit dem seelenvollen Schönheitsfehler-Gedächtnis-Gstanzl "A schena Tog": Wo, außer in diesem Sommer in Wien, gibt es so schöne Alternativen wie "magst ins Wasser gehn oder spritz ma uns ei?".
"Ge Zuwa" vom Linzer "Staumtisch" ist das weinselig-tröstliche Männerpendant zu Skeros "Gfrei Di" .... und, ja, "du kunntast awengal dankbarer sei".
1. | Voodoo Jürgens | Heite Grob Ma Tote Aus |
2. | Fuzzman Feat. The Singin‘ Rebels | Für Eine Handvoll Gras |
3. | Café Fatal | A Schena Tog |
4. | Da Staummtisch | Geh Zuwa |
5. | Kreiml & Samurai Feat. Digga Mindz | Das Alte Liedchen |
6. | Palastic Feat. Lissa | Side Note |
7. | Leyya | Butter |
8. | Alex The Flipper Vs. Adi | Was It You |
9. | Gudrun Von Laxenburg Feat. Eloui | Moving Water |
10. | Robb | Down With It |
11. | Meno | Flashlights |
12. | Polkov | My Sweet Oblivion |
13. | Filou | Sound |
14. | Viech | Oh Elise |
15. | Resisters | Resisters |
16. | Martin Klein | The Sun |
17. | Kompost 3 Feat. Mira Lu Kovacs | Anthem |
18. | The Unused Word X Harry Jen | Kitty Of The Jungle |
19. | Mirac Feat. Kapazunda | Mit Dem Kopf Durch Die Wand |
20. | L.O.N.A. | # |
21. | Dies Das So | Gefühle |