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Maria Motter Graz

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5. 6. 2016 - 13:23

99 Problems

99 Boulderprobleme in allen Schwierigkeitsgraden gab es. Fairness wurde vorausgesetzt. Das Block Gfrasta fand sein Finale in Graz.

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Johanna Färber lacht. "Es ist ein bisschen ungewohnt, aber es haut ganz gut hin!" Zur Abwechslung ist die Boulderin Schiedsrichterin. Im Bloc House in Graz, wo das Finale des Block Gfrasta über die Wände geht, ist Johanna oft anzutreffen. Bei der Weltmeisterschaft im italienischen Arco kam sie im Bouldern auf den vierten Platz. Dabei war der Sport in ihrer Familie gar nicht verbreitet. "Wir haben uns daheim beim Stiegenaufgang eine kleine Wand gebaut, da trainieren meine Eltern jetzt auch ein bisschen."

Auch beim Block Gfrasta wird auf Eigenständigkeit gesetzt. Einen Monat dauerte die Qualifikationsphase, in der jede und jeder, der mitmachen wollte, sich mit 99 Boulderproblemen in allen Schwierigkeitsgraden, ca. 4c bis 8a, auseinandersetzen konnte. Die eigenen Ergebnisse trugen die BoulderInnen in eine Datenbank ein. SchiedsrichterInnen verfolgten die Griffe dann erst gestern beim Finale. Oder worauf achtet Johanna genau? "Man muss schauen, ob die Startposition und die Zone eingehalten worden ist und ob das Top stabil war".

Schiedsrichterin Johanna Färber und viele Zuschauerinnen und Zuschauer in der Kletterhalle Block House in Graz freuen sich und lachen

Maria Motter

Eine der SchiedsrichterInnen: Johanna Färber

99 Boulder in der Quali. Drei Stunden "Jam" oder korrekt betrachtet erneute Qualifikation im Finale mit fünfzehn Bouldern. Nach dem Finale noch das Superfinale. "Wirklich anstrengend!" Bei Wettkämpfen hätten sie gewöhnlich nur acht Boulder zur Qualifikation und vier Final-Bolder. "Heute ist es wirklich brutal", zollt Johanna den teilnehmenden Boulder-KollegInnen Tribut. Ihr nächster Wettkampf ist der Europa-Cup in Tirol.

Magnesiumbeutel, der wie ein Stofftier aussieht, und Flip-Flops auf den Matten

Maria Motter

Schummeln wäre nur peinlich

Immer wieder schenkt eine Boulderin einer anderen ein Lächeln, immer wieder klatschen die Boulder ab. Geht es immer derart fair bei Boulderbewerben zu? Würde jemand antreten, der behauptet, mehr geschafft zu haben und damit schummeln, wäre das letztendlich peinlich beim Antritt im Finale, antwortet Barbara Baumann. Die Grazerin kam ins Finale, wobei Bouldern für sie heute reine Leidenschaft ist. "Ich hab' mich überklettert in meiner Jugend!" Mit fünfzehn und vor fünfzehn Jahren trat sie bei Meisterschaften an.

Wie Tanzbewegungen schaut es aus, wenn die Boulderinnen und Boulder die Wände hoch sehen. Man versuche, sich die Route zu merken und sich vorzustellen, wie man sich bewegen werde. Sie mache das allerdings nicht so intensiv wie andere.

Boulderinnen schauen sich die gesteckten Routen an

Maria Motter

Boulder schauen sich die gesteckten Routen an und blicken die Wände hoch

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Gemeinsam sind sie KonkurrentInnen

Die letzten Routen waren bis zum Finale geheim. Zuerst schaut man sich zwei Minuten den Boulder an, dann ist man alleine vor dem Problem und für die Wertung zählen auch die Versuche und die eigene Kreativität.

Herausragend schön war gestern die Atmosphäre. Was die BoulderInnen im Finale geschafft hatten, hakten sie selbst ab. Irritieren einen die vielen ZuschauerInnen denn gar nicht? Sie habe gar nicht daran gedacht, dass Leute zugucken, sagt die Ergotherapeutin Christine Schaumberger. Man konkurriere, aber man gehe gemeinsam bouldern, probiere die Probleme gemeinsam und jede und jeder habe andere Lösungen. Das sei durchaus Standard beim Bouldern, findet Stefan Tscherner, der das Bloc House betreibt. Qualifikationen im Jam-Modus seien auch für die TeilnehmerInnen attraktiver. Und für die ZuschauerInnen und SchiedsrichterInnen augenscheinlich sowieso.

Eine erstaunte Schiedsrichterin und andere beeindruckte Zuschauer

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Drei Boulderinnen beim Klettern in den Wänden, zwei Zuschauer blicken hoch

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Maximal vier Meter fünfzig sind die Wände hoch, unten liegen Matten. Das ist es, was Bouldern vom Seilklettern unterscheidet: Man klettert ohne Seil, aber dafür in Absprunghöhe.
Boulderin hängt in der Wand

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Florian Fromm hat in Graz als Einziger in der Qualifikation alle 99 Boulder geschafft. Dominik Härtl sei "ganz solide" gewesen, gibt Johanna Färber einen Tipp ab. Bei den Mädels seien beide FinalistInnen, Miriam Frauenlob und Anja Šerbinek, "ziemlich fit" gewesen. Und so kam es dann auch!